„Pastorenbirne“, „Schafsnase“ oder „Butterballen“: Regionale Obstbäume veredelt – Projekt abgeschlossen

25. Dezember 2015 | Kategorie: Kreis Germersheim
Foto: pfalz-express.de

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Büchelberg – In den Streuobstwiesen von Büchelberg stehen viele alte, regionale Obstbäume.

In den Jahren 2011 und 2012 hat das Naturschutzgroßprojekt Bienwald gezielt von diesen Bäumen Edelreiser geschnitten und diese zur Veredelung und Anzucht zwei Baumschulen übergeben.

Nach entsprechender Anzuchtzeit haben diese Bäume mittlerweile ihren Weg zurück in die Büchelberger Streuobstwiesen gefunden.

So wurden lokale Apfelsorten, wie etwa „Butterballen“ („Raafs Liebling“), „Weinling“ und „Büchelberger Schafsnase“, veredelt. Zusätzlich wurden damals auch Ableger von alten Birnen, beispielsweise „Typ Veldenzer“, „Doppelte Philippsbirne“, „Pastorenbirne“ und „Gemeine Pfundsbirne“ verwendet.

Seit 2011 konnten somit knapp 100 Bäume aus dem Anzuchtauftrag und zusätzlich weitere alte regionale Obstsorten gepflanzt werden.

Seitdem die Obstbaumpflanzaktion 2009 ins Leben gerufen wurde, wurden insgesamt 633 Obstbaum-Hochstämme in Büchelberg nachgepflanzt. Anfang Dezember fand die Obstbaumpflanzaktion zum letzten Mal statt.

Das Naturschutzgroßprojekt möchte sich an dieser Stelle nochmals bei allen Helfern und „Streuobstlern“ für ihr Engagement bedanken und wünscht weiterhin viel Spaß bei der Pflege und der hoffentlich reichen Ernte.

Streuobstwiesen mit Obstbaumhochstämmen sind ein prägendes und belebendes Element der hiesigen Kulturlandschaft und unverzichtbarer Lebensraum für die Tierwelt. Insbesondere alte lokale Obstsorten stellen ein genetisches Potential dar, das über Jahrhunderte hinweg von unseren Vorfahren entwickelt und selektiert wurde.

Sieht man sich die heutigen Kultursorten an, geht ein Großteil der nach 1920 entstandenen Markt- und Züchtungssorten auf sechs Apfelsorten als „Stammeltern“ zurück: Golden Delicious, Cox Orange, Jonathan, McIntosh, Red Delicious oder James Grieve.

Diese wurden nicht ohne Grund so häufig eingekreuzt, denn sie sind besonders transportfest und lagerbeständig. Sie haben eine einheitliche Fruchtform und -größe und sind aufgrund ihrer Fruchtfarbe und ihres süßaromatischen Geschmacks besonders gut zu vermarkten, hinzu kommen weitere anbautechnische Vorteile.

Leider sind diese Sorten aber auch sehr anfällig für Krankheiten, wie beispielsweise Mehltau und Schorf. Durch weitere Einzüchtung dieser Sorten nimmt daher die genetische Vielfalt immer stärker ab.

Alte Obstsorten enthalten eine Bandbreite an Erbanlagen, wie etwa Standortansprüche, Widerstandsfähigkeit, Krankheits- und Schädlingsresistenz. Diese werden in Zeiten des Klimawandels zukünftig noch eine Rolle spielen.

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