Freitag, 26. April 2024

Ausstellung eröffnet: Europäische Zeitschriften 1945 bis 1965

„Übersetzungsräume“ im Weißenburger Tor

12. Mai 2022 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kultur

V.li.: Prodekanin Prof. Silvia Hansen-Schirra, Prof. Dr. Alison Martin, Prof. Andrew Thacker, Dr. Dana Steglich, Studentin Elisabeth Lesch, Bürgermeister Marcus Schaile und der Erste Beigeordnete Dr. Sascha Hofmann.
Foto: Stephanie Mohr/Stadt Germersheim

Germersheim – ­Am Freitag hat Bürgermeister Marcus Schaile im Weißenburger Tor die Ausstellung „Übersetzungsräume – Europäische Zeitschriftenkulturen zwischen 1945 und 1965“ eröffnet.

Sie ist im Rahmen eines innovativen Forschungsprojekts am Fachbereich 06 der Johannes Gutenberg – Universität Mainz unter der Leitung von Prof. Dr. Alison E. Martin, Dr. Dana Steglich und Prof. Andrew Thacker entstanden.

„Die Ausstellung ist sehenswert und bedeutsam“, mit diesen beiden Adjektiven beschrieb Schaile die Ausstellung als Ergebnis des internationalen Forschungs- und Lehrprojekts. Sie beschäftigt sich mit Kulturzeitschriften aus drei Ländern und drei Sprachräumen, die zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Mitte der 60er Jahre veröffentlicht wurden.

Prof. Martin sprach in ihrer Begrüßungsrede von „einer „spannenden Zeit“, die von der Amerikanisierung der europäischen Kultur, dem Kalten Krieg und der Dekolonisierung gezeichnet war und beschrieb die zentrale Forschungsfrage: „Wie nutzte die Zeitschriftenkultur in Großbritannien, Frankreich und Deutschland die Translation, um eine neue Vision für Europa nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges zu entwickeln?“

Zusammen mit ihrem Kollegen Prof. Thacker von der Nottingham Trent Universitiy in Großbritannien hatten sie dafür Forschungsgelder von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der „Arts and Humanities Research Council“ bewilligt bekommen, um ein dreijähriges Projekt durchzuführen.

 Martin erläuterte, dass nach dem Zweiten Weltkrieg Hunderte von neuen Zeitschriften entstanden seien. Ihr rapides Aufkommen sei eine Reaktion auf die Jahre der Entbehrungen und des fehlenden Kontakts zwischen den Nationen gewesen.

„Zudem stand es auch in Zusammenhang mit öffentlichen Diskussionen darüber, was zu dieser Zeit die „europäische“ Identität ausmachen könnte – eine Frage, die für den Wiederaufbau und die Versöhnung von zentraler Bedeutung war. In den späten 1940er Jahren regte der aufkommende Antimilitarismus eine Neubewertung dessen an, was die europäische Idee repräsentierte, so Martin. „Die rasche Dekolonisierung in den 1950er und 1960er Jahren destabilisierte die Stellung Europas auf der Weltbühne. Und die zunehmende Amerikanisierung der europäischen Kulturen stellte auch etablierte Werte und Traditionen in Frage.“ 

Martin betonte, dass es ihnen in der Ausstellung darum gehe, die Figuren wieder sichtbar zu machen, die diesen Kulturaustausch über Sprachgrenzen hinweg ermöglichten und die Idee eines vereinten Europas vorantrieben.

Die Ausstellungsplakate behandelten zum Teil die aus dem Exil zurückgekehrten Autoren, Übersetzer, und Künstler, die diese Zeitschriften gestaltet hatten. In den Vitrinen sind zum Beispiel Zeitschriften ausgestellt, die avantgardistische Kunst, aber auch Werbung von heute noch bekannten Firmen auf dem Cover dieser Epoche zeigen.  

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