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„Das Russlands-Deutsche-Haus“ in Germersheim: Ausstellungshöhepunkt mit Ministerin Alt

13. November 2014 | Kategorie: Kreis Germersheim

Gruppenbild mit Dame: v.li.: Erster Kreisgeigeordneter Dietmar Seefeldt, Integrationsministerin Irene Alt, Bürgermeister Marcus Schaile, Prof. Dr. Michael Schreiber, und ein weiterer Teilnehmer.
Fotos: pfalz-express.de
Bildergalerie und Video am Textende.

Germersheim – Wie fühlen sich deutschstämmige  russische Spätaussiedler in ihrer neuen Heimat?

Zu diesem Thema  fand am 11. November im Beisein von Integrtationsministerin Irene Alt im Audimax des Fachbereichs Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) zur Ausstellung „Das Russlands-Deutsche-Haus“ ein Vortragsabend und eine moderierte Gesprächsrunde mit Zeitzeugen verschiedener Generationen statt.

Die Veranstaltung beschäftigte sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit den Themen Auswanderung, Migration, Leben in der Fremde, Identität, Integration und Heimat.

„Das Russlands-Deutsche-Haus“ zeigte  in verschiedenen Räumen eines begehbaren Hauses ein Stück russlanddeutscher Geschichte. Küche, Schlafzimmer, ein Betraum sind dort zu sehen – der Alltag typischer Auswandererfamilien aus Deutschland, die unter Katharina der Großen oder Zar Peter dem Großen nach Russland geholt wurden und sich im Lauf der Zeit an der Wolga, in Wolhynien, Bessarabien, am Schwarzen Meer, auf der Krim oder am Kaukasus angesiedelt haben.

In eine  Stadt wie Germersheim, die in den vergangenen Jahrzehnten für viele Menschen mit Migrationshintergrund und auch für zahlreiche „Aussiedler“ zur Heimat geworden sei, passe eine solche Ausstellung perfekt, sagte Bürgermeister Marcus Schaile bei seiner Begrüßungsansprache.

Jeder fünfte Einwohner verstehe oder spreche die russische Sprache. Seit Gründung der Universität 1947 sei man in der Stadt an fremde Nationen gewöhnt: „Vielleicht klappt deswegen das Zusammenleben so gut“, meinte Schaile. Durch die etwa 2.000 Studenten lebten Menschen aus über 100 Nationen in der Stadt: „Wir sind eine schöne, bunte Mischung“.

Der Migrationsanteil in Germersheim beträgt zwischen 35 und 40 Prozent.

Ministerin Irene Alt betonte den hohen Stellenwert einer Willkommenskultur in Deutschland und verwies auf die bereits hohe und weiter wachsende Zahl von Menschen, die hierzulande und auch im besonderen in Rheinland-Pfalz eine neue Heimat finden wollten „und sollen“.

Das Ensemble Wolga Wolga

Die etwa zwei Millionen Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion seien eine Bereicherung der Gesellschaft und hätten viel berufliches Potential mitgebracht – vom Handwerker oder Landwirt bis zum Arzt oder Künstler. Deutschland brauche diese Vielfalt und müsse sich weiter öffnen, so die Ministerin.

Der Erste Kreisbeigeordnete Dietmar Seefeldt nutze die Gelegenheit, Irene Alt auf die Situation des Kreises und der Kommunen bezüglich der Unterbringung von Asylanten hinzuweisen. Es sei selbstverständlich, dass der Kreis Verfolgten und Menschen in Not helfe, jedoch seinen die finanziellen Mittel knapp, der Fehlbetrag liege bei 1,3 Millionen. Seefeldt bat die Ministerin, die Finanzmittel aufzustocken, gerade mit Blick auf die Verschuldungssituation der Kommunen.

Der Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Roland Paul berichtete ausführlich über die Aus- und Einwanderungswege besonders der Pfälzer – davon seien viele aus Kandel, Leimersheim und Landau gekommen.

Der Ideengeber der Wanderausstellung, Pfarrer Edgar L. Born und die Kuratorin der Ausstellung „Heimatsuche“, Katharina Martin, waren ebenfalls zu Gast.

Die musikalische Begleitung der Veranstaltung gestaltete das Germersheimer Ensemble Wolga – das mit bekannten Lieder wie Kalinka die „russkaja duscha“, die russische Seele, in den Raum bracht.

Unter Moderation durch Professor Birgit Menzel (Professorin für Slawistik am Arbeitsbereich Russisch) folgte eine gemeinsame Gesprächsrunde mit Zeitzeugen. Man sei in Russland „Die Deutschen“ gewesen und in Deutschland „Die Russen“, sagte eine Teilnehmerin – sicherlich ergeht es bis heute den meisten Aussiedlern so.

Mit einer multimedialen Aufbereitung soll der Blick nun auch auf die Menschen gelenkt werden, die in den vergangenen Jahrzehnten als „Aussiedler“ aus in die  Pfalz gekommen sind.

Weitere Informationen zum Online-Migrationsmuseum „Lebenswege“ findet man im Internet unter www.Lebenswege.rlp.de  (cli)

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