Landau. Am Dienstag, 26. September, findet von 19 bis 21 Uhr eine Informationsveranstaltung zur aktuellen Situation des Landauer Geothermie-Kraftwerks statt. Veranstaltungsort ist das Alte Kaufhaus. Interessierte Bürger sind zu dem Informationsabend herzlich eingeladen.
Oberbürgermeister Thomas Hirsch wird die Gäste begrüßen, bevor Vertreter des Landesamts für Geologie und Bergbau und der Firma Daldrup in kurzen Statements die aktuelle Lage sowie künftige Planungen darstellen. Im Anschluss an die Stellungnahmen findet eine moderierte Diskussion statt.
Das Geothermie-Kraftwerk in der Eutzinger Straße, das für die Bodenhebungen in den Jahren 2013 und 2014 im Süden der Stadt Landau verantwortlich gemacht wird, steht seit März 2014 still.
Ein entsprechender Probebetrieb war vor wenigen Wochen gestartet, jedoch vom Landesamt wieder gestoppt worden. Der Betreiber hat jedoch angekündigt, es wieder hochfahren zu wollen. Er plant ab 25. September weitere, teilweise abschließende Sachverständigenprüfungen durchzuführen.
Für diese und weitere Prüfungen, wird die Anlage in Gesamtbetrieb / Probebetrieb genommen. Dies erfolgt in Abstimmung mit den Behörden. Der Probebetrieb ist bis Ende November vorgesehen. Anschließend steht – mit der Genehmigung durch die Behörden – der Übergang in den Regelbetrieb an.
Insbesondere die neu installierten Sicherheitssysteme, die Kraftwerkssteuerung und einzelne sicherheitsrelevante Bauteile sollen auf ihre Funktion im Betriebszustand (Livetest) hin geprüft werden. Ein TÜV-Sachverständiger begleitet den Prozess.
Bürgerentscheid zur Tiefen Geothermie in Lustadt am 24. September – Statement der IG Parterre
Indessen trennen nur noch wenige Tage die Bürger im Kreis Germersheim vom Tag der Entscheidung über die Zukunft der „Tiefen Geothermie“ im Kreis.
„Auch wenn die rechtliche Verbindlichkeit eines Bürgerentscheids am 24. September als gering angesehen wird, kommen die Projektanten des geplanten Geothermie – Kraftwerks, dessen oberirdische Anlagen zunächst auf der Gemarkung der Gemeinde Lustadt zu liegen kommen sollten, an dem starken Signal nicht vorbei, sprechen sich die Bürger gegen das Projekt aus“, so die IG „Tiefe Geothermie“ Par Terre“.
„Viele Fragen an die Betreiber des Projekts, die „Deutsche Erdwärme“ und ihren Geschäftsführer Lutz Stahl, warten immer noch auf eine Beantwortung. Nachdem Stahl und die „Deutsche Umwelthilfe“ ihre als Werbeveranstaltungen getarnten sogenannten Informationsveranstaltungen kurzfristig ausgesetzt haben, ist es still um das Karlsruher Zweimannunternehmen geworden.
Stahl schweigt sich zum Stand des Rückbaus der offengelassenen Bellheimer Bohrung ebenso aus, wie über seine Verbindungen ins „Steuerparadies“ Jersey, die er zumindest nicht bestreitet. Das alles schafft kein Vertrauen und nährt die Zweifel an der Seriosität des Unterfangens.
Dabei befindet sich Stahl mit seiner Verweigerungshaltung in guter Gesellschaft. Der Fragenkatalog der Interessengemeinschaft gegen Tiefe Geothermie „Pfalz Parterre“ stieß bei den politisch Verantwortlichen im Lande auf wenig Gegenliebe.
Neben der MdL Christine Schneider (CDU) als Vertreterin der Opposition, hat bisher lediglich die Umweltministerin Frau Höfken (Grüne) auf das Schreiben reagiert. Die in ihrem Brief wiedergegebenen Positionen lassen weder den Willen zu einer politischen Lösung erkennen, noch sind die von ihr vorgebrachten Argumente neu.
Weder die Ministerpräsidentin noch der in seiner Funktion für das Bergamt zuständige
Wirtschaftsminister Dr. Wissing (FDP) haben bisher auf unser Anschreiben reagiert. Das finden wir
bedauerlich.
Um den Bürgern im Kreis eine Entscheidungshilfe an die Hand zu geben, hier nochmals unsere Hauptargumente gegen die Tiefe Geothermie in Kürze:
. Unkalkulierbare Risiken durch Tiefenbohrungen in mehrere tausend Meter Tiefe können zu
induzierten Beben und Bodenbewegungen führen. Dadurch sind Schäden an Gebäuden und
Infrastruktureinrichtungen möglich.
. Laut einer von der Regierung der Niederlande in Auftrag gegebenen Studie wurden „Mikrobeben“
in der Vergangenheit unterschätzt und können zu starken Beben mit katastrophalen Ausmaßen
eskalieren.
. Regulierungen im Schadensfall sind nach wie vor ungeklärt.
. Es besteht die Möglichkeit der Grundwasserverschmutzung durch ausgetretenes Tiefenwasser
und Öl aus der Verlustschmierung der Förderpumpe.
. Bei der Injektion des abgekühlten Tiefenwassers in den Untergrund ist Fracking wahrscheinlich.
. Anreicherung natürlicher Radionuklide in den Betriebsrückständen des Primärkreislaufs können
bei unsachgemäßer Handhabung und Lagerung gesundheitliche Langzeitschäden zur Folge
haben.
. Nicht vorhersehbare Auswirkungen durch den Kraftwerksbetrieb in einem unbekannten Umkreis
um das Kraftwerk, da die Bohrungen im Untergrund viele Kilometer abgelenkt werden können.
. Beeinflussung des Kleinklimas durch großflächige Luftkühlerbatterien.
. Leichtentzündliche Transmitter stellen hohe Anforderungen an die Feuerwehren und benötigen
große Flächen für die Zufahrt und evtl. notwendige Schutzzonen. Stichwort Störfallbetrieb!
. Bei einem Wirkungsgrad von 3 – 6% (Stromproduktion) trägt ein Geothermie – Kraftwerk nur
minimal etwas zur Energiewende bei.
. Die Kosten für in der Regel nicht benötigte Nah / Fernwärme – Netze gehen zu Lasten der oft
klammen Gemeinden.
. Wärmenetze sind hoch umstritten und schaffen Monopolsituationen durch
Anschlussverpflichtungen und langenlaufenden Verträgen bei gleichzeitigem Rückbau oder
Nichtbereitstellung „klassischer“ Infrastruktur.
Fazit der IG:
Geothermie – Kraftwerke sind umweltschädlich und unwirtschaftlich. Sie rechnen sich nur durch
hohe Subventionen. Der Wertverlust am Eigentum der Bürger, die das volle Risiko tragen müssen, wird
billigend in Kauf genommen, während den Betreibern die risikofreie Implementierung einer optimierten
Wertschöpfungskette ermöglicht wird, die die Allgemeinheit durch Steuern und die überhöhten
Versorgungspreise auch noch mitfinanzieren muss.
Risikoreich! Unwirtschaftlich Verbraucherfeindlich! – So haben wir uns die Energiewende nicht
vorgestellt!
In eigener Sache gibt die IG bekannt, dass es in kürze „Pfalz Parterre“ online geben wird.
Man findet die Interessengemeinschaft gegen Tiefe Geothermie unter der Adresse http://pfalz-parterre.de/
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