Donnerstag, 18. April 2024

Sparkasse will im Kreis Germersheim neun Filialen schließen – SPD: Dezentrale Versorgung mit Bargeld muss bleiben

23. April 2020 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional, Wirtschaft in der Region

Sparkasse in Kandel.
Foto: Pfalz-Express

Am 30.März 2020 beschloss der Verwaltungsrat der Sparkasse Germersheim-Kandel einstimmig, die Filialdichte zu reduzieren.

Ab dem 1.7. 2020 werden die Teilzeit-Geschäftsstel­len in Freckenfeld, Hatzenbühl, Hördt, Kuhardt, Minfeld, Neupotz, Schwegenheim, Steinweiler, Wörth-Ottstraße und die Selbstbe­dienungsgeschäftsstelle in Weingarten geschlossen. Bis zur Um­nutzung der Gebäude bleiben die Selbstbedienungsbereiche an den Standorten Hatzenbühl, Schwegenheim und Wörth-Ottstraße weiterhin geöffnet.

Auslöser für diese Entscheidung sei nicht vorrangig die betriebs­wirtschaftliche Betrachtung. „Unsere Kunden wollen bestimmen, auf welchem Weg sie Kontakt zu uns aufnehmen. Und sie wollen entscheiden, wann und wo sie das tun. Sie verlangen nach neuen Lösungen“, so Müller.

Bei einer durchschnittlichen Kontaktfre­quenz für qualifizierte Beratungen von weniger als einem Mal pro Jahr und entsprechend höheren Nutzungsquoten technologischer Angebote entspreche das „eng geknüpfte Filialnetz“ im Landkreis nicht mehr den Kundenbedürfnissen. Eine Neujustierung der digi­talen und stationären Angebote sei daher notwendig gewesen.

SPD: Dezentrale Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld aufrechterhalten

Soweit die Position der Sparkasse – die der SPD im Kreis überaus missfällt. Man müsse die dezentrale Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld aufrechterhalten, sagte der SPD-Kreisvorsitzende Felix Werling.

Die angekündigte Stilllegung von neun Bargeldautomaten sei für die SPD-Fraktion nicht ohne Weiteres hinnehmbar. Die dezentrale Möglichkeit Bargeld abzuheben sei ein wichtiger Bestandteil der lokalen Daseinsvorsorge und müsse für die Bürger auch zukünftig zur Verfügung stehen.

„Wenigstens ein Mindestmaß an Service muss auch in kleinen Orten bereitgestellt werden, immerhin sind die kommunalen Gebietskörperschaften der Gewährträger der Sparkasse“, so Werling.

Dass aus Gründen des geänderten Kundenverhaltens, der Niedrigzinspolitik der EZB und aufgrund von internationalem Wettbewerbsdruck das Filialnetz konsolidiert werden müsse, sei verständlich. Kunden in einzelnen Kommunen gänzlich von dieser Infrastruktur abzuschneiden, halte die SPD-Fraktion aber nicht für sinnvoll. „Schorle und 3x Dosenwerfen ab morgen auf der lokalen Kerwe per PayPal? – in Zukunft wahrscheinlich, aber nicht von heute auf morgen. Daher ist eine dezentrale Versorgung mit kurzen Wegen zum Bargeld in allen Kommunen des Landkreises wichtig“, so Werling, auch stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag.

Dr. Dennis Nitsche, Bürgermeister der Stadt Wörth und Kreistagsmitglied, hebt die Bedeutung der lokalen Strukturen hervor: „Insbesondere dort, wo zahlreiche Gewerbebetriebe oder Gastronomie vor Ort sind, wie beispielsweise im Altort von Wörth, ist zumindest ein Geldautomat unerlässlich. Die Sparkasse hat hier eine Prüfung dazu zugesagt.

Die SPD-Kreistagsfraktion erwarte daher, dass die Sparkasse als kommunales Unternehmen nicht nur in Altwörth, sondern auch in den Ortsgemeinden Freckenfeld, Hördt, Schwegenheim, Kuhardt, Minfeld, Steinweiler, Hatzenbühl und Neupotz sowie in Weingarten die Beibehaltung von Geldautomaten „wohlwollend prüft.“

Die Möglichkeit, sich gerade auch in kleineren Gemeinden mit Bargeld zu versorgen, Überweisungen zu tätigen und Kontoauszüge ausdrucken zu lassen, war bislang ein fester Bestandteil der dörflichen Infrastruktur. Allein aus Kostengründen in Zukunft darauf verzichten zu müssen, werde dem Wesen eines regionalen Geldinstituts nicht gerecht, so die SPD. „Der Mensch im Mittelpunkt – immer und überall“, so werbe die Sparkasse Germersheim-Kandel immer noch auf ihrer Homepage.

„Dieser Slogan wird offensichtlich nicht mehr sehr ernst genommen. Fusionsgespräche werden geführt, die die Regionalität der Banken in Zukunft weiter aushöhlen.“

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