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„Deutschland und das Nitratproblem“: Eine Betrachtung von Werkleiter Martin Hanke

14. November 2016 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Panorama
Foto: pfalz-express.de/Ahme

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Edenkoben. Der Werkleiter der Edenkobener Verbandsgemeindewerke, Martin Hanke beleuchtet aus Sicht der Verbandsgemeindewerke das Nitratproblem.

„Die EU plant Abmahnung für Deutschland, weil zu viel Nitrat ins Grundwasser gelangt“ – so oder so ähnlich ging es in den letzten Tagen durch die Presse. Nach Vorgabe der Europäischen Union darf im Grundwasser nicht mehr als 50 mg/l Nitrat ankommen. Als Hauptverursacher für Nitrat im Grundwasser wird die Landwirtschaft verantwortlich gemacht.

Aus Sicht der Verbandsgemeindewerke Edenkoben: Das Problem ist bekannt. Problematisch wird es, wenn das Grundwasser als Trinkwasser für die Bevölkerung genutzt werden soll. Aber jetzt mit dem Finger auf die Landwirtschaft zeigen und aufzufordern „tut etwas“, wird keine Lösung sein.

Viele Wasserversorger gehen deshalb den Weg Kooperationsprojekte mit der Landwirtschaft ins Leben zu rufen. Diese Initiativen werden vom Land Rheinland-Pfalz mit Geldern aus dem Wassercent gefördert. Der Wassercent ist eine Abgabe, die die Wasserversorger ans Land Rheinland-Pfalz entrichten müssen und diese Abgabe ist abhängig von der entnommenen Wassermenge. Die Verbandsgemeindewerke Edenkoben entrichten jährlich eine Abwasserabgabe in der Höhe von rund 65.000 Euro.

Gemeinsam mit den Fachbehörden und dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) haben die Verbandsgemeindewerke Edenkoben deshalb im Frühjahr 2016 erste Informationsveranstaltungen für die Landwirtschaft durchgeführt.

Es geht dabei um den Schutz des Grundwassers im Einzugsgebiet der Tiefbrunnen Venningen/Großfischlingen. Dieses Einzugsgebiet erstreckt sich von den Tiefbrunnen zwischen den beiden Ortschaften bis nach Edesheim und fasst eine Fläche von über 200 Hektar.

„Bei den Versammlungen hat sich gezeigt, dass sich auch die Winzer und Landwirte Sorgen ums Grundwasser machen und mit großer Mehrheit das Kooperationsprojekt unterstützen“, so Martin Hanke, Werkleiter der Verbandsgemeindewerke.

Innerhalb kurzer Zeit gingen viele von den Winzern und Landwirten unterzeichnete Kooperationsverträge bei den Werken ein. Und mittlerweile sind über 50 Prozent des Projektgebiets abgedeckt.

Bei dem Kooperationsprojekt geht es zunächst darum, Erkenntnisse zu gewinnen. Es geht um die Fragen: „Wie wirkt sich die jeweilige Form der Bewirtschaftung auf die Einträge von Nitrat ins Grundwasser aus, was kann man daraus lernen und wie kann man es künftig besser machen.“

Weil die Verbandsgemeindewerke diese Auswertungen und Beratungsleistung nicht selbst durchführen können, stehen dem Projekt Wasserschutzberater des Dienstleistungszentrums ländlicher Raum (DLR) zur Verfügung. Hier vor allem Dr. Claudia Huth für den Weinbau und Florian Honsel für den Ackerbau.

Der Grenzwert beim Nitrat für Trinkwasser liegt bei 50 mg/l. Das ist auch der Wert, den die EU als Richtschnur für künftige Einträge ins Grundwasser vorgibt. Das Trinkwasser aus den Brunnen zwischen Venningen und Großfischlingen hat momentan noch einen Nitratgehalt von weniger als 1 mg/l. Damit dies auch langfristig so bleibt, wurde das Kooperationsprojekt ins Leben gerufen.

Jetzt nach der Weinlese wird mit der ersten Erhebung der Daten begonnen. Zunächst werden die Bodenwerte zu Beginn des Projekts festgestellt und repräsentative Teilflächen ausgewählt. Danach beginnt die Beratungstätigkeit des DLR. In den nächsten Jahren wird die Entwicklung dann beobachtet und immer wieder werden die Winzer und Landwirte über die aktuellen Erkenntnisse informiert.

Das Projekt geht soweit, dass künftig auch Ausgleichszahlungen an die Bewirtschafter möglich sind, falls durch die Landwirte für den Grundwasserschutz besondere Maßnahmen ergriffen werden sollen, die über die normale Bewirtschaftung hinaus gehen. Denkbar sind hier spezielle Bearbeitungsformen oder Zwischensaaten.

„Der erste Schritt ist getan und nun sind alle Beteiligten gespannt, welche Erkenntnisse sich aus dem Projekt ergeben. Sicher ist, dass dies alles viel Zeit benötigt. Hier wird die EU vielleicht noch ein wenig mehr Geduld zeigen müssen“, so Hanke. (red)

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