Annweiler. Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) hat sich seit seiner Einführung im Jahr 1964 in unserer Gesellschaft fest etabliert und ist nicht mehr wegzudenken.
Junge Menschen im Alter von 15 bis 26 Jahren erbringen währenddessen mit pädagogischer Begleitung als überwiegend praktische Vollzeithelfer Leistungen in gemeinwohlorientierten Einrichtungen.
Besonders verbreitet ist das FSJ in der Wohlfahrtspflege, der Kinder- und Jugendhilfe, der Gesundheitspflege, in Kultur und Denkmalpflege oder im Sport. Es dient der persönlichen und beruflichen Orientierung. Vor allem sollen aber soziale Kompetenzen wie zum Beispiel Team-, Konflikt- und Organisationsfähigkeit gefördert werden.
In Rheinland-Pfalz wird seit 2017 auch die Möglichkeit zur Absolvierung eines FSJ bei der Feuerwehr angeboten. Der Antrieb für die Feuerwehren war neben der Förderung der Sozialkompetenzen die Hoffnung, junge – insbesondere feuerwehrfremde – Menschen für die Feuerwehr begeistern und langfristig an sich binden zu können.
Seit dem 1. August 2021 hat auf Initiative von Wehrleiter Bernd Pietsch auch die Freiwillige Feuerwehr der Verbandsgemeinde Annweiler am Trifels mit dem 17-jährigen Adrian Graf aus Annweiler ihren ersten FSJler.
Am 6. September konnte sich Bürgermeister Christian Burkhart bei einem Ortstermin auf der Wache einen Einblick in die Tätigkeiten des Debütanten verschaffen. Bei einem kleinen Rundgang durch das Gebäude erzählte Graf dem Verwaltungschef, wie er zum FSJ bei der Feuerwehr kam und was er schon alles lernen konnte.
„Schule ist eher nicht so mein Ding“, sagte er schmunzelnd. Seine Mutter hätte deshalb die Idee gehabt, bei der Feuerwehr ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren, berichtete der junge Mann. „Durch die verschiedenen Tätigkeiten habe ich mal einen richtigen Einblick in die Materie erhalten und erfahren können, dass das bei der Feuerwehr alles nicht so einfach ist, wie man zunächst vielleicht denken könnte“, erläuterte Adrian begeistert.
Umgekehrt kann er aber auch eigene Kenntnisse und Fertigkeiten einbringen und den Kameraden dadurch wertvolle Dienste leisten. „Ich bin froh, dass er bei uns ist. Vor allem beim Umgang mit den modernen Medien ist er uns eine große Hilfe“, stellte Gerätewart Ulrich Winter fest. So unterstützt Adrian zum Beispiel kräftig bei der Arbeit mit der Anfang 2021 angeschafften Verwaltungssoftware der Feuerwehr.
Seine Tätigkeiten muss er regelmäßig in einem Berichtsheft dokumentieren. Im Rahmen von Bildungstagen werden die gesammelten Erfahrungen unter pädagogischer Anleitung noch einmal reflektiert, sodass die FSJler den größtmöglichen Nutzen aus dem Gelernten ziehen können.
Bei Adrian hat das Reinschnuppern in den Feuerwehralltag schon Früchte getragen: Er hat sich als Mitglied verpflichtet und möchte sich in Richtung Berufsfeuerwehr orientieren.
Außerdem soll er stärker in die Jugendarbeit einbezogen werden, sagt Bernd Pietsch. Zusammen mit seinen Stellvertretern Achim Bachmann, Christian Kiefer und Andre Schuster freut sich Pietsch über den gelungenen Auftakt der Sache.
Die vier hoffen, dass das FSJ bei der Feuerwehr bei den Jugendlichen starken Anklang findet, sie sich bewerben, dafür begeistern und schließlich halten lassen. Dann wäre das Freiwillige Soziale Jahr für die Feuerwehr eine tolle Möglichkeit der Akquise. Für die gewonnen jungen Menschen ist es ganz gewiss eine lohnende Investition in die Zukunft.
Diesen Artikel drucken