Sonntag, 05. Mai 2024

Einwohnerversammlung zu Geothermie-Werk in Wörth: Bürger-Bedenken beantwortet

13. Oktober 2023 | Kategorie: Allgemein, Kreis Germersheim, Regional, Wirtschaft in der Region

Foto: Pfalz-Express/BW

Wörth – Die Gründung des WärmeWerks Wörth war das Thema einer Einwohnerversammlung, die am Mittwoch (11. Oktober 2023) im Foyer der Festhalle Wörth abgehalten wurde. Das Ziel dieses Projekts ist es, die Geothermie, also die Nutzung der Erdwärme, am Standort Wörth zu ermöglichen.

Das Interesse war groß, rund 200 Wörther Bürger waren gekommen. Die Grußrede hielt der Wörther Bürgermeister Dr. Dennis Nitsche (SPD). Die beiden Geschäftsführer Stefan Ertle (EnBW) und Thomas Neckenich (Daimler Truck) stellten das Projekt zunächst vor.

Es handelt sich dabei um ein Joint-Venture zwischen den Akteuren Daimler Truck, EnBW und der Stadt Wörth, die mit 10 Prozent beteiligt ist (wir berichteten). Die restlichen Anteile von 90 Prozent teilen sich der Stromversorger und das LKW-Werk Wörth zu je 45 Prozent. Das bedeutet für die beiden großen Partner geschätzte Investitionskosten zwischen 25 und 35 Millionen, für die Stadt rund 5 bis 7 Millionen Euro. Ein Förderantrag sei beim Bundeswirtschaftsministerium bereits gestellt worden – eine Zusage könnte die Joint-Venture-Partner von bis zu 40 Prozent der Investitionskosten entlasten.

Der Bericht von Neue Energie Wörth GmbH und die Pfalzwerke AG über Bestand und Ausbau des Wärmenetzes Wörth wurde von Christoph Gröger und Sascha Dechert, den Geschäftsführern der Neue Energie Wörth GmbH, vorgelegt.

Oberrheingraben ist bestens geeignet

Die Geothermie ist nicht unumstritten: Zwar ist die Energie bzw. Wärme bereits vorhanden und gilt als unerschöpflich, doch über mögliche schädliche Veränderungen auf die regionale Tektonik und Erdstabilität gibt es nicht nur verschiedene Meinungen, sondern auch Erfahrungswerte von Erdbeben, die durch die Tiefenbohrung ausgelöst worden sein sollen, mit Stärken bis zu Magnitude 3,5.

Die Oberrheinische Tiefebene gilt „von Natur aus“ bereits als seismisch aktive Zone. Gleichzeitig ist sie die einzige Zone in Deutschland, in der äußerst effektiv mit Tiefer Geothermie gearbeitet werden kann, weil die Temperaturen im Untergrund hoch sind – optimale geologische Voraussetzungen also.

Bruchsal dient als „Blaupause“

In einem anspruchsvollen Fachvortrag, gehalten von dem Geologen Thomas Kölbel (EnBW), wurden Bedenken weitgehend ausgeräumt: Das Projekt Geothermiewerk Wörth werde nach der „Blaupause“ des Werks Bruchsal ausgerichtet, das in puncto Sicherheit und Effektivität seit dem Jahr 2010 Maßstäbe gesetzt hat: Keine Beschwerden aus der Bevölkerung, keine Seismizität.

Foto: Pfalz-Express/BW

Hinzu komme, dass die Tiefe Geothermie mit Bohrungen bis zu 4.000 Meter Tiefe äußerst flächeneffizient sei, es würden lediglich wenige Hektar an Grund benötigt. Energetisch gesehen sei die Geothermie etwa zehnmal effizienter als im Vergleich eine Wärmepumpe. Das Projekt solle zügig umgesetzt werden, denn Daimler Truck Wörth hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2028 nicht nur CO2-neutral, sondern sogar CO2-frei zu werden. Das Werk soll ab diesem Zeitpunkt ausschließlich mit Erdwärme versorgt werden.

Informationsbedarf bei Bürgern

Bei der anschließenden Fragerunde an die Experten zeigte sich einmal mehr, wie hoch die Verunsicherung der Bürger angesichts der aktuellen Gesetzgebung und Gesetzgebungsvorhaben zu Heizung, Energie- und Wärmeversorgung ist, vor allem bei Hauseigentümern mit Öl- und Gaszentralheizung.

Foto: Pfalz-Express/BW

Auf dem Podium wurde im Gegenzug insbesondere um Zustimmung und Vertrauen geworben sowie die unbedingte Transparenz der Abläufe versichert. Dies wurde allgemein wohlwollend aufgenommen. Mehr noch, die Bürger fragten auch konkret danach, worin ihre Aufgabe bestehe, wie sie mitwirken könnten.

Das zeigt deutlich, dass den Menschen die Frage nach alternativen Energien, nach regionaler Versorgung vor Ort und Unabhängigkeit von Drittstaaten ein ernstes Anliegen ist, an dem sie aktiv mitwirken möchten, etwa durch einen Entschluss zur Fernwärmeanbindung. Ganze Straßenzüge könnten sich dazu bei Interesse melden, wurde von Neue Energie Wörth bestätigt.

Bedenken wurden allerdings auch geäußert hinsichtlich der Probebohrungen im Vorfeld, ob diese zu vermehrter seismischer Aktivität führen könnten. In Bruchsal war das nicht der Fall.

Ein großes Thema waren auch die weiteren geplanten Vorhaben der Neuen Energie Wörth, die sich künftig intensiv mit alternativer Energiegewinnung aus Biomasse, mit Windrädern und einem geplanten Solarpark in Schaidt beschäftigen werden, wie Bürgermeister Nitsche sagte. (bw)

Foto: Pfalz-Express/BW

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