Dienstag, 16. April 2024

Leserbrief: Rheinland-Pfalz zugepflastert

15. März 2021 | Kategorie: Leserbriefe und Kommentare

Foto: red

Bis 2035 wollen die Grünen Rheinland-Pfalz klimaneutral machen. Bis 2030 soll nach dem Willen ihrer Spitzenkandidatin Anne Spiegel der Strom in Rheinland-Pfalz zu 100 % aus erneuerbaren Energien erzeugt werden.

Dazu sind nach ihrer Meinung mindestens eine Verdoppelung der Windkraft und eine Verdreifachung der Solarenergie notwendig.

Aktuell wird etwa ein Drittel des Stromverbrauchs in Rheinland-Pfalz (ca. 29 Mrd. kWh pro Jahr) aus der Produktion mittels Wind, Sonne, Wasser und Biomasse gedeckt.

Was von den Grünen bisher allerdings kaum kommuniziert wurde, ist die Tatsache dass ca. ein Drittel des in Rheinland-Pfalz verbrauchten Stroms aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland importiert werden muss.

Auch verschweigen sie, dass die in Rheinland-Pfalz produzierte Strommenge zur Hälfte aus Erdgas-Kraftwerken stammt.

Um die Forderung der Grünen nach Klimaneutralität richtig einordnen zu können, ist es notwendig, den Anteil des Stromverbrauchs von nur 20 % bezogen auf den Gesamtenergieverbrauch richtig zu bewerten.

Bei einem 20 % igen Anteil des Stromverbrauchs am Gesamtenergieverbrauch, welcher größtenteils aus Gas und Mineralöl bereitgestellt wird, bleibt es das Geheimnis der Grünen, wie Klimaneutralität über eine Verdopplung der Windkraft und eine Verdreifachung der Fotovoltaik erreicht werden soll.

Die schlimmste Unterlassungssünde bei der Aussage der Grünen ist jedoch die fehlende realistische Bewertung der volatilen Stromeinspeisung (Flatterstrom) aus Windenergie und Fotovoltaik. Bei beiden Stromerzeugungsmethoden ist die gesicherte Leistungseinspeisung wegen der Wetterabhängigkeit praktisch gleich Null.

Damit bleibt ein regelbares Backup-System über konventionelle Stromerzeugung und Importe aus dem Ausland weiterhin unabdingbar und der im internationalen Vergleich höchste Strompreis bleibt weiter bestehen.

Dies gilt über Rheinland-Pfalz hinaus auch für die Industrienation Deutschland, da Speichertechnologien im volkswirtschaftlich benötigten Maßstab auf absehbare Zeit allein aus Material- und Kostengründen nicht zur Verfügung stehen.

Um das von den Grünen falsch dargestellte Bild einer Klimaneutralität noch zu vervollständigen folgendes: Zurzeit sind in Rheinland-Pfalz knapp 1800 Windkraftanlagen mit 3650 MW Nennleistung installiert.

Auf die Fläche von Rheinland-Pfalz mit 19 847 km² projiziert, steht im Mittel eine Windkraftanlage auf einem Quadrat mit einer Seitenlänge von 3,3 km.

Nach einer Verdoppelung der Anzahl der Windkraftanlagen würde die Seitenlänge der Fläche pro Windrad auch unter Berücksichtigung höherer Nennleistungen neuer Anlagen auf etwa 2,5 km zurückgehen. Will jemand in Rheinland-Pfalz, dass dieses Land mit Windkraftanlagen in einem Abstand von 2,5 km zugepflastert wird?

Wohin die Politik von Anne Spiegel und den Grünen weiterhin führen wird, lässt sich bereits jetzt aus den neuen Meldungen nach einem ersten Schritt des Ausstiegs aus der Kohleenergie ersehen: Nach Abschaltung von 11 Steinkohlekraftwerken entsprechend des Kohle-Ausstiegsbeschlusses vom 1.Januar 2021 mussten in diesem Jahr am 8. Januar und während der Dunkelflauten am 30.Januar und am 27.Februar Kohlekraftwerke zur Sicherstellung der Netzstabilität wieder angefahren werden.

Dr. Hans Hönl, Obersülzen

Quelle: Präsentation Hönl

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