
Gründungsversammlung der BI Signal Rot!
Foto: über BI
Kreis Germersheim – Am Mittwoch, 12. Februar 2025, fand im Alten Rathaus in Hagenbach die Gründung der Bürgerinitiative (BI) „Signal Rot!“ statt, die sich gegen eine mögliche Ausweisung einer europäischen Transitstrecke durch den Kreis Germersheim stellt.
Die Veranstaltung stieß auf große Resonanz, sodass noch zusätzliche Stühle für die mehr als 50 Teilnehmer organisiert werden mussten. Der Anlass für die Gründung war unter anderem die geplante Umleitungsstrecke aufgrund der Sperrung der Rheintalbahn im August 2024 sowie der stetig wachsende Güterverkehr.
Bereits jetzt ist die BI „Signal Rot!“ mit weiteren Initiativen vernetzt, etwa der BI David aus Limburgerhof, die sich gegen den Neubau und Ausbau einer Schwerlasttrasse von Mannheim nach Karlsruhe zur Wehr setzt.
Diese Trasse würde unter anderem durch zwei lange Rheintunnel unter Ludwigshafen und Römerberg verlaufen und Naturschutzgebiete durchqueren. Norbert Kühn, Sprecher der BI David, erklärte, dass es widersprüchliche Aussagen bezüglich der Strecke gebe: Während die Deutsche Bahn (DB Infra GO) erklärte, dass die Strecke Lauterbourg – Wörth nicht zum Ausbau vorgesehen sei und dieser keinen Mehrwert bringe, forderten der Schweizer Bundesrat und der deutsche Verband „Die Güterbahnen“ den Ausbau der südpfälzischen Strecke als eines der vordringlichsten Projekte bis 2030.
Belastungen für Anwohner
Malte Neuper aus Neuburg betonte, dass der Schienengüterverkehr zwar im Hinblick auf den Klimaschutz Vorteile bieten könne, aber nicht auf Kosten von Mensch und Natur vorangetrieben werden dürfe. „Der Lärmpegel in den Wohngebieten im August 2024, den die Anwohner rund um die Uhr ertragen mussten, erreichte bis zu 90 Dezibel – und das auch nachts“, berichteten die Teilnehmer der Versammlung.
Zur Erklärung: Der Lärm trat während der Umleitungsstrecke im August 2024 aufgrund der Sperrung der Rheintalbahn auf. Auch wenn die geplanten Ausbauvorhaben noch nicht feststehen, wurde durch die Sperrung der Rheintalbahn ein zusätzlicher Güterverkehr umgeleitet – und zwar auch durch die Region, in der die Bürgerinitiative aktiv ist.
Die Bürgerinitiative macht also auf die aktuellen Belastungen durch den Güterverkehr und mögliche zukünftige Szenarien aufmerksam – insbesondere darauf, dass solche Belastungen dauerhaft oder verstärkt auftreten könnten, falls die Pläne für den Ausbau oder die Neubau-Trasse tatsächlich realisiert werden. Die Lärm- und Vibrationsbeschreibungen beziehen sich also auf diese vorübergehende, aber sehr störende Situation und die Sorgen, dass dies in Zukunft noch schlimmer werden könnte.
Neuper zitierte eine Quelle des BUND, wonach der Schallpegel in der Nacht unter 55 Dezibel liegen sollte, um das Risiko von Herzinfarkten zu verringern. Darüber hinaus würden Vibrationen und Infraschall die Gesundheit der Anwohner gefährden.
Auch die ständigen Schrankenschließungen entlang der Strecke könnten zu erheblichen Verzögerungen für Rettungsdienste führen. „Den Stress haben aber auch die Tiere in den Schutzgebieten entlang der Trasse“, fügte Neuper hinzu. So sei beispielsweise die Sumpfschildkröte mit Hilfe europäischer Mittel mühsam wieder angesiedelt worden – „die ist dann weg“, so Neuper.
Zahlreiche Betroffene berichteten von den dramatischen Auswirkungen der Bauarbeiten im August. Heike Kromer aus Hagenbach erzählte: „Wir schliefen mit Ohrstöpseln, aber die Vibrationen alle 40 Minuten verhinderten trotzdem den Schlaf. Wir waren drei Wochen lang wie gerädert.“
Dieter Oelsner aus Jockgrim berichtete, dass ihre Freunde Besuche absagten, weil eine normale Unterhaltung aufgrund des Lärms nicht möglich war. Arnika Eck aus Neuburg erzählte, dass nachts ein schwerer Blumenkübel von der Fensterbank gestürzt sei. Auch Anwohner der Strecke zwischen Wörth und Germersheim klagten über den „menschenverachtenden Lärm“ durch den Güterschwerverkehr.
Landrat Martin Brandl zeigte Verständnis für die Sorgen der Anwohner, beruhigte jedoch, dass derzeit keine Pläne für den Ausbau der Strecke existieren. Die Maßnahme stehe nicht im Bundesverkehrswegeplan. Sollte die Trasse jedoch als Bestandsstrecke weiterverfolgt werden, könnte sich die Situation ändern. Brandl versprach, sich weiterhin für die betroffenen Bürger einzusetzen.
Ulrike Newill aus Wörth gab einen Ausblick auf die nächsten Schritte: „Anfang Mai möchten wir die Petition mit mindestens 1.400 Unterschriften an den Landrat, den Kreistag, den Landtag und das Bundesverkehrsministerium übergeben.“ Aktuell fehlen der BI noch rund 200 Unterschriften für dieses Ziel.
Wer die BI „Signal Rot!“ unterstützen möchte, kann sich unter folgenden E-Mail-Adressen melden:
arnika.eck@t-online.de
ulrike.newill@gmail.com
heikekromer14@t-online.de
Unterschriften für die Petition sind unter folgendem Link möglich:
https://www.openpetition.de/petition/online/keine-gueterzuege-auf-der-strecke-woerth-germersheim-kein-ausbau-woerth-lauterburg-fuer-gueterzuege

Flyer der BI

