Speyer: Neujahrspredigt von Bischof Wiesemann: Von Kontrollverlust und Vertrauen

2. Januar 2017 | Kategorie: Allgemein, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer
Bischof Wiesemann an Silvester. Foto: Yvonne Wagner

Bischof Wiesemann an Silvester.
Foto: Yvonne Wagner

Speyer – Bischof Wiesemann rief zum Jahresabschluss im Speyerer Dom dazu auf, sich trotz vieler Unsicherheiten nicht von Angst lähmen zu lassen.

Im vollbesetzten Dom zu Speyer verabschiedeten die Gläubigen am Silvester-Nachmittag gemeinsam mit dem Bischof das alte Jahr und baten um Gottes Beistand für das neue. In Zeiten politischer Umbrüche und einer ungewissen Zukunft forderte der Bischof die Menschen auf, sich nicht „vermeintlich vorbestimmten Situationen zu fügen, sondern mit Gottvertrauen die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.“

Wiesemann zeigte Verständnis, dass die zahlreichen unberechenbaren Situationen auf der Welt Angst auslösten: „Es gibt berechtigten Grund zur Sorge. 2016 hat sich für mich das Wort Kontrollverlust in den Mittelpunkt geschoben“, sagte er.

Weiter sprach er sprach von Kontrollverlust auf der Weltbühne, von Demokratien, die sich in Diktaturen wandeln oder vom um sich greifenden Populismus. Bei dem Grundgefühl des Kontrollverlustes schwinge Angst und Sorge mit – auch Angst um die eigene Sicherheit. Das könne die Freiheit einschränken, das eigene Leben zu entfalten. Mehr noch: „Wie geht es mit dem demokratischen Engagement weiter?“, fragte der Bischof.

Dennoch könne jeder Mensch mit seinem Handeln in der Gesellschaft wirken und sie verändern. Er rief auf, sich von der einschleichenden Angst nicht lähmen zu lassen, sich dem Schicksal nicht einfach zu ergeben, sondern schwierige Situationen anzunehmen und die Zukunft selbst zu gestalten. Mit „Vertrauen auf Gott“ gelinge dies.

Als Gegenbeispiel für mangelndes Vertrauen führte er den Ausspruch „Wir schaffen das“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel an. Dieser Satz „dient nicht zum Moralappell“, meint Bischof Wiesemann. Merkels Satz funktioniere nicht ohne ein tiefes Vertrauen. (red/Yvette Wagner)

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Ein Kommentar auf "Speyer: Neujahrspredigt von Bischof Wiesemann: Von Kontrollverlust und Vertrauen"

  1. Haardtriechel sagt:

    …ein gut genährter, in edelste Stoffe gekleideter, älterer Herr, mit einem großen, goldenen Hut und einem Hirtenstab, empfiehlt zur Beherrschung der komplexen Probleme unserer, gemäß seinem Glauben in 6 Tagen erschaffenen Welt, den anwesenden Männern und den aus der Rippe eines Mannes erschaffenen Frauen, sich nicht von der Angst, um z.B. die Zukunft unserer Kinder, die er selbst, bedingt durch einen mittelalterlichen Ritus, nie haben wird, lähmen zu lassen und Vertrauen zu haben, in Gott und in – na wen wohl?, genau- Angela Merkel.
    Das nenn ich mal säkular, faktenorientiert und selbstverständlich das absolute Gegenteil von populistisch.
    Das er sein durchaus üppiges Grundgehalt von 9.000-12.000 /Monat (plus Zulagen für Ämtchen und Pöstchen) aus allgemeinen Steuermitteln (nicht Kirchensteuern!) erhält, ohne davon Abgaben für Arbeitslosen- und Rentenversicherung zahlen zu müssen und trotzdem einmal ca.70% seiner Besodlungstufe als Rente bekommt, eine Dienstwohnung und eine Dienstwagen nutzen kann und ihm bei der Krankenversicherung die Vorzüge eines Staatsbeamten zugute kommen (ca. 50% Rabatt), dürften die säkulare Grundhaltung und die politische Neutralität den jeweils Herrschenden gegenüber, zusätzlich verstärken.
    Und bevor mich jemand missversteht: das hier hat nicht mit dem Christentum zu tun, sondern nur mit seinen selbsternannten, monopolistischen Glaubensverwaltern, die besser daran täten, sich weniger als Speerspitze politischer Fraktionen und vielmehr als Speerspitze Gottes auf Erden zu verstehen.