Wenn Nachfolge weiblich ist: Wirtschaftsministerin trifft Übernehmerinnen

23. Mai 2013 | Kategorie: Landau, Regional, Wirtschaft

Heike Eberle stellte als erste Unternehmerin und Gastgeberin mit einem Bildvortrag ihre Firma Eberle Bau vor. Foto: Ahme

Landau. Wirtschaftsministerin Eveline Lemke traf acht Unternehmerinnen, die einen Handwerksbetrieb übernommen haben, bei Eberle Bau. Die Handwerkskammer Rheinhessen hatte zum Erfahrungsaustausch mit Chefinnen aus Handwerksbetrieben, Metzgerei, Bäckerei, Baubetrieb, Malerbetrieb, Unternehmen für Funkfernsteuerungssysteme, Friseur, Schreinerei und Elektro-Sanitär-Heizung eingeladen.

„Sie gehören damit zu der Minderheit der nur 12-25 Prozent weiblicher Unternehmensnachfolgerinnen“, so Lemke, die nach dem Willkomm durch Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz, Ralf Hellrich, die Anwesenden und natürlich besonders die Gastgeberin Heike Eberle, begrüßte.

Neben diversen Projekten wie Frauenmessen, Arbeitskreisen oder Aktionstagen (wie der bundesweite Aktionstag „Nachfolge ist weiblich!“, am 13. Juni) sei auch das Projekt SHE! Rheinland-Pfalz ins Leben gerufen worden. Es wird vom Wirtschaftsministerium unterstützt. Das Projekt hat gemeinsam mit der Handwerkskammer der Pfalz die Erfahrungsgruppentreffen „Nachfolge ist weiblich!“ initiiert. Diese unterstützt die Frauen bei ihrer persönlichen und beruflichen Managementstrategie. Die so genannten Übernehmerinnen absolvieren neben ihrer Leitungsfunktion sehr viele Weiterbildungen, betreuen eine Familie und engagieren sich ehrenamtlich.

„Nur jedes zehnte Familienunternehmen wird einer Tochter übergeben – trotz erheblicher Nachfolgeprobleme vieler Betriebe. Chefinnen sind auch sonst in der Minderzahl, wir brauchen aber die weiblichen Führungskräfte“, stellte Eveline Lemke fest.

Sie bemerkte auch, dass das Potenzial von Frauen als Unternehmensnachfolgerinnen und Führungskräfte noch längst nicht ausgeschöpft sei.
In dem Projekt SHE! Rheinland-Pfalz kommen landesweit Jungunternehmerinnen in Kontakt mit den betriebswirtschaftlichen Beratern der Handwerkskammern. Lemke: „In solchen Erfahrungskreisen findet Netzwerkarbeit statt; es werden Kontakte geknüpft und Informationen ausgetauscht.“

Bestes Beispiel für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge ist sicherlich Heike Eberle, die vor der Präsentation aller acht Übernehmerinnen eine kurze virtuelle Führung durch ihren Baubetrieb zeigte.

Pionier und Baumeister aus Leidenschaft sei der Firmengründer, ihr Großvater gewesen. Dessen Sohn Helmut hatte die Firma dann mit 150 Mitarbeitern sehr erfolgreich geführt. 2001 hat Heike Eberle die Führung übernommen, mit allen Problemen, wie der Umstellung auf den Euro. Mittlerweile musste sich die Firma auf die veränderten schwierigen Zeiten einrichten, beschäftigt nur noch 20 Mitarbeiter und konzentriert sich auf kleinere Aufträge.

Auszeichnungen wie die „Qualitätsmeisterschaft“ oder die „Handwerkerseite des Jahres 2012“ zeigen, dass sie damit richtig liegt. Ihr Leitmotto „Was du erwirbst von deinen Vätern, erwirb es um es zu besitzen“. Und sie weiß: „Ohne meine Vorgänger wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin“.

Dann kamen die Chefinnen der Handwerksbetriebe zu Wort. Sie hatten sich insgesamt sechs Mal zum moderierten Erfahrungsaustausch getroffen und in Seminaren und Workshops die Schwerpunkte Akquise, Selbst- und Messepräsentation, Kommunikation mit dem Kunden, Organisationsoptimierung, effizientes Unternehmensmanagement und Finanzcontrolling behandelt. Da man sich gut versteht, wurde bei dem Treffen in Landau ein eigenständiger Fortbestand des Netzwerkes beschlossen.

„Viele Wege führen nach Rom“ könnte man sagen, wenn man die Lebensläufe der Chefinnen betrachtet. Ein realistischer Blick auf das Machbare und den richtigen Einstiegszeitpunkt haben die meisten. Sie übernehmen die Führung, weil der Mann ausfällt, krank wird. Technik kann man sich aneignen, sagen sie. Wer in einer Handwerksfamilie groß geworden ist, bekommt auch Vieles nebenbei mit.

Der andere Weg: Petra Katz zum Beispiel hat Schreiner gelernt und ist nun in der vierten Generation Schreinerin mit Leib und Seele. Auch Simone Schönhöfer stammt aus dem Handwerk. Sie hat Malerin und Raumdesignerin gelernt und betreibt zusammen mit ihrem Bruder die Firma.

Wie man als Neuling vorgeht, weiß Astrid Benkel. Die Benkel Management Beratung war Coach der acht Frauen. Sie stellte fest, dass nicht allein der Blick auf betriebswirtschaftliche Themen, sondern in besonderem Maße auch die Berücksichtigung psychologischer Komponenten, ausschlaggebend für eine erfolgreiche Betriebsnachfolgeberatung sei.

Ihre wichtigste Erkenntnis: „Ein Betrieb lebt durch die Persönlichkeit seines Chefs“. (desa)

Wirtschaftsministerin Evelin Lemke plädiert für eine erhöhte Quote weiblicher Führungspersönlichkeiten. Foto: Ahme

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