SÜW / Ingenheim – Um darauf aufmerksam zu machen, wo man im Landkreis Südliche Weinstraße eigentlich Wildfleisch bekommt, besuchte Landrat Dietmar Seefeldt unlängst die Wildmetzgerei in Billigheim-Ingenheim.
„Wildfleisch ist das biologischste Fleisch und ein regionales Lebensmittel“, so Seefeldt. Doch hinter dem Produkt „Wildfleisch“ stehe noch mehr: Im Herbst fänden traditionell zahlreiche Drückjagden statt, mit denen die Jäger den Wildbestand in heimischen Wäldern gezielt regulierten. „Die Jäger unterstützen unsere Bemühungen um die Tierseuchenprävention damit maßgeblich“, betonte der Landrat vor Ort.
Aktuell verleihe die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, dem Anliegen, die Anzahl der Wildschweine über die kalte Jahreszeit zu dezimieren, nochmals einen besonderen Stellenwert. Denn eine geringere Populationsdichte könne zur Prävention gegen die Tierseuche beitragen.
Hier gibt es Wild
Neben dem Direktverkauf bei den Jägerinnen und Jägern sowie einigen weiteren Verkaufsstellen, unter anderem auf dem Wochenmarkt in Landau, gibt es seit kurzem auch die Möglichkeit, Wildprodukte an einem Verkaufsautomaten vor der Hauptstraße 25 in Ingenheim zu erwerben.
Denn dort befindet sich die „Wildveredelung Florian Kunz“. Vor einiger Zeit hatte der gelernte Koch Florian Kunz die Räumlichkeiten der früheren Metzgerei übernommen und sie zu einer EU-zertifizierten Wildmetzgerei ausgebaut.
In einer solchen müssen hohe Standards hinsichtlich Produktqualität und Hygiene beachtet werden, konventionelles Fleisch darf nicht in Berührung mit dem Wild kommen. In Ingenheim wird ohnehin nur Wildfleisch verarbeitet und vertrieben, vom Wildschinken über Bratenstücke bis zur Dosenwurst. Inhaber Kunz erklärte: „Die Jäger liefern bei uns bereits hochwertig an, das spricht auch für das hohe Fachwissen in der regionalen Jägerschaft.“
Veredelung sei das Stichwort, so Kreisjagdmeister Jörg Sigmund. „Seit 40 Jahren bin ich Jäger. Damals war Veredelung des Fleischs vor Verkauf noch gar nicht üblich. Vielmehr wurden in der Regel Tiere in der Decke, also noch mit Fell, an Gastronomiebetriebe weitergegeben oder auch mal ein ganzer Hase an einen Privathaushalt.“
Heute hingegen sei es Usus, Wildprodukte küchenfertig zu vertreiben. Da kommen die Wildmetzgereien ins Spiel. Denn Fleisch zerlegen, es reifen oder räuchern, kochen oder dämpfen, verfüllen oder verschweißen – das kann oder will nicht jeder Jäger selbst machen.
Aktuell gibt es im Landkreis SÜW zwei entsprechend zertifizierte Wildmetzgereien: die Metzgerei Kieffer in Bad Bergzabern und die Wildveredelung Florian Kunz in Billigheim-Ingenheim. „Wir bieten in der Wildmetzgerei also Dienstleistungen für Jäger an, die Wild bei uns abgeben können, und wir verarbeiten es für sie weiter“, so erklärte es Kunz.
Abnahmegarantien für Jägerschaft
Sigmund berichtete, dass pro Jagdjahr im Landkreis Südliche Weinstraße rund 2000 Wildschweine – davon 400 bis 500 in den letzten Wochen des Jahres –, 2000 Stück Rehwild und etwa 150 Stück Rotwild erlegt würden. „Gerade bei Drückjagden können schon mal 15 bis 20 Wildschweine liegen“, weiß Fritz Rück, Obmann für Wildbretmarketing der Kreisgruppe Südliche Weinstraße im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V. Deswegen sei die garantierte Abnahme wichtig, so Rück.
Er kaufe mit seinem Wildhandel seit Jahren das Wild an der SÜW auf, das Jäger nicht selbst vermarkten. In der Wildmetzgerei werde es zu 90 verschiedenen Produkten verarbeitet, die er an seinem Verkaufsstand anbiete. „Wir stehen mittlerweile das dritte Jahr auf dem Landauer Wochenmarkt und haben bisher über 20.000 Kunden gehabt. Wild ist kein Nischenprodukt mehr“, zeigte Rück auf.
Da er das Rentenalter erreicht habe, wolle er den Verkaufsstand perspektivisch an Florian Kunz abgeben, der den Wildhandel zusätzlich zur Metzgerei betreiben werde.
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