Dienstag, 23. April 2024

Große Ehrung für Bad Ems: Kurstadt erhält Welterbetitel „Great Spa of Europe“

19. Oktober 2021 | Kategorie: Freizeit & Hobby, Ratgeber, Reise

Bad Ems ist Teil der Großen Bäder Europas und trägt damit eine Ehre, die den historisch-kulturellen Stolz eines ganzen Kontinents widerspiegelt. Im Antlitz der Kurstädte, so die Aussage des Welterbe-Komitees der UNESCO, spiegele sich Europa.

Bereits seit 1913 trägt die Stadt Bad Ems die offizielle Bezeichnung „Bad“ im Namen und ist somit anerkannter Heilkurort. Damit hat die Stadt einen Weg eingeschlagen, der auch heute noch deutlich am historisch geprägten Stadtbild nachzuvollziehen ist. Wie wertvoll die gut erhaltenen Zeugnisse europäischer Geschichte sind, zeigt die Auszeichnung, die Bad Ems in diesem Jahr erhalten hat. Die UNESCO hat den Kurort gemeinsam mit zehn anderen Kurorten auf die Liste der Großen Bäder Europas aufgenommen und ihr den Ehrentitel „Great Spa of Europe“ als UNESCO Weltkulturerbe verliehen.

Ein Casino im historischen Kursaal und vieles mehr

Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich in der Städteentwicklung eine Strömung, die bis heute Bedeutung hat. Im Europa dieser Zeit entstanden rund um Heilquellen blühende Städte, die sich zu Kurorten und damit zu gesellschaftlichen und kulturellen Zentren entwickelten. Der Städtebautypus, der daraus resultierte, prägt auch heute noch das Stadtbild vieler Ortschaften, die aus Heilbädern entstanden sind.

Auch in Bad Ems sind viele kulturhistorische Stätten erhalten geblieben und verleihen der Stadt ihr ganz besonderes Flair. Der Kurhausneubau mit seinem Marmorsaal aus dem Jahr 1715 gehört zu den historischen Schmuckstücken des Kurortes. Im Jahr 1720 wurde zum ersten Mal einer der Kursäle einer Spielbank als ständige Residenz überlassen. Die Spielbank Bad Ems ist eines der traditionsreichsten Häuser in ganz Deutschland und gehört auch heute noch zu den am besten besuchten Casinos mit deutscher Lizenz. Die denkmalgeschützten Räumlichkeiten direkt am Ufer der Lahn sind seit jeher ein Besuchermagnet und machen die historische Spielbank Bad Ems zu einem beliebten Ausflugsziel in der Region, auch für Besucher, denen es mehr auf den architektonischen Charme der Bauten ankommt als auf das Glücksspiel selbst.

Tatsächlich hat Bad Ems als historischer Kurort noch viel mehr zu bieten, denn alle zentralen Bauten aus der Epoche des 18. Und 19. Jahrhunderts konnten erhalten werden. Das Kurhotel ist mit seiner historischen Fassade zu einer Art Markenzeichen des Heilkurortes geworden und beherbergt auch heute noch zahlreiche Gäste. Bereits 1715 wurde es mit dem Neubau des Kurhauses als Nassauer Badehaus eröffnet und im 19. und 20. Jahrhundert mit viel Sachkenntnis und finanziellem Einsatz restauriert. Heute wird das Etablissement als Hotel und Konferenzzentrum genutzt. Auch ein Teil der umliegenden Badehäuser konnte in ihrer ursprünglichen Bauart erhalten bleiben.

Eine Sehenswürdigkeit mit historischer Bedeutung ist auch der Kurpark, der gemeinsam mit dem Kurhaus das ehemalige Kurzentrum bildet. Die landschaftliche Schönheit der Anlage wird durch die nahegelegenen Aussichtspunkte und die Naturschönheiten des Lahntales ergänzt.

Seit 2013 auf diesen Tag vorbereitet

Die Ehre, die Bad Ems durch den Welterbetitel der UNESCO zuteilwird, kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. Schließlich rangiert der kleine, aber feine Kurort jetzt in einer Riege mit namhaften Stationen wie Bath in England, Spa in Belgien, Vichy in Frankreich oder Baden in Österreich.

Lange hatten sich die Verantwortlichen auf die Bewerbung im Jahr 2013 vorbereitet. Tatsächlich war es der Bürgermeister des tschechischen Kurortes Karlsbad, der die Anfrage an den Bürgermeister von Bad Ems richtete, sich gemeinsam mit anderen europäischen Kurorten, um den Titel zu bewerben. Die Entscheidung war rasch gefallen, denn das Potenzial der Stadt war groß, angesichts der Tatsache, dass Bad Ems von den Zerstörungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs weitgehend verschont blieb.

Hans-Jürgen Sarholz, der Stadtarchivar in Bad Ems, hat die Bewerbung um den Welterbetitel von Anfang an begleitet und auch die letztendliche Titelvergabe durch die UNESCO mit großem Interesse mitverfolgt. Nach seiner Sachkenntnis war Bad Ems aufgrund seiner baulichen Struktur geradezu prädestiniert, um auf die Liste der Großen Bäder Europas aufgenommen zu werden, wie er dem SWR mitteilte. Etwa 40 bis 45 große und berühmte Kurorte gab es im 18. Und 19. Jahrhundert in Europa. Nur wenigen von ihnen ist es allerdings gelungen, ihr charakteristisches Stadtbild von damals zu erhalten. Um für einen Ehrentitel in Frage zu kommen, der eine so bedeutende Epoche Europas widerspiegele, müsse der Geist dieser Zeit aber auch heute noch das Stadtbild maßgeblich prägen, so der Archivar.

Von altem Glanz und neuen Chancen

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Bad Ems einer der beliebtesten Kurorte Europas gewesen war. Hier trafen sich nicht nur Adelige, sondern auch hochrangige Politiker und die großen Künstler der damaligen Zeit. Kaiser Wilhelm I. suchte hier ebenfalls Erholung wie Angehörige des russischen Zarenhauses Romanow. Auch Alfred Krupp und Richard Wagner besuchten den Kurort und ließen das Heilkurbad zu einem gesellschaftlichen und kulturellen Zentrum werden. Den Weltruhm hat die Stadt im Laufe des 20. Jahrhunderts zwar verloren, die historische Schönheit der gut erhaltenen Bauten erstrahlt allerdings noch heute.

Bürgermeister Krügel (CDU) hofft nun, dass die Anerkennung durch das Welterbe-Komitee der UNESCO Bad Ems auch überregional wieder zu mehr Bekanntheit verhelfen kann. Ein Besucherzuwachs von bis zu zehn Prozent hält das engagierte Stadtoberhaupt in den kommenden Jahren für realistisch. Schließlich befindet man sich auf der Liste der Großen Bäder Europas nun in hochkarätiger Gesellschaft. „Man muss aber betonen, dass der Welterbetitel kein Tourismustitel ist“, äußerte sich Krügel gegenüber dem SWR, „sondern eine Verpflichtung, noch mehr Denkmalschutz zu betreiben„.

In Bad Ems ist man sich der Ehre und der Verpflichtung also bewusst, die mit dem Titel „Great Spa of Europe“ verknüpft sind. So soll der Kurort mit seinen historischen Bauten auch künftig eines der Glanzlichter Deutschlands und ganz Europas bleiben.

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