Geothermie in Lustadt: Viele kritische Stimmen bei Bürgerdialog

23. März 2017 | Kategorie: Allgemein, Kreis Germersheim, Regional
Geothermieveranstaltung in Lustadt. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Geothermieveranstaltung in Lustadt (rechts Lutz Stahl, links daneben Dr. Horst Kreuter).
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Lustadt. Die Deutsche Erdwärme beabsichtigt ein Geothermiekraftwerk auf Lustadter Gemarkung zu errichten.

Mit Hilfe eines Bürgerdialogs versuchen die Verantwortlichen, Bürgerschaft und Verwaltung für das Projekt zu begeistern. Bis jetzt mit wenig Erfolg. Seit dem 24. Januar bis zum 14. Juni sind Lutz Stahl sowie Dr. Horst Kreuter von der Deutschen Erdwärme in Bellheim, Lustadt, Westheim und Germersheim unterwegs um für ihre Sache zu werben.

Bei den Veranstaltungen regelmäßig dabei sind Vertreter der BIs Landau-Südpfalz und BI Energieforum Rohrbach & Insheim, die ihre Sicht der Dinge erläutern.

Bei der jüngsten, gut besuchten Veranstaltung in Lustadt im Rathaus, waren Vertreter der Bürgerinitiativen sowie Gemeinderatsmitglieder, die sich schon relativ lange mit der Geothermie beschäftigen, gekommen. Es kamen aber auch Bürger, die vielleicht fachlich nicht ganz so versiert in Sachen Geothermie sind, aber trotzdem ihre Ängste und Befürchtungen zum Ausdruck bringen wollten.

„Wir verstehen uns als ihr Partner“ versichern Stahl und Kreuter immer wieder während der fast dreistündigen Veranstaltung. Man befinde sich zur Zeit noch in einem sehr frühen Stadium des Projektes, das im Lustadter Gemeindewald umgesetzt werden soll.

Und wann?
Bei der Geothermie geht gar nichts schnell“, so Kreuter und Stahl. Bis zum Planstellungs-und Raumordnungsverfahren und einem städtebaulichen Vertrag vergehen in der Regel zirka 3 bis vier Jahre. Inbetriebnahme könnte der März 2021 sein.

In der letzten Woche habe man geologische Untersuchungen durchgeführt, erzählen Stahl und Kreuter. Das Untersuchungsgebiet wurde daraufhin auf 130 Hektar verkleinert. Wo die günstigste Erschließungsstelle ist, wisse man noch nicht, dabei helfen könne ein spezielles 3-D-Verfahren, vergleichbar mit Ultraschall.

Noch gebe es aber keinen Standort und keine Genehmigung. Grundlage eines Genehmigungsverfahrens soll ein Empfehlungskatalog werden, der durch das Forum GeoWärme festgelegt werden soll. Daran beteiligt sind Gemeinden, Landkreis, Bürger und Naturschutzverbände (www.buergerdialog-geowaerme.de)

Und wenn die Gemeinden nicht zustimmen?
„Wir gehen davon aus, dass die Gemeinden zustimmen werden“, so Stahl und Kreuter.
Doch zuerst müsse die Bevölkerung überzeugt werden. „In Bayern kommen die Menschen auf uns zu“. „Das stimmt nicht“, antwortet Werner Müller von der BI Landau-Südpfalz. Auch die Behauptung der beiden Geothermie-Vertreter, in Hessen gebe es eine „gute Zusammenarbeit“, stößt bei den BIlern auf ungläubiges Staunen.

Das Geothermiekraftwerk in Lustadt soll ähnlich wie das Kraftwerk in Grünwald angelegt werden. Die Anlage werde nicht immer bewacht sein. Außerdem müssten Feuerwehren auf die Anlage eingewiesen werden. Das Problem der flammbaren und nicht flammbaren Betriebsmittel stand ebenso im Raum. Mit Isopenthan, einem flammbaren Betriebsmittel, kennt sich die Bürgerinitiative Insheim bestens aus, denn die dortige Anlage ist eine ORC-Anlage.

Ein nicht brennbares Betriebsmittel sei aber nicht so effizient.

Ein Zuhörer bezeichnete die Geothermie als „zusätzlichen Preistreiber unseres sowieso schon teuersten Stromes in Europa“. Jede Geothermie-kWh würde den Strompreis weiter in die Höhe treiben. Denn sie käme den Stromkunden mit zusätzlichen EEG-Kosten in Höhe von 25,4 Cent pro Kilowattstunde. Außerdem wäre sie mit Erdbebenrisiko verbunden. Und deshalb rundweg abzulehnen.

„Die Geothermie ist ohne EEG-Umlage nicht finanzierbar, sie braucht, um ein Wärmenetz zu installieren, Industriekunden, sie ist teuer und mit Gefahren verbunden. Warum also, sollte man sie haben wollen und was hat der Bürger davon?“, fragte ein anderer Zuhörer.
Man könne ja ein Genossenschaftsmodell gründen, an dem sich die Bürger beteiligen könnten, schlug Kreuter vor. Doch davon war Lutz Stahl nicht besonders begeistert.

Die Geothermie in Lustadt bewegt sich auf schwierigem Terrain, denn eigentlich will sie niemand so richtig. Die Bürgerdialoge gehen jedenfalls weiter.Der Gemeinderat in Lustadt wird in seiner heutigen Sitzung (23. März) darüber beraten.

Nächste Veranstaltung: 4. April, 18 Uhr im Bürgerhaus Bellheim und 24. April, 18 Uhr, Rathaus Lustadt. (desa)

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