Vertreterversammlung der VR Bank Südpfalz erstmals online

21. November 2020 | Kategorie: Wirtschaft in der Region

Coronabedingt lud die VR Bank Südpfalz ihre Vertreter in diesem Jahr erstmals zu einer virtuellen Vertreterversammlung ein. Die Live-Übertragung erfolgte vom Hauptsitz der Bank in Landau. Vor den Kameras saßen von links: Christoph Ochs (Vorstandsvorsitzender der VR Bank Südpfalz), Wolfgang Wiesner (Aufsichtsratsvorsitzender der VR Bank Südpfalz) und Thomas Ehl (stellv. Aufsichtsratsvorsitzender der VR Bank Südpfalz)
Foto: VR Bank Südpfalz

Landau. Am 16. November 2020 fand die erste virtuelle Vertreterversammlung in der 155-jährigen Geschichte der VR Bank Südpfalz statt.

Die in diesem Jahr neu gewählten Vertreter der rund 52.000 Mitglieder der Bank waren eingeladen, ihr Mitbestimmungs- und Mitspracherecht via Internet auszuüben. 187 der 516 Vertreter haben sich mit individuellen Zugangsdaten auf dem Versammlungsportal eingewählt und über die Verwendung des Jahresüberschusses beschlossen, den Vorstand und Aufsichtsrat der Bank entlastet, Mitglieder des Aufsichtsrates gewählt und Fragen an den Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaftsbank gestellt, die sie bewegt haben.

Wie der Aufsichtsratsvorsitzende der VR Bank Südpfalz Wolfgang Wiesner in seiner Begrüßung erwähnte, hätte die Bank wie in den Jahren davor lieber zu einer Präsenzveranstaltung in die Landauer Jugend-Festhalle eingeladen, aber die Covid-19-Pandemie ließ dies nicht zu.

Zur Bekämpfung der Auswirkungen der Pandemie hat der Gesetzgeber Erleichterungsregelungen erlassen, so dass die Versammlung virtuell und in der zweiten Jahreshälfte durchgeführt werden konnte. Die Regelungen ermöglichten auch dem Aufsichtsrat der Bank, in einer Sondersitzung im Juni dieses Jahres, den Jahresabschluss 2019 festzustellen, so dass das Geschäftsjahr 2019 bilanzmäßig abgeschlossen werden konnte.

Der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ausgesprochenen Empfehlung an alle Banken, im Zuge der Pandemie und den damit nicht abschätzbaren Risiken auf die Zahlung einer Dividende zu verzichten, kam der Bankvorstand mit einem neuen Gewinnverwendungsvorschlag nach: Die vorgesehene Dividendenzahlung aus dem Jahresergebnis 2019 solle in diesem Jahr nicht zu Ausschüttung gebracht werden, sondern als Gewinnvortrag in das nächste Jahr vorgetragen werden.

„Wir planen die Ausschüttung der Dividende für das Jahr 2019 und das Jahr 2020 im nächsten Jahr gemeinsam vorzunehmen“, so Christoph Ochs, Vorsitzender des Vorstandes der VR Bank Südpfalz. Die Versammlung stimmte dem Vorschlag zu.

Die VR Bank Südpfalz hat das Geschäftsjahr mit einem guten Ergebnis beendet, so Ochs im Bericht des Vorstandes. Die dreistufige Strategie der Bank „Wachsen, neue Ertragsquellen erschließen und Prozesse optimieren“ brachte in einem herausfordernden Umfeld den geplanten Erfolg, so dass die selbst gesteckten Ziele erreicht und sogar übertroffen wurden.

Bilanzsumme konnte gesteigert werden

Das südpfälzische Kreditinstitut konnte seine Bilanzsumme um 9,2 Prozent auf 2,341 Milliarden Euro steigern. „Die alles überragende Position in unserer Bilanz ist das Kundenkreditvolumen“, betonte Ochs, das um 114 Millionen Euro auf 1,708 Milliarden Euro gewachsen ist. „Dies ist die größte Steigerung, die wir im operativen Geschäft je erzielt haben“, so der Bankvorstand.

Im Kreditgeschäft wurden 3.698 neue Kredite mit einem Gesamtvolumen von 534 Millionen Euro verliehen. „Damit zeigen wir deutlich, dass wir unserer Aufgabe als Kreditgeber in der Region für Unternehmen und Privatpersonen nachkommen“, fügt Ochs an.

Die Einlagen der Mitglieder und Kunden sind im vergangenen Geschäftsjahr trotz schwieriger Zinssituation um 6,8 Prozent auf 1,769 Milliarden Euro gestiegen. Immer mehr Kunden entscheiden sich für attraktive Wertpapierformen, so dass das verwaltete Wertpapiervermögen der Bank um 4,1 Prozent auf 753,7 Millionen Euro anstieg.

Das Anlagevolumen bei Verbundpartnern wuchs um 5,4 Prozent auf 366,9 Millionen Euro.
Die VR Bank Südpfalz verfügt über eine gute Ausstattung mit Eigenkapital, so Ochs. Fünf Prozent kamen im Berichtsjahr 2019 hinzu, so dass zum Jahresende 277 Millionen Euro zu Buche standen; darunter die Geschäftsguthaben der 51.847 Mitglieder.

„Eine hohe Eigenkapitalquote ermöglicht uns, auch in Zukunft Bankgeschäfte zu betreiben und Risiken einzugehen, was ein wesentlicher Auftrag unseres Hauses ist“, sagte der Bankvorstand.

Obwohl die Bank stark gewachsen ist, war das Zinsergebnis wieder rückläufig und sank um 1,3 Prozent auf 38,2 Millionen Euro. „Um die wegbrechenden Zinserträge aufzufangen müssen wir im Provisionsergebnis zulegen und unsere innovativen Geschäftsfelder erweitern“, gab Ochs vor.

Das Provisionsergebnis konnte 2019 um 2,3 Prozent auf 17,9 Millionen Euro gesteigert werden; rund 10 Prozent des Betriebsergebnisses entfielen auf innovative Geschäftsfelder.

Allem voran das Video-Kommunikationssystem VR-SISy, das mittlerweile sogar in Norditalien angekommen ist und Ochs zufolge auch österreichische Banken auf sich aufmerksam gemacht hat.

Was den Bankvorstand ein wenig ärgert aber gleichermaßen stolz macht, ist, dass das Video-Kommunikationssystem von Nachahmern versucht wird zu kopieren. „Wer hätte am Anfang gedacht, dass unsere SISy einmal „state of the art“ wird“, fügte der Bankvorstand an.

„Wir müssen immer darüber nachdenken, ob so, wie wir es bisher getan haben, in der Zukunft noch richtig ist“, blickte Ochs auf die dritte Säule der Bankstrategie „Prozesse optimieren/Kosten senken“.

Filialkonzept zeigt Wirkung

Das Filialkonzept zeige Wirkung. Obwohl die VR Bank Südpfalz nach wie vor mit 38 Filialen breit in der Region vertreten sei, konnten durch VR-SISy Personal- und Verwaltungsaufwendungen reduziert werden. Dabei beruhe das Abschmelzen von Personal nicht auf Kündigungen, sondern hat sich ausschließlich durch natürliche Fluktuation ergeben, so der Vorstandsvorsitzende. Die VR Bank Südpfalz werde nicht aufhören, gute Kräfte für die Zukunft auszubilden.

Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr erwartet Ochs ein solides und zufriedenstellendes Jahresergebnis. Das Kundenkreditgeschäft werde weiter stark wachsen; die Kunden mehr alternative Anlageformen nutzen, wie Wertpapiere oder Gold. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft bleibe vorerst auf einem niedrigen Niveau, da die Auswirkungen der Pandemie erst in den nächsten Jahren spürbar werden.

Roboter schaffe Freiräume in der Sachbearbeitung

„Das Zinsergebnis sinkt weiter. Wir müssen unser Geschäftsmodell daran ausrichten“, so Ochs. „Die drei strategischen Stoßrichtungen werden uns die nächsten Jahre begleiten.“ Mehr Effizienz erwartet Ochs durch Digitalisierungsprozesse: Mit einem Avatar werde die Bank künftig im Kundendialog positiv überraschen; ein Roboter schaffe Freiräume in der Sachbearbeitung.

„Unsere Entwicklungen werden den Kontakt von Mensch zu Mensch nicht ablösen, sondern Teilprozesse übernehmen, die Abläufe zwischen Kunde und Bank vereinfachen“, erläutert Ochs.

Mehrfach gingen Fragen von Vertretern beim Fragegremium um die Vorstandsmitglieder Jürgen Büchler und Clifford Jordan ein, wie sich die Genossenschaftsbank zu Fusionen positioniere. „Es gibt bei uns eine klare Beschlussvorlage von Aufsichtsrat und Vorstand, dass wir gerne Gespräche mit angrenzenden Banken aufnehmen“, antwortete Ochs. „Wir sind der Auffassung, dass Fusionen ein sinnvolles Mittel sind, um sich langfristig den Herausforderungen der Zukunft zu stellen.“

Im letzten Wahlgang stellten sich die durch Ablauf der Wahlzeit ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsrates Andrea Jung (Edenkoben), Rainer Jung (Venningen), Rita Rabold (Burrweiler) und Markus Reichling (Bellheim) zur Wiederwahl. Die Versammlung wählte die vier Kandidaten per Einzelabstimmung erneut in das Gremium.

 

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