Landauer SPD-Stadtrat will Platz nach Weihbischof Ernst Gutting nennen

26. März 2014 | Kategorie: Allgemein, Landau, Politik regional, Regional

Ein Platz, der jetzt noch unscheinbar aussieht, aber schön gestaltet werden wird, soll den Namen von Weihbischof Gutting tragen.
Foto: Ingenthron

Landau. Der im vergangenen Jahr verstorbene frühere Weihbischof Ernst Gutting war eine auch für die Stadt Landau prägende Persönlichkeit. Er hat hier vielfältige Spuren hinterlassen. Das ist für die Landauer SPD-Stadtratsfraktion ein Grund, sein Andenken durch die Benennung eines Platzes im öffentlichen Raum sichtbar und dauerhaft zu würdigen.

Fraktionsvorsitzender Dr. Maximilian Ingenthron und SPD-Stadträtin Magdalena Schwarzmüller haben dies in einem Antrag, der in der nächsten Stadtratsfraktion behandelt werden soll,  deutlich gemacht.

„Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
am 27. September vergangenen Jahres ist der frühere Weihbischof Ernst Gutting im Alter von 94 Jahren gestorben.

Der gebürtige Ludwigshafener wurde 1949 zum Priester geweiht und war im Anschluss unter anderem in Landau in der Kirchengemeinde St. Maria als Kaplan tätig.

1956 wurde er Diözesanseelsorger für die Frauenjugend, 1959 schließlich Diözesanfrauenseelsorger. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit legte er auf den Aufbau des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands. Durch Herrn Guttings Wirken entwickelte sich die Gemeinschaft zum mitgliederstärksten Verband in der Diözese Speyer.

1968 wurde er zum Generalpräses des Zentralverbandes der Katholischen Frauen- und Müttergemeinschaften Deutschlands gewählt, 1969 wurde ihm die Leitung der Bischöflichen Hauptstelle für Frauenseelsorge in Düsseldorf übertragen. Diese Aufgabe erfüllte er mit großem Engagement und wurde darüber zu einem der bundesweit herausragenden Vertreter der Frauenseelsorge.

1971 ernannte Papst Paul VI. Ernst Gutting auf Bitte von Bischof Friedrich Wetter zum Weihbischof; die Weihe empfing er am 12. September des Jahres als erster Weihbischof der Diözese seit 1821. 1974 wurde er, der als Bischofsvikar für die Seelsorge amtierte, zum Dompropst berufen.

Zu seinem Leitspruch erwählte er einen Satz von Theresia von Lisieux – „Nur die Liebe zählt“. Das war zugleich der Gedanke, der ihn als Seelsorger am stärksten geprägt hat. Ihre Lehre zu vermitteln, blieb ihm zeitlebens ein Auftrag und Herzensanliegen.

Sein zweites großes Interessengebiet war die Arbeitswelt. Geboren als Sohn eines christlichen Gewerkschaftssekretärs war er der Arbeiterschaft von Kind auf eng verbunden. „Die Kirche muss sich zu den Arbeitern bekehren“ formulierte er als einen Leitsatz. Konsequent, dass er sich in der Christlichen Arbeiterjugend und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung engagierte. Ernst Gutting trat immer wieder bei Arbeitskämpfen und gegen drohende Schließungen von Unternehmensstandorten an der Seite der Beschäftigten auf.

Nach 23 Jahren der Mitgliedschaft in der Deutschen Bischofskonferenz trat Weihbischof Gutting 1994 in den Ruhestand. Karl Kardinal Lehmann sagte aus diesem Anlass, Ernst Gutting habe für die Belange der Frauen in Kirche und Gesellschaft „viele weiterführende Anregungen gegeben und bleibende Akzente“ gesetzt. Bischof Anton Schlembach lobte ihn als „frohen und liebenden Menschen und Mitmenschen, einen strahlenden Christen und Mitchristen, einen Priester mit hoher spiritueller Sensibilität und starker Kraft der Zuwendung“.

Anlässlich seines Todes haben sich höchste kirchliche Würdenträger in Worten großer Bewunderung über Weihbischof Gutting geäußert, so Erzbischof Robert Zollitzsch, Kardinal Friedrich Wetter und Bischof Karl-Heinz Wiesemann.

Landau und seinen Bürgern war Weihbischof Gutting über Jahrzehnte eng verbunden – und bei weitem nicht nur gläubigen Katholiken. Sein Engagement ging weit über die Pflicht als Seelsorger hinaus – bis ins hohe Alter. Vielen konnte er bei Problemen und Nöten helfen, er arbeitete unermüdlich für das Wohl der Menschen und die christliche Botschaft.

Seine Leidenschaft galt neben allen priesterlichen Aufgaben auch dem Flugsport. Er war 1953 Mitgründer und Mentor der DJK-Segelfluggemeinschaft in Landau, begleitete 44 Jahre die adventlichen Einkehrtage der Gemeinschaft. Die DJK Landau ernannte Weihbischof Gutting zum Ehrenmitglied.

Diejenigen, die ihn persönlich erleben durften, schildern Ernst Gutting als lebensfrohen, humorvollen und liebenswerten, stets tätigen und ansprechbaren Mann, vor allem aber als bescheidenen Menschen. Bischof Karl-Heinz Wiesemann prägte anlässlich der Beisetzung von Weihbischof Gutting das Wort vom „kleinen Mann mit dem großen Herzen“.

Das Andenken an Ernst Gutting zu wahren, der in unserer Stadt so positiv gewirkt und vielfältige Spuren hinterlassen hat, ist für uns der Grund, die Benennung einer Fläche im öffentlichen Raum nach ihm zu beantragen. Dies wäre ein sichtbares und würdiges Zeichen der Anerkennung und der Erinnerung an einen Mann, dem Landau viel zu verdanken hat.

Diese Benennung sollte bevorzugt im Einzugsbereich der Kirchengemeinde St. Maria erfolgen. Die Wiedereröffnung der früheren Wirkungsstätte von Weihbischof Gutting nach der Sanierung bietet einen weiteren willkommenen Anlass, die Benennung durch den Stadtrat zu beschließen.

Wir schlagen deshalbvor, die Grünfläche an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße / Cornichonstraße künftig „Ernst-Gutting-Platz“ zu nennen. Die Anlage präsentiert sich derzeit noch in einem verbesserungswürdigen Zustand, wird aber im Zuge der endgültigen Fertigstellung der Straßen neu angelegt.

Nach dem Durchbruch hin zum Theodor-Heuss-Platz und dem Südpark wird diese Kreuzung eine erhebliche Aufwertung erfahren und zum Knotenpunkt der Südstadt. Von dem Platz aus hat man zudem schon bald den Blick auf den Ebenberg und den Flugbetrieb von Ernst Guttings Segelfluggemeinschaft!“

Wir hoffen auf Ihre Unterstützung und diejenige der Fraktionen – als einmütiges Zeichen der Wertschätzung des Stadtrats für Weihbischof Gutting.“ (red)

Die Grünfläche an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße / Cornichonstraße soll künftig „Ernst-Gutting-Platz“ heißen.
Foto: Ingenthron

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