Mittwoch, 17. April 2024

Weitere Ölanschläge in deutschen Museen – möglicherweise rechtsextremer Bezug

19. November 2020 | Kategorie: Nachrichten

Museumsinsel Berlin.
Foto: Pfalz-Express

Berlin  – Die Vandalismus-Aktion auf die Berliner Museumsinsel, bei der Unbekannte am Tag der Deutschen Einheit über eine Stunde lang unbemerkt rund 70 Kulturgüter mit Öl bespritzen konnten, ist nicht der einzige Vorfall.

Nach Recherchen von „Zeit-Online“ und Deutschlandfunk gab es im Sommer bei Paderborn eine ähnliche Tat, nur zwei Wochen vor der Berliner Attacke sei ein ähnlicher Vorfall auch im Schloss Cecilienhof in Potsdam entdeckt worden. Dort sollen Unbekannte unter anderem die Skulptur einer Amazone des französischen Bildhauers Louis Tuaillon attackiert haben. Die Ölspuren erstreckten sich vom Hals des Pferdes, auf dem die Kriegerin sitzt, bis auf deren Oberschenkel. Wie bei den beiden anderen Tatorten ist auch für Potsdam ein politischer Hintergrund als Motiv offenbar nicht auszuschließen.

Auf Schloss Cecilienhof fand unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Juli und August 1945 die Potsdamer Konferenz statt, bei der die USA, Großbritannien und die Sowjetunion über die Neuordnung Deutschlands berieten. Im Potsdamer Abkommen wurden die politischen und geografischen Rahmenbedingungen für den neuen deutschen Staat, seine Entmilitarisierung, die Höhe der Reparationszahlungen und der Umgang mit Kriegsverbrechern festgelegt. Die damit in Cecilienhof auch völkerrechtlich bestätigte Niederlage und das Ende des nationalsozialistischen Deutschen Reichs erkennt die zu Teilen rechtsradikale Reichsbürgerbewegung nicht an.

Die attackierte Amazonen-Skulptur steht im ehemaligen Arbeitszimmer der US-Delegation. Weitere Ölspuren fanden sich im Kaminzimmer und in jenem Raum, in dem in die historische Ausstellung zur Geschichte des Schlosses und der Potsdamer Konferenz eingeführt wird.

Auch die Tat in der Wewelsburg bei Paderborn, wo bereits im Juli Ölspuren an rund 50 Objekten festgestellt wurden, weist einen möglichen Bezug zur rechten Szene auf. Im sogenannten Obergruppenführersaal im Nordturm der Burg, die die Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 als Kultstätte, Wallfahrtsort und Versammlungsort für SS-Führer nutzten, befindet sich ein großes Bodenmosaik aus dunkelgrünem Marmor mit der sogenannten Schwarzen Sonne. Das Symbol dient der rechten sowie Teilen der völkischen Esoterikszene als Identifikationszeichen. Auch vor dem abgesperrten Saal fanden sich Ölspuren.

Öl wird in manchen religiösen oder kultischen Zusammenhängen eine reinigende oder heilende Kraft zugesprochen. Der sich selbst als rechtsextrem bezeichnende vegane Koch Attila Hildmann hatte über seinen Telegram-Account Botschaften geteilt, in denen das Pergamonmuseum als Sitz des Satan-Throns und als Zentrum der „globalen Satanisten-Szene und Corona-Verbrecher“ bezeichnet wurde. Sechs Wochen später, am ersten Tag, an dem das Pergamonmuseum nach einer coronabedingten Schließung wieder geöffnet war, fanden dort und in drei weiteren Häusern der Museumsinsel die Ölattacken statt. (dts Nachrichtenagentur/red)

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