Donnerstag, 18. April 2024

Frauen bei der Bundeswehr: Alexandra Martin – im Herzen der Kompanie

23. September 2014 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Hauptgefreiter Alexandra Martin liebt ihren Job.
Fotos: Bundeswehr/Schrief

Germersheim – Knapp 19.000 Soldatinnen leisten derzeit ihren Dienst bei der Bundeswehr – mit steigender Tendenz. Seit 13 Jahren stehen den Frauen sämtliche militärischen Laufbahnen bei den Streitkräften offen.

Frauen sind zwar nicht für alle physischen Aufgaben in der Bundeswehr gleich gut geeignet wie ihre männlichen Kameraden – aber: Soldat ist kein reiner Männerberuf. Ob als Infanteristin, Sanitäterin, Ärztin oder als Verwaltungsfachangestellte – kaum eine Berufsgruppe, die nicht vertreten ist.

Eine, die mit Leib und Seele Soldatin ist, ist Hauptgefreiter Alexandra Martin, 20 Jahre.

Freizeit-Look: Make-up und Lippenstift statt Uniform.
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Sportlich war sie schon immer. Seit ihrem siebten Lebensjahr betrieb sie Leichtathletik bei ihrem Heimatverein im baden-württembergischen Sinsheim. Als junge Erwachsene wechselte sie auf das Berufskolleg für Sport- und Vereinsmanagement, stellte jedoch schnell fest, dass es für sie doch nicht die richtige Entscheidung war.

Körperlich und geistig zu wenig gefordert, stieg stattdessen ihr Interesse an einer Laufbahn bei der Bundeswehr.

Nach einer Beratung im damaligen Karrierecenter Mannheim-Seckenheim hatte sich Alexandra Martin entschieden: Sie brach das Berufskolleg mit Ziel Fachhochschulreife ab und ging als freiwillige Wehrdienende für 23 Monate zur Luftwaffe.

Dort gefiel es ihr so gut, dass sie sich als Soldatin auf Zeit für vier Jahre verpflichtete.

Frauen bei der Bundeswehr, das sprichwörtliche „Truppenbild mit Dame“, in einer noch mehrheitlichen Männerdomäne – für Viele immer noch mit Vorurteilen belastet.

„Frauen werden bevorzugt, obwohl sie für Kampfeinsätze nicht geeignet sind, und gehätschelt, obwohl sie denselben Sold beziehen, mag so mancher denken“.

Gleiche Pflichten wie die Männer

Tatsächlich aber dürfen auch Frauen keine Abstriche bei der Leistung machen.

„Man muss sich als Frau durchaus beweisen“, sagt Alexandra Martin. „Besonders am Anfang. Man hat es nicht einfacher als die Männer, Frauen müssen die körperlichen Anstrengungen genauso hinbekommen. Wenn ein 12-Kilometer-Marsch mit 15 Kilo Gepäck ansteht, heißt es nicht: Ich bin eine Frau, ich kann das nicht.“

Auch die Hindernisbahn müssen die Frauen genauso absolvieren wie die Männer, ebenso die jährlichen Sportabzeichen und den Basis-Fitness-Test.

Hauptgefreiter Martin ist derzeit im Geschäftszimmer der Kompanie tätig. Ähnlich einem Sekretariat bearbeitet sie den Schriftverkehr, die Terminplanung der Kompanie, behält den Überblick über die Geschäftsvorgänge der Kompanie.

Einmal im Quartal werden Rekruten zur Grundausbildung einberufen und mit dem militärischen Handwerkszeug vertraut gemacht. Danach werden sie in ihre künftigen Stammverbände in ganz Deutschland abgeschleust, um dort ihren weiteren Wehrdienst abzuleisten – ein gewaltiger Verwaltungsakt, der ohne das Geschäftszimmer nicht zu bewältigen wäre.

Alexandra Martin gefällt´s: „Der tägliche Kontakt mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten macht es zu etwas ganz Besonderem. Man hat mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun.“

Frau Hauptgefreiter arbeitet aber nicht nur im Büro, sondern ist auch „draußen“ aktiv dabei, zum Beispiel bei den Geländetagen. Sie hilft, die Verpflegung zu fahren, erklärt auch mal einem Neuling, wie man sich in verschiedenen Situationen richtig verhält und demonstriert, wie man sein Bett richtig zu machen hat.

Die junge Frau marschiert bei Geländeläufen mit, absolviert ihre Schießübungen, hat das Deutsche Sportabzeichen in Gold und den Basis-Fitness-Test, ebenfalls wie ihre männlichen Kameraden abgelegt.

Probleme als Frau unter Männern hat sie nicht: „Hier in Germersheim wird man als Frau gut angenommen. Nur in der Grundausbildung war es damals ein bisschen schwierig, Fuß zu fassen. Aber das ist wie überall, wenn man neu ist und sich noch nicht auskennt.“

Dass sie zuvor auf einer Sportschule war und die meisten Kollegen quasi überrannt hatte, wussten die Kameraden anfangs nicht – merkten jedoch schnell, dass sie überall mithalten konnte und begegneten ihr mit immer mehr Respekt. „Wer will, der kann, und wer sein Ziel kennt, findet auch den richtigen Weg“, sagt sie.

Seit letztem Jahr besucht sie die Abendschule in Germersheim und holt die abgebrochene Fachhochschulreife nach. Ist das geschafft, ist ein höherer Werdegang gerne als Offizier bei der Luftwaffe, mit einem Studium ihr großer Wunsch. Möglich wäre das auf einer Fachhochschule der Bundeswehr.

Und noch etwas steht ganz oben auf ihrer Wunschliste: “Ich würde sehr gerne in einen Auslandseinsatz gehen.“ (cli)

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