Freitag, 19. April 2024

Vierteilige SWR-Dokumentation „Pfalzgeschichten“: Not macht erfinderisch…

12. April 2015 | Kategorie: Rheinland-Pfalz

„De Wald isch en Schinnerhannes“ – die „Holzmacher“ aus Gossersweiler-Stein demonstrieren anschaulich.
Foto: Saler

Pfalz. Wein und Schuhe, Bürstenbinder und Eisenbarone, Not und Erfindungsgeist: Pfalz und Pfälzer bieten reichlich Stoff für vier SWR-Dokumentationen, in denen die Autoren Tilman Büttner und Harold Woetzel rund 250 Jahre Historie und Kultur der Region effektvoll in Szene setzen.

Sendetermine „Pfalzgeschichten“: „Der Weinadel von Deidesheim“ , So. 19. April, 20.15 Uhr,  „Neusiedler und Auswanderer“ , So. 19. April, 21 Uhr. „Schuster, Hausierer und Eisenbarone“, So. 26. April, 20.15 Uhr, „Der Rebell und das Weinwunder“, So. 26. April, 21 Uhr im SWR Fernsehen.

Der Dreißigjährige Krieg und vor allem der Pfälzische Erfbolgekrieg hinterlassen Tod und Verwüstung in der Pfalz. 80 Prozent der Bevölkerung wird vertrieben oder getötet, mächtige Kirchen und Burgen zerstört. In Folge werden aus ganz Europa Neu-Siedler für die Pfalz angeworben: Tiroler, Italiener, Sachsen, Luxemburger und jene, die aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit verfolgt werden, wie die Mennoniten aus der Schweiz oder die Hugenotten aus Frankreich.

Viele finden Zuflucht und eine neue Heimat auf verbrannnter Erde. Ihre Kenntnisse bringen sie mit: neue Landbau-Methoden, die Art ihre Häuser zu bauen und neue Kulturpflanzen, wie den Tabak und die „Grumbeer“, die selbst auf kargem Boden gedeiht und Überleben für ganze Familien sichert.

Die Menschen ernähren sich von allem, was der Wald hergibt, sammeln Pilze, Beeren und „Keschde“. Das Vieh wird auf die Waldweide getrieben, Schweine suchen sich ihr Futter in Buchen- und Eichenwäldern und als Einstreu müssen „Sträsel“ dienen – trockenes Laub. Gefeuert wird mit Leseholz und wer sich erlaubt von einem Baum einen dürren Ast abzusägen und dabei erwischt wird, steht als „Holzfrevler“ unter Anklage….

Während die Bewohner der lieblichen Vorderpfalz, mit dem milden Klima und den fruchtbaren Böden, dank harter Arbeit gut existieren können und der Pfälzer Wein ihrer Seele zusätzlich Leichtigkeit verleiht, ist das Überleben im Pfälzer Wald und der Westpfalz ungleich schwerer.

Wer hier seinen Unterhalt bestreiten will, muss Erfindungsgeist an den Tag legen: So entwickelt sich in Ramberg aus der Not das Bürstenbinderhandwerk, so entstehen Steinbrüche, denn der rote Sandstein lässt sich als Baustoff vermarkten, so wird das Eisenerz entdeckt, dass den „Eisenbaronen“ zu blühendem Wohlstand verhilft, so werden arbeitslose Soldaten zu „Schlabbeflickern“ und Begründern der westpfälzischen Schuhindustrie….
Die „Pfalzgeschichten“ machen Geschichte lebendig. Prädikat: Auf alle Fälle sehenswert! (sag)

Eine Menge Technik ist nötig, um einfaches, bäuerliches Leben in eindringliche Fernsehbilder zu verwandeln.
Foto: Saler

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