Samstag, 27. April 2024

Über 100 Fachleute schreiben Brandbrief gegen Grenzwerte

23. Januar 2019 | Kategorie: Wirtschaft

Luft-Mess-Station.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Berlin – Die These, dass Feinstaub und Stickstoffverbindungen in deutschen Städten gesundheitsgefährdend seien, wird von mehr als 100 Wissenschaftlern bezweifelt.

In einem Papier, über das die „Welt“ berichtet, heißt es, die Unterzeichner sähen „derzeit keine wissenschaftliche Begründung für die aktuellen Grenzwerte für Feinstaub und NOx“.

Sie fordern daher eine Neubewertung der wissenschaftlichen Studien durch unabhängige Forscher. Am Mittwoch soll das Papier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der Deutschen Lungenstiftung und des Verbandes Pneumologischer Kliniken im Internet veröffentlicht werden.

Das Papier greift die Argumentation insbesondere der Weltgesundheitsorganisation WHO auf, nach der es durch Stickstoffverbindungen (NOx) in der Luft bis zu 13.000 und durch Feinstaub bis zu 80.000 zusätzliche Sterbefälle pro Jahr geben soll.

Dem entgegnen die Wissenschaftler in ihrem Papier, etwa die gleiche Anzahl an Menschen in Deutschland sterbe im Jahr an Lungenkrebs durch Zigarettenrauch und an chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD): „Lungenärzte sehen in ihren Praxen und Kliniken diese Todesfälle an COPD und Lungenkrebs täglich; jedoch Tote durch Feinstaub und NOx, auch bei sorgfältiger Anamnese, nie.

Bei der hohen Mortalität müsste das Phänomen zumindest als assoziativer Faktor bei den Lungenerkrankungen irgendwo auffallen.“

Der Lungenmediziner Dieter Köhler, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und nun Mitverfasser des Papiers, hält darum die Grenzwerte, die per EU-Verordnung erlassen wurden, für „völlig unsinnig“. Köhler sagte der „Welt“, dass die WHO-Studie wesentliche Aspekte ausklammere, wenn sie die etwas kürzere Lebenserwartung von Anwohnern verkehrsreicher Straßen mit der Lebenserwartung in besseren Wohngegenden vergleiche.

„Unter den Menschen, die in Gegenden mit besonders hoher Feinstaubbelastung wohnen, gibt es mehr Raucher, es wird mehr Alkohol konsumiert und weniger Sport getrieben. Das alles hat mehr Auswirkungen auf die Gesundheit als etwas Feinstaub.“ (dts Nachrichtenagentur) 

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Ein Kommentar auf "Über 100 Fachleute schreiben Brandbrief gegen Grenzwerte"

  1. Philipp sagt:

    Fakten interessieren im Zusammenhang mit diesen Grenzwerten nun wirklich nicht.
    Viel wichtiger sind solche Fragen:
    – nützt das den „Rechten“?
    – könnten diese Infos „instrumentalisiert“ werden?
    – wäre eine Sachentscheidung aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse eventuell populistisch?
    – Jeder, der an den publizierten Regierungsverlautbarungen etwas auszusetzen hat, ist sowieso „Rächz!“ oder zumindest ein Nazi!
    Um zu vermeiden, dass es „den Rechten nützt!“ oder „instrumentalisiert werden könnte“ sind alle Staatsgewalten (incl. der „vierten Gewalt“) bereit, notfalls auch den Weltuntergang in Kauf zu nehmen!
    Wenn demnächst Europawahl ist, könnten die Wähler denen, die diesen Unsinn mit den Grenzwerten auf den Weg gebracht haben, per Stimmzettel ihre Meinung sagen.