Jumelage mit Historie, Herz und Hand: Freunde aus Burgund zu Gast in Rheinzabern

21. September 2015 | Kategorie: Kreis Germersheim

Gruppenbild auf dem Hambacher Schloß.
Fotos: Beil

Rheinzabern – Wenn sich die Rheinzaberner mit ihren burgundischen Freunden aus Chalmoux, Cronat, Mont, Saint-Aubin-sur-Loire und Vitry-sur-Loire treffen, um die deutsch-französische Freundschaft zu pflegen, dann geht die „Jumelage“ nicht nur durch den Magen, sondern man bindet stets interessante Ziele der Region mit ein und vertieft damit das gegenseitige Kennenlernen und das gemeinsame Erinnern.

So auch diesmal, als am dritten Septemberwochenende 25 Burgunder von der Loire ins Römerdorf gekommen waren. Eine Begrüßungsdelegation reiste den Freunden entgegen, um mit ihnen gemeinsam die Maginot-Linie im Fort de Schoenenbourg südlich von Weißenburg zu besichtigen.

Die Festung Schoenenburg gilt heute als in Beton gegossene Erinnerungsstätte für die französische Geschichte, aber auch für die Region Elsass/Südpfalz, die – lange umkämpft – heute mitten im Herzen Europas blüht. Neben einer beeindruckenden Führung durch das Labyrinth der Kasematten stand auch das menschliche Leid im Blickpunkt.

Am Eingang zum Fort Schoenenbourg.

Da war die Evakuierung zu beiden Seiten der Lauter während des Sitzkrieges 1939/40, den die Franzosen als Drôle de guerre – seltsamer Krieg- bezeichnen. Waren im Jahre 1939 Elsässer ins ferne Burgund und Limousin evakuiert worden, so fanden die Bewohner der „Roten Zone“ mit dem Westwall Obdach in Oberfranken.

Väter und Großväter beider Seiten kämpften und starben in zwei Weltkriegen. Indes erinnert ein Logo auf dem frz. Reisebus an den I. Weltkrieg, der im Nachbarland als „La Grande Guerre“ mehr Bedeutung hat als der II. Weltkrieg, aber untrennbar mit diesem verbunden ist.

Während eines mehrgängigen Essens bei „Monsieur Bouchér“, wie die Franzosen den Festhallenwirt Reiner Vongerichten nennen, verging der Samstagabend im Nu und sehr angenehm. In einer bunten Sitzreihe schuf man für Gäste und Gastgeber gute Gelegenheiten zur Unterhaltung mit Worten, aber auch in der internationalen Sprache der Hände, der Herzen und des Weines.

Mit über 50 Personen an Bord ging es dann am Sonntagmorgen auf eine kleine Tour de Palatina. Entlang der Weingegend führte der Weg zum Hambacher Schloß, einer wichtigen Wiege der deutschen Demokratie.

Rheinzaberns Bürgermeister Gerhard Beil stellte die Besonderheit dieses Ortes heraus, während es Daniel Manoukian trefflich verstand , die nicht leichte Materie populär zu übersetzen. Insbesondere von den vielfältigen französischen Einflüssen auf die politische Entwicklung in der Pfalz und in Deutschland während des 19. Jahrhunderts war man sehr angetan.

Durch das Modenbachtal und über die Drei Buchen näherte sich die Reisegruppe dem Dernbacher Haus.

Ein Shuttle transportierte die etwas gehandicapten Personen vor Ort, indes der Großteil der Gäste während eines Kurzspaziergangs nicht nur die idyllische Landschaft und die Burgenwelt des Dernbachtales bestaunte, sondern auch über die Veränderung der Landschaft sprach, die früher durch kleinbäuerlichen Ackerbau, Wald-, Obst- und Weinbau geprägt war, aber immer mehr vergrünlandet ist. Interessant für die Burgunder, den Strukturwandel mit ihrer Heimat, dem Charolais, zu vergleichen.

Bei einem zünftigen Buffet und mit Pfälzer Tropfen beflügeltem Smalltalk ließ man die beiden Tage Revue passieren und staunte zum Schluss nicht schlecht über Dampfnudeln mit Weinsoße.

Dann hieß es Abschied nehmen – aber nicht ohne das obligatorische „Au revoir“ und „A Bientôt“. Die Freunde aus Burgund werden schon bald wiederkehren, um beim „Anneresl“ am ersten Adventswochenende ihre Region bacchantisch zu präsentieren.

Eine gelungene deutsch-französische Begegnung, weshalb ein besonderer Dank dem Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins, Bernd Ohnemüller, und seinen Helfern galt, insbesondere auch den freundlichen Gastgebern. So zeigte sich einmal mehr: Europa muss im Kleinen gelebt werden. (gb)

In der Kommandozentrale der Festung.

Erinnerungsemblem an den Grande Guerre 1914-1918.

Gemütliche Runde im Dernbacher Haus.

Abschied…bis zum Anneresl-Markt.

 

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