Dienstag, 16. April 2024

Antwort-Leserbrief auf „Die verlorene Ehre der Myriam Kern“: „Handeln hat Konsequenzen“

31. August 2020 | Kategorie: Kreis Germersheim, Landau, Leserbriefe und Kommentare

Foto: red

„Das meistverkaufte Prosa-Werk des Literaturnobelpreisträgers von 1972 muss ja grundsätzlich nicht jeder verstehen. Das war wohl nie der Anspruch des Autors Heinrich Böll, der „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ in einem später verfassten Nachwort übrigens selbst als „Pamphlet“ bezeichnete.
Den Begriff des Pamphlets möchte ich gerne aufgreifen, um der inhaltlichen Qualität der Ausführungen des Herrn Keefer gerecht zu werden.

Könnte man noch zu Beginn der Leserbrief-Lektüre noch eine gewisse Restfähigkeit an Empathie und Reflexionsfähigkeit des Verfassers erahnen, die sich jedoch alsdann in Wohlgefallen auflöst, so bedarf es keines zweiten Blickes, geschweige denn nochmaligen Lesens, um die Absurdität seines Versuches zu erkennen, die Quadratur des Kreises zu beweisen, indem er einer deutschlandweit bekannten Rassistin beispringt wie ein Gastherr seiner gestrauchelten Dame der Wahl beim Abschlussball und sich dabei einer mittlerweile schon fast zu erwartenden Strategie der Neuen Rechten bedient: Schuld sind immer die Anderen.

Gerade zu grotesk mutet es an, wenn gerade mit einem Werk Bölls versucht wird, der Leserschaft zu suggerieren, Rassismus sei eine Meinung. Rassist*innen wie Frau Kern haben aus eigenen Stücken und freiem Willen diesen Weg gewählt. Die Pointe, es käme ja letztlich darauf an, „dass der Beamte zwischen Dienst und Freizeit unterscheiden kann“, wäre selbst Loriot an der Stelle nicht in den Sinn gekommen.
Ist Frau Kern also eine Freizeit-Rassistin? Mitnichten!

Wer sich dazu entscheidet, eine Rassistin zu sein, ist allein dafür verantwortlich. Wer sich öffentlich so positioniert wie Frau Kern und das seit Jahren tut, hat sich hundertmal dafür entschieden. Eine Lektion, die alle Kinder lernen müssen ist: Handeln hat Konsequenzen. Der Umstand, dass Herr Keefer oder Frau Kern für sich in Anspruch nehmen, die freiheitlich demokratische Grundordnung samt Meinungsfreiheit nach ihrem Gutdünken auszulegen, ist ihre Entscheidung. Das macht aber weder eine Lehrerin noch einen Schwimmlehrer zu Protagonisten auf dem Boden des Grundgesetzes.

Das Vokabular ist dabei letztlich mehr als entlarvend, aber vielleicht schafft es Herr Keefer ja noch, kritisch zu überprüfen, wer letztendlich welcher Gesinnung aufsitzt. Ich würde es ihm sogar wünschen.

Böll war übrigens ein Meister darin, sein feines Gespür für gesellschaftliche Fehlentwicklungen aufzugreifen und zu Papier zu bringen. Er blieb zum Glück ein Leben lang bei seinen Leisten. Der Redewendung nach sollte das ein Schuster tun – und nicht nur der!“

Markus Häusler

Lingenfeld

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