Atommüll-Endlagersuche: 90 Gebiete kommen infrage

28. September 2020 | Kategorie: Nachrichten, Panorama

Foto: dts Nachrichtenagentur

Berlin  – Bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager sind insgesamt 90 sogenannte Teilgebiete in der engeren Auswahl gelandet. Das geht aus dem Zwischenbericht Teilgebiete hervor, der am Montagvormittag von der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) veröffentlicht wurde.

Demnach wurden Teilgebiete mit einer Gesamtfläche von circa 240.874 Quadratkilometern ermittelt, die günstige geologische Voraussetzungen für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle erwarten lassen. Die Gebiete überlagern sich teilweise, da sie sich in erdgeschichtlich unterschiedlichen Einheiten befinden.

Berücksichtigt man die Überlagerung einiger Teilgebiete, ist in der Bundesrepublik eine Fläche von circa 194.157 Quadratkilometern, also ein Anteil von ca. 54 Prozent der Landesfläche als Teilgebiet ausgewiesen.

Im Wirtsgestein Tongestein wurden neun Teilgebiete mit einer Fläche von circa 129.639 Quadratkilometern ausgewiesen. Für das Wirtsgestein Steinsalz konnten insgesamt 74 Teilgebiete mit einer Fläche von circa 30.450 Quadratkilometern ausgewiesen werden. Hinzu kommen insgesamt sieben Teilgebiete mit einer Fläche von 80.786 Quadratkilometern im kristallinen Wirtsgestein.

Der Salzstock Gorleben wurde nach Anwendung der geowissenschaftlichen Abwägungskriterien nicht als Teilgebiet deklariert. „Wichtig ist: Der Zwischenbericht Teilgebiete ist kein abschließendes Ergebnis, sondern ein erster Zwischenstand“, sagte BGE-Geschäftsführer Steffen Kanitz. Die Bürger sollten schon einen umfangreichen Einblick in die Arbeit der BGE erhalten, bevor Fakten geschaffen werden, fügte er hinzu. Nach der Veröffentlichung des Zwischenbericht soll die Zahl der Gebiete, die infrage kommen, in den kommenden Jahren anhand weiterer Kriterien weiter eingeschränkt werden.

.ausgestrahlt: Gorleben-Entscheidung nicht Ende des Konflikts

Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt, sagte dazu: „Ein 43 Jahre alter Fehler wurde endlich geheilt. Die geologischen Mängel des Salzstocks in Gorleben sind schon lange bekannt. Mit dem heutigen Tag werden diese nun auch offiziell bestätigt.“

Dieser Erfolg sei ohne den unermüdlichen Widerstand nicht möglich gewesen. Doch die Gorleben-Entscheidung sei nicht das Ende des Konflikts. „Die Freude wird durch eine simple Tatsache getrübt: der Atommüll ist immer noch da, und von einer langfristig möglichst sicheren Lagerung sind wir noch sehr weit entfernt.“ Auch drohten neue Fehler, so Stay.

IAEO-Chef: Atomkraftwerke helfen beim Klimaschutz

Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) Rafael Grossi, sieht indes im weiteren Ausbau der Kernenergie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. „Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass atomare Energie saubere Energie ist, nahezu ohne CO2-Ausstoß“, sagte er dem „Spiegel“. Bei der weltweiten Stromerzeugung ersparten die heutigen Kernkraftwerke zwei Gigatonnen Treibhausgas-Emissionen jährlich.

Über die von Atomkraftwerken ausgehenden Risiken habe er „mit ungezählten deutschen Gesprächspartnern diskutiert“. Der deutsche Beschluss zum Ausstieg sei einzigartig in der Welt. Grossi teilt auch nicht die Besorgnis, dass es keine sichere Endlagerung des Atommülls gebe: „Ich sehe darin vor allem eine Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz.“ (dts Nachrichtenagentur/red)

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