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SÜW-Jubiläumsempfang: „Früher hieß es Paradies, jetzt Südliche Weinstraße“

9. Juni 2019 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Regional

Bei schönstem Wetter feierte der Kreis seinen 50. Geburtstag.
Fotos (auch Galerie: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Kein gewöhnlicher Kreisempfang war es, sondern ein Jubiläumsfest: Mit Musik, Reden und gutem Essen feierte der Kreis Südliche Weinstraße seinen 50. Geburtstag.

Auf dem Fest-Gelände vor dem Kreishaus, das zum Parkplatz hin erweitert worden war, genossen die vielen Gratulanten das gute Wetter und die Kommunikation untereinander.
Das Kreisjugendorchester und der neu gebildete Chor der Kreisverwaltung unterhielten die Gäste im musikalischen Bereich. Auch das Jubiläumsbuch aus dem Knecht Verlag „50 Jahre Südliche Weinstraße – Erfolgsgeschichten eines Landkreises“ wurde kurz vorgestellt. Markus Knecht übergab Landrat Seefeldt offiziell das erste Exemplar.

Markus Knecht (r.) übergab das erste Buchexemplar an Landrat Dietmar Seefeldt.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landrat Dietmar Seefeldt nebst Beigeordnete Marcus Ehrgott, Helmut Geißer und Bernd Lauerbach sowie den Weinprinzessinnen der Südlichen Weinstraße Anna Fath und Iris Rehm, freuten sich besonders, auch etliche Ehrengäste begrüßen zu können, darunter Europaabgeordnete Christine Schneider, Staatssekretär und MdB Dr. Thomas Gebhart, MdB Thomas Hitschler, die MdLs Alexander Schweitzer, Wolfgang Schwarz und Martin Brandl sowie Ministerpräsident a.D. Kurt Beck. Auch die Landrätinnen Dr. Susanne Ganster (Südwestpfalz) und Dorothea Schäfer (Mainz-Bingen), Landrat Dr. Brechtel (GER), Dr. Ingenthron für die Stadt Landau, sowie Festredner Dr. Bernhard Vogel, waren zur Feier gekommen.

Theresia Riedmaier bis 2017 Landrätin der SÜW und der Gründungslandrat, Pfarrer Gerhard Schwetje, wurden von Seefeldt später noch auf die Bühne geholt. Schwedtje ist übrigens der bisher einzige Ehrenbürger des Landkreises SÜW.

Würde Heiner Geißler noch leben, hätte er sicherlich die Festrede zum Kreisjubiläum gehalten – „das hätte ich ihm sofort zugetraut“, so Seefeldt. Dr Bernhard Vogel sei ein ebenso besonderer Mensch, der authetisch nochmals eine andere Sicht der Dinge einbringe.

Vogel war Ministerpräsident in zwei Bundesländern: „Das ist etwas, was es vermutlich nie wieder geben wird“, so Seefeldt anerkennend. In der Zeit der Landkreisbildung war er Kultusminister und Mitglied des rheinland-pfälzischen Kabinetts.

„Früher hieß es Paradies, jetzt heißt es Südliche Weinstraße“, zitierte Vogel einen Bürger.

Als im Jahr 1969 die Politik in Rheinland-Pfalz beschloss, Gebietsreformen durchzuführen, entstanden aus 34 Landkreisen 24 und aus fünf Regierungsbezirken wurden drei. Auch die Landkreise Landau und Bad Bergzabern wurden neu geordnet.
Helmut Kohl habe das Land, das damals „noch nicht fit gewesen war“ modernisiert und sei dafür auch von manchen Bürgern beschimpft worden.

Alle Landräte hätten das Beste für den Kreis gegeben, bekräftigt Vogel. Der damalige Landrat Schwedtje könne durchaus als „Vater des Landkreises“ angesehen werden: „Er ist zurecht Ehrenbürger geworden“.

Landrat Seefeldt mit den Beigeordneten Marcus Ehrgott, Helmut Geißer und Bernd Lauerbach (v.r.n.l.)
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Dr. Vogel erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die Verdienste von Heiner Geißler, August Ziegler und Kurt Beck um den Landkreis.
Sein Rückblick galt der Partnerschaft mit Ruanda und er wünschte sich neue Schulpartnerschaften mit dem afrikanischen Land.

Sehr ausführlich ging er auf Gebietszusammenlegungen ein („Jetzt gibt es ja wieder neue Debatten darum“). Vor 25 Jahren habe er eine Reform in Thüringen machen wollen. Dort sei der Versuch am Widerstand der Kommunen gescheitert. Man benötige Fingerspitzengefühl, der Bürger müsse im Mittelpunkt stehen, so Vogels Erfahrung aus dieser Zeit. Nicht nach Reißbrett solle bewertet werden, denn die lokale Identität dürfe nicht verloren gehen. „Die Kenntnis der Örtlichkeit ist die Seele einer Gebietsreform“.

Der Begriff der Heimat („es ist gut, dass das wieder aufgegriffen wird“), das Heimatgefühl als solches sei wichtig. „Wer Europa stärken will, muss den Wunsch nach Heimat ernst nehmen“. Für diesen Bereich sei die kommunale Ebene zuständig. „Was vor Ort entschieden werden kann, soll auch hier entschieden werden und nicht in Mainz oder Brüssel“.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Landkreise sieht Vogel in der besseren Erschließung des ländlichen Raums. Da sei SÜW sehr gut aufgestellt und habe vorgesorgt. Beim kommenden Rheinland-Pfalz-Tag könne die ganze Schönheit des Landkreises gezeigt werden“, freute sich Vogel schon jetzt auf das Landesfest.
„Krempelt die Ärmel hoch, damit ihr auch 100 Jahre Landkreis Südliche Weinstraße noch feiern könnt“.

Festredner Dr. Bernhard Vogel.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landrat Seefeldt bedankte sich bei Vogel für die „sehr berührenden und einfühlsamen Worte“.
In seiner Rede sprach er darüber wie die „Fiktion Südliche Weinstraße“, das bloße Gedankenkonstrukt, in den 50 Jahren mit Leben erfüllt worden sei.

Er erinnerte an seine Vorgänger Schwedtje, Link, Weber und Riedmaier, die sich alle für den Landkreis auf ihre Weise einsetzten.

Die Stärken des Landkreises sieht Seefeldt in der Touristik, im Wein, im Unesco-Kulturerbe Pfälzerwald.

Er sprach die neuen Aufgaben Klimaschutz und Digitalisierung an. Die Verbindungsstrecke zwischen Landau und Germersheim und die Reaktivierung zahlreicher anderer ÖPNV-Verbindungen stünden auf zahlreichen politischen Agenden: „Auch hier scheint das politische Handeln vom Thema Umwelt-und Klimaschutz bestimmt und das ist gut so!“

Eine Fortschreibung der „Geschichte Südliche Weinstraße“ heiße auch, sich an die Geschichte erinnern, so Seefeldt und sprach gleichzeitig eine Einladung zu den Kulturtagen der Südlichen Weinstraße mit dem Chawwerusch Theater, aus. Das Chawwerusch-Theater sucht mit recherchierten Auswanderungsschicksalen der frühen 1830er Jahre nach dem Heute im Damals. Das Stück – eine Wiederaufnahme – ist ein Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion und Auseinandersetzung mit dem Thema „Heimat“.

Damals vor 50 Jahren und auch heute, wüssten die Menschen nicht, „wo die Reise hingeht“, aber man könne den Weg schon mal vorgeben. Der Landkreis habe dies mit dem neuen Logo und dem
Leitspruch: Die Südliche Weinstraße – wir sind auf dem richtigen Weg“ im Blick.

Die alten Schilder des Landkreises, neun an der Zahl, wurden im Anschluss in einer unterhaltsamen Aktion von Christian Hormuth versteigert. Der Erlös, zirka 4000 Euro, kommt dem Hospiz Landau-Südliche Weinstraße zugute. (desa)

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