Menasse-Debatte: Politologin Guérot räumt „Nachlässigkeit“ ein

17. Januar 2019 | Kategorie: Nachrichten, Panorama, Politik

Foto: dts Nachrichtenagentur

Berlin  – Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot hat eingeräumt, über Jahre hinweg falsche Zitate der EU-Gründerväter Walter Hallstein und Jean Monnet verwendet zu haben.

„Ich habe die Quellen nie überprüft“, sagte sie der „taz“. Dies betrifft unter anderem das falsche Hallstein-Zitat „Ziel Europas ist und bleibt die Überwindung der Nationen die Organisation eines nachnationalen Europas“.

Guérot steht ebenso wie ihr Schriftstellerkollege Robert Menasse derzeit im Fokus einer Debatte über falsche Zitate der EU-Gründer. Menasse, dem am Freitag in Mainz die Carl-Zuckmayer-Debatte des Landes Rheinland-Pfalz überreicht wird, hatte schon Ende Dezember eingeräumt, Zitate für seine Essays erfunden zu haben.

Guérot hatte bisher nur zugegeben, in einem gemeinsamen Text mit Menasse in der FAZ aus dem Jahr ein falsches Hallstein-Zitat gebraucht zu haben. Der betreffende Textteil sei von Menasse zugeliefert worden.

Der Zeitung sagte Guérot nun, die falschen Zitate in ihren allein verfassten Texten seien eine „Nachlässigkeit“ gewesen: „Dafür entschuldige ich mich.“ Sie schreibe „sehr viele Artikel“. Dann schleppe man Versatzstücke mit sich herum, „eine Art Zettelkasten, und dann schleicht sich so etwas ein wie ein Trojaner“, sagte Guérot. Die falschen Zitate hätten ihr schon geschadet und würden ihr weiter schaden.

Guérot ist Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems in Österreich und Gründerin des European Democracy Lab in Berlin. Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter „Warum Europa eine Republik werden muss“ (2016) und „Der neue Bürgerkrieg“ (2017). (dts Nachrichtenagentur/red)

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Ein Kommentar auf "Menasse-Debatte: Politologin Guérot räumt „Nachlässigkeit“ ein"

  1. GGGGGGKKKKKEEEE sagt:

    „… muss man sich mit dem Gedanken anfreunden, die Demokratie erst einmal zu vergessen, ihre Institutionen abzuschaffen, soweit sie nationale Institutionen sind, und dieses Modell einer Demokratie, das uns so heilig und wertvoll erscheint, weil es uns vertraut ist, dem Untergang zu weihen. Wir müssen stoßen, was ohnehin fallen wird, wenn das europäische Projekt gelingt. Wir müssen dieses letzte Tabu der aufgeklärten Gesellschaften brechen: dass unsere Demokratie ein heiliges Gut ist.“ – Robert Menasse, „Der europäische Landbote“