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Philologen: Rechtschreibreform nicht Hauptursache für schlechtere Leistungen

9. August 2016 | Kategorie: Nachrichten
Symbolbild: Pfalz-Express/Ahme

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Berlin  – 20 Jahre nach der Einführung der Reform der deutschen Rechtschreibung hat der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, Wissenschaftlern widersprochen, die darin die Hauptursache für die nachlassenden Rechtschreibleistungen von Schülern sehen.

Es sei zwar eine unbestreitbare Tatsache, dass die Rechtschreibleistungen auch an Gymnasien immer schwächer würden, das läge aber „zum geringsten Teil an der Rechtschreibreform“, sagte Meidinger in einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Die Hauptursache sieht er darin, „dass wir es insbesondere bei den meisten Jungen mittlerweile mit einer Generation von Jugendlichen zu tun haben, die kaum mehr liest“. Ohne intensives Lesen erwerbe man aber auch keine ausreichende Rechtschreibkompetenz, betont der Experte.

Der Bildungspolitik wirft Meidinger vor, den Rechtschreibunterricht in den Lehrplänen seit den 90er-Jahren systematisch zu vernachlässigen. Weil Rechtschreibung als Bildungsbarriere gelte, führe sie in manchen Bundesländern insbesondere in der Mittelstufe ein Randdasein.

„Ich halte es für einen schweren Fehler, dass es Bundesländer gibt, in denen zumindest in bestimmten Jahrgangsstufen keine benoteten Rechtschreibdiktate mehr geschrieben werden dürfen“, kritisierte der Vorsitzende des Philologenverbandes.

In keinem anderen europäischen Land würde dem muttersprachlichen Unterricht in den Stundentafeln so wenig Platz eingeräumt. Meidinger reagierte mit seiner Stellungnahme unter anderem auf eine aktuelle Studie des Saarbrücker Bildungsforschers Uwe Grund.

Grund war nach der Auswertung zahlreicher Untersuchungen zur Rechtschreibreform zu dem Schluss gekommen, dass sie „ein Flop“ sei. Sie habe bei den Schülern zu schlechteren Rechtsschreibleistungen geführt. (dts Nachrichtenagentur)

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