
Bernhard Vogel: So wird man ihn in Erinnerung behalten.
Foto: Rolf H. Epple/Pfalz-Express
Speyer. Am 3. März 2025 verstarb Bernhard Vogel, eine prägende Gestalt der deutschen Politik und ein herausragender Vertreter der Christdemokratischen Union (CDU), im Alter von 92 Jahren.
Mit ihm verliert Deutschland einen Politiker von historischem Format, der als einziger in der Nachkriegsgeschichte zwei Bundesländer – Rheinland-Pfalz und Thüringen – als Ministerpräsident führte und über Jahrzehnte die politische Landschaft der Bundesrepublik mitgestaltete.
Geboren am 19. Dezember 1932 in Göttingen, begann Vogels Weg in die Politik mit einem Studium der Politikwissenschaft, Geschichte, Soziologie und Volkswirtschaft in Heidelberg und München.
Schon früh zeigte sich sein Engagement für Bildung und gesellschaftlichen Zusammenhalt, geprägt durch die katholische Soziallehre, die ihm ein Leben lang Leitlinie blieb. 1960 trat er der CDU bei und stieg schnell in ihren Reihen auf, unterstützt und gefördert von Helmut Kohl, mit dem ihn eine enge politische und persönliche Verbindung einte.
Von 1976 bis 1988 stand Vogel an der Spitze der rheinland-pfälzischen Landesregierung, wo er als Ministerpräsident mit Reformgeist und Verhandlungsgeschick überzeugte. Nach der Wiedervereinigung übernahm er 1992 die Führung Thüringens und lenkte das Bundesland bis 2003 durch die Herausforderungen des Aufbaus Ost. Insgesamt 23 Jahre Amtszeit machen ihn zu einem der langlebigsten Regierungschefs Deutschlands – ein Rekord, der seine Beliebtheit und sein Vertrauen bei den Bürgerinnen und Bürgern widerspiegelt.
Doch Bernhard Vogel war mehr als ein Landespolitiker. Als Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung (1989–1993 und 2001–2009) setzte er sich für politische Bildung und internationale Verständigung ein.
Sein Einsatz für den innerdeutschen Dialog vor und nach der Wende, sein klares Bekenntnis zur Demokratie und seine Abgrenzung von Extremismus – etwa in seinen jüngsten Äußerungen zur AfD – zeigten ihn als Mann von Prinzipien. Dabei blieb er stets verbindlich, bescheiden und nahbar, ein Christdemokrat im besten Sinne.
In der Autobiografie Bernhard Vogel „Ein Leben als Politiker in Ost und West“ habe Vogel „eine in vielerlei Hinsicht aufschlussreiche Autobiographie vorgelegt, die Einblicke in das Denken und Fühlen des langjährigen CDU-Politikers erlaubt“, so Hermann Wentker, promovierter und habilitierter Historiker, Leiter der Abteilung Berlin des Instituts für Zeitgeschichte, apl. Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Potsdam.
Vogel, der unverheiratet und ohne Kinder in Speyer lebte, hinterlässt ein Vermächtnis, das weit über Parteigrenzen hinausreicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte ihn einst als „historisch einzigartig“. Sein spitzbübisches Lächeln, seine Leidenschaft für eine gute Flasche Wein und eine Zigarre sowie sein unermüdlicher Einsatz für das Gemeinwohl werden in Erinnerung bleiben.
Politische Stimmen
Ministerpräsident Alexander Schweitzer: Aufrichtiger Politiker mit eigenem Stil, dem seine Heimat und die Menschen am Herzen lagen
Mit großer Betroffenheit und Trauer hat Ministerpräsident Alexander Schweitzer auf den Tod von Bernhard Vogel reagiert. „Bernhard Vogel hat sich während seines langen und vielfältigen politischen und gesellschaftlichen Wirkens herausragende Verdienste um das Land Rheinland-Pfalz erworben. Seine politische Arbeit war stets geprägt von Ausgleich, Mitte, Dialog und Kompromiss. Er war fair, vor allem auch im Umgang innerhalb des Kabinetts“, würdigte Ministerpräsident Schweitzer.
„Bernhard Vogel war von 1976 bis 1988 Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz – ein aufrichtiger Politiker, der einen ganz eigenen Politikstil geprägt hat. Große Erfahrung, feste Grundsätze und hohe Kollegialität haben ihn immer ausgezeichnet. In seinen ‚Mainzer Jahren‘ hat er nachhaltige Beiträge zur Entwicklung und Modernisierung von Rheinland-Pfalz geleistet“, sagte Ministerpräsident Schweitzer. Dem Zusammenhalt des Landes dienten zum Beispiel der Ausbau des Hambacher Schlosses, die Partnerschaft mit Ruanda, seine zahlreichen Kreisbereisungen oder auch der jährliche Rheinland-Pfalz-Tag, den es bis heute gebe.
Als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz habe Bernhard Vogel den Satz geprägt: „Zuerst die Menschen, dann das Land – und dann die Partei.“ Er verfügte über einen klaren christlich geprägten Kompass. Neben seinem Einsatz für den katholischen Glauben galt Vogels besonderes Engagement auch der deutschen Sektion der Jerusalem Foundation, deren Präsident Vogel zehn Jahre lang war.
Vogel habe außerdem einen Umbruch in der Medienlandschaft durchgesetzt: Als erstes Bundesland habe Rheinland-Pfalz den Privaten Rundfunk zugelassen und wurde damit zum Vorreiter bei den neuen Kommunikationstechniken.
Bernhard Vogel war von 1992 bis 2003 zudem Ministerpräsident von Thüringen. Mit der zweifachen und damit einzigartigen Ministerpräsidentschaft habe Vogel die längste Amtszeit von rund 23 Jahren erreicht. Vogel habe in vielen verschiedenen Funktionen die Geschicke der Bundesrepublik, seines Heimatlandes Rheinland-Pfalz und seiner Wahlheimat Thüringen geprägt. Allein die Reihe seiner wichtigsten politischen Ämter sei beeindruckend: Mitglied des Bundestages, Kultusminister und Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz, 32 Jahre Mitglied des Bundesrates, zweimal Bundesratspräsident, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung und schließlich Ministerpräsident von Thüringen, führte Schweitzer weiter aus.
Während seiner Amtszeit als Ministerpräsident von Thüringen habe Bernhard Vogel die engen Bande nach Rheinland-Pfalz weiter bestärkt. Auch dort sei er der Mann der Mitte geblieben, der Thüringen in unruhigen Zeiten neue Stabilität verschaffte.
„Wir trauern um Bernhard Vogel. Er hat sich durch sein herausragendes Engagement um unser Land Rheinland-Pfalz, den Freistaat Thüringen und die Bundesrepublik Deutschland insgesamt verdient gemacht. Man darf sagen: Er war eine prägende Gestalt der politischen Geschichte Deutschlands und Mittler zwischen West und Ost. Ich weiß, wie sehr ihm seine Heimat und die Menschen am Herzen gelegen haben. Für sein Engagement bin ich ihm sehr dankbar. Ich wünsche jetzt seinen Angehörigen und Freunden viel Kraft in diesen schweren Stunden“, so der Ministerpräsident.
Die Beisetzung findet im engsten Kreis in München statt. Rheinland-Pfalz wird seiner in einem Trauerstaatsakt gedenken.
Vorsitzender der FDP-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz, Philipp Fernis: Herausragender Politiker
„Mit dem Tod von Bernhard Vogel verliert Deutschland einen herausragenden Politiker, dessen Handeln stets von Verantwortung, Ausgleich und einem tiefen Respekt vor den Menschen geprägt war. Auch für uns Liberale in Rheinland-Pfalz bleibt er eine Persönlichkeit, die Maßstäbe setzte – sowohl politisch als auch menschlich.
Als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz führte Bernhard Vogel von 1976 bis 1988 unser Land, zuletzt auch in einer schwarz-gelben Koalition, in der wir Freie Demokraten mit unseren Ministern Rainer Brüderle und Peter Caesar eng mit ihm zusammenarbeiteten. Sie teilten eine gemeinsame Vision: die soziale Marktwirtschaft und den Rechtsstaat als starkes Fundament für Rheinland-Pfalz zu stärken.
Bernhard Vogel verstand es, Fortschritt mit Bodenhaftung zu verbinden. Seine Offenheit für neue Ansätze zeigte sich etwa in der Zulassung des privaten Rundfunks – ein Meilenstein in der deutschen Medienlandschaft und ein Symbol für seine Überzeugung, dass Wettbewerb und Innovation den Fortschritt vorantreiben.
Besonders beeindruckend bleibt sein Engagement für die deutsch-israelische Freundschaft und die internationale Zusammenarbeit, insbesondere durch die Entwicklungspartnerschaft mit Ruanda. Diese Projekte spiegeln Werte wider, die auch uns Freien Demokraten am Herzen liegen: Freiheit, Menschenrechte und unsere Verantwortung weltweit.
Wir gedenken eines Mannes, dessen politisches Wirken durch Mut, Optimismus und Verantwortungsbewusstsein geprägt war. Bernhard Vogel hinterlässt eine Lücke, aber auch eine reiche Tradition, die uns Orientierung gibt. Er war ein Brückenbauer zwischen Tradition und Fortschritt. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und den ihm in Freundschaft Verbundenen.“
Vorsitzender Helge Schwab der FREIEN WÄHLER im Landtag: „Landesvater im besten Sinne“
„Ich kannte Bernhard Vogel persönlich und hatte die Ehre, seinen 90. Geburtstag mit ihm zu feiern“, so Helge Schwab (MdL). Der Vorsitzende der Gruppe FREIE WÄHLER im Landtag erinnert auch an eine bekannte Aussage des beliebten Union-Politikers: „Nur wenn es einen Gott gibt, können wir das Schreckliche aushalten.
Wenn wir nur auf uns selbst hoffen, endet unsere Hoffnung an unseren Grenzen.“ Helge Schwab ergänzt: „Bernhard Vogel war ein Landesvater im besten Sinne. Völlig verdient erfreute er sich bei den Bürgerinnen und Bürgern einer großen Beliebtheit. Sein Glaube an Gott war stets präsent und spürbar.“

