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Politischer Buß-und Bettag in Ilbesheim: Julia Klöckner Gastpredigerin

21. November 2013 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Regional

Julia Klöckner: Theologin und Politikerin. Innehalten, Nachdenken, das Miteinander von Menschen sind für sie wichtige Themen.
Foto: Ahme

Ilbesheim. Mit Mahnläuten, Gottesdiensten und Kanzelreden begehen die pfälzischen Protestanten den Buß- und Bettag. Offiziell wird dieser Tag, der 1995 der Pflegeversicherung „zum Opfer fiel“, nur noch als Feiertag in Sachsen begangen, trotzdem versammeln sich nach wie vor viele Gläubige in den evangelischen Kirchen. In Ilbesheim gehen traditionell Politiker auf die Kanzel.

Besinnung und Neuorientierung, Bitte um Abhilfe und Fürbitte für andere Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns, stehen im Mittelpunkt der Buß- und Bettage.
Traditionell wird in Ilbesheim der politische Buß- und Bettag gefeiert. Seit der Abschaffung des Tages lädt die Kirchengemeinde unter dem Motto „Was uns alle angeht“ Politiker auf die Kanzel der protestantischen Kirche ein.

Den Auftakt hatte 1995 der ehemalige Bundesminister und CDU-Generalsekretär Heiner Geißler gemacht.
CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner war dieses Jahr Gastpredigerin. Pfarrer Traugott Oerther der die Lithurgie übernommen hatte, freute sich, mit Klöckner, die Theologie studiert hat, eine kompetente Persönlichkeit als Rednerin gewonnen zu haben.

Buße begegne dem Menschen in vielfältiger Form. Eine Buße, man könne es auch „Neues Nachdenken“ nennen, könne sich aber erst aus der Erkenntnis der Schuld entwickeln. Wie ist meine Beziehung zu meinen Mitmenschen, zur Umwelt und wie zu Gott?, seien die drei Ebenen. Klöckner kritisierte, dass die Menschen oft respektlos, mit Kälte und Gefühllosigkeit miteinander umgingen. „Vor einer Plenumsitzung treffen sich Politiker zu einem interfraktionellen Gebetsfrühstückskreis. Man geht hinterher ganz anders miteinander um“, berichtete Klöckner aus dem politischen Alltag.

Die Bewahrung der Schöpfung und der Umwelt: Hier müssten nach den Worten endlich Taten folgen. „Wir brauchen keine staatlichen Verordnungen sondern müssen selbst etwas tun“.
Der Amtseid „So wahr mir Gott helfe“ bezeuge eine Verpflichtung des Politikers in der Exekutive, als ausführende Instanz. „An diesem Bekenntnis kann man gemessen werden“.

Klöckner beklagte die fehlende Religionsbindung im Osten, sie sprach sich vehement für eine Beibehaltung von traditionellen Festen und deren christlichen Namen aus. Es gibt ja Bestrebungen, St. Martin, ja selbst die Weihnachtsmärkte umzubenennen. „In Wiesbaden zum Beispiel wurde der Weihnachtsmarkt in „Sternschnuppentag“ umbenannt“, so Klöckner und verteidigt vehement unsere durch das Christentum geprägte Kultur.

Auch in der EU-Verfassung habe man den Gottesbezug schon aufgegeben. Klöckner´s Kritik bezog sich auch auf Verkaufsoffene Sonntage. „Man hat sakrale Kirchengebäude gegen Ärger im Parkhaus eingetauscht“, klagt Klöckner. Der Sonntag habe längst schon Werktagcharakter. „Wir Menschen brauchen aber den Wechsel zwischen Besinnung und Tun“.

Auch die Kirchengemeinden hätten sich verändert. Junge Leute seien nicht für die Kirche zu begeistern. „Es ist schade, dass ein Zauber von Open Air Musik-Veranstaltungen und Fußballspielen ausgeht, nicht aber von der Kirche“. (desa)

Video folgt in Kürze

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