Herxheim: „Maria hilf“ – Pflegenotstand im Chawwerusch Theater – drängendes Zeit-Thema abgebildet

26. Februar 2017 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Kultur
Tochter, Mutter und Pflegerin Maria in schwieriger Situation. Foto: Chawwerusch

Tochter, Mutter und Pflegerin Maria in schwieriger Situation.
Foto: Chawwerusch

Herxheim – Das neue Theaterprojekt des Chawwerusch Theaters in Herxheim „Maria hilf“ befasst sich, wie so oft, mit einem hochaktuellen Thema. Getreu nach dem derzeitigen Spielzeit-Motto „Mit anderen Augen“, wird in dem Stück eine gesellschaftliche Problematik behandelt: Die Pflegebedürftigkeit der Eltern.

Magdalena ist eine ältere Dame und seit elf Jahren Witwe. Sie führt einen selbstbestimmten Ein-Personen-Haushalt und möchte gerne mal wieder verreisen. Doch soweit soll es nicht kommen. Ein Schlaganfall verändert ihr Leben von heute auf morgen – und nicht nur ihres.

Die alleinerziehende Tochter muss sich nun um die Mutter kümmern und gelangt bald an die eigene Leistungsgrenze. Es soll Hilfe her. Diese Hilfe heißt Maria und kommt aus Polen.

Eine junge, studierte Frau, die dank ihres positiven Auftretens und dem Glauben daran, dass „Wer Hoffnung vor Wagen spannen, fahren doppelt schnell“ in der Lage zu sein scheint, diesen 24-Stunden-Job zu meistern. Doch die ältere Dame macht es ihr nicht gerade einfach. Allerdings ist es auch nicht leicht, plötzlich im Rollstuhl zu sitzen.

Es ist für die Tochter schwierig, sich plötzlich um ihre Mutter kümmern zu müssen. Und wie ist es mit der „unbezahlbaren polnischen Perle“? Sie muss weit weg von ihrer eigenen Familie eine Arbeit rund um die Uhr meistern. Einer Tätigkeit, die sich am Rande der Legalität befindet, da diese ununterbrochene Arbeitsleistung in Deutschland eigentlich nicht erlaubt ist und sich damit in einer Grauzone im Pflegesystem bewegt.

Walter Menzlaw hat das Buch zu dem Stück geschrieben und führt auch die Regie, zusammen mit seiner Assistentin Angelika Drexler-Ferrari. Die Idee zu dem Thema hatte Menzlaw zum einen aus persönlichen Gründen: „Ohne polnische Marias und meine Schwestern wäre die häusliche Pflege meiner Eltern auch für mich als Sohn zu einem kaum zu bewältigenden Problem geworden.“

Aber auch von Menschen vor Ort wurde die Idee an ihn herangetragen, welche sich mit der Pflege befassen und sich in diesem Bereich engagieren. Etliche Menschen möchten dieses „heikle Problem“ auf Distanz halten und gerade Betroffene wollen sich oft nur ungern dazu äußern.

Vor etwas einem Jahr hat das Produktionsteam begonnen, sich intensiver mit der Idee zu diesem Stück zu befassen. Durch Gespräche mit Fachleuten, mit Betroffenen, durch Fachliteratur, aber auch durch persönliche Berührungspunkte entstand daraus das Bühnenspiel „Maria hilf“. Ein Stück, dass die Perspektive von außen zulassen möchte, in dem es einen Blick auf die drei Personen wirft.

Ein Stück, welches sich mit etwas befasst, dass früher oder später viele betreffen wird oder bereits betrifft und wohl dazu einladen möchte, die Hemmschwellen fallen zu lassen.

Die kranke Mutter Magdalena wird von der Schauspielerin Felix S. Felix verkörpert, die diese Rolle nicht gerade als einfach empfindet: „Es ist eine Herausforderung jemanden darzustellen, der sich nicht bewegen kann. Aber auch die extremen Stimmungsschwankungen erfordern meine volle Konzentration.“

Felix ist vielen polnischen Pflegerinnen in Herxheim begegnet und stellt sich die Frage: „Wie lässt man Menschen in Würde altern, wie kann Pflege ohne Ausbeutung und Selbstaufgabe funktionieren?“

Die Schauspielerin Miriam Grimm schlüpft in die Figur der Tochter Michaela, die neben ihrem Job und ihrer Familie auch noch die Pflege der Mutter koordinieren muss.

Sie hat sich in der Recherchephase des Stücks Infomaterial bei den Vermittlungsagenturen bestellt. „Schon da war ich überfordert von der Menge an Agenturen und der Unübersichtlichkeit des Angebots“, so Grimm.

Die Gastschauspielerin Yaroslava Gorobey stellt „Maria“ dar, die Pflegekraft aus Polen. Gorobey hat russisch-ukrainische Wurzeln und lebt seit ihrem 14. Lebensjahr in Deutschland. Sie arbeitet nebenberuflich in einem Pflegeheim. Auch kümmert sie sich zusammen mit ihrer Familie um die Oma und hat daher genügend Berührungspunkte hinsichtlich dieser Thematik.

„In der Theaterakademie in Mannheim hab ich mir meinen Akzent abtrainiert“, so Gorobey, „nun musste ich mir diesen wieder für das Stück aneignen.“

Das Drama „Maria hilf“ beschreibt, wie sich drei Frauen einer unabwendbaren Situation stellen und dabei trotz aller Widrigkeiten neue Wege zu sich selbst und zueinander finden – ein authentisches Stück Theater, bei dem auch viel gelacht werden kann. (Gabi Kunze)

Premiere ist am Samstag 4. März 2017, 20 Uhr im Chawwerusch Theatersaal in Herxheim.

Weitere Spieltermine dort:

Sonntag, 05. März 19 Uhr; Freitag, 10. März 20 Uhr; Samstag 11. März 20 Uhr; Sonntag 12. März 19 Uhr; Freitag 17. März 20 Uhr; Samstag 18. März 20 Uhr, Sonntag 19 März 17 Uhr.

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