Donnerstag, 18. April 2024

Aktion Südpfalz-Biotope in Hochstadt – „Biblische Aufgabe“ – Ministerin Höfken dabei

23. November 2019 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Regional

Voller Saal zum Treffen der Aktion Südpfalz-Biotope. Am Rednerpult die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken. 
Fotos: Pfalz-Express/Licht
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Südpfalz/Hochstadt – Die Aktion Südpfalz-Biotope hatte am Donnerstag nach Hochstadt eingeladen und sehr viele Menschen kamen – auch Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) war angereist, um auf dem Treffen zu sprechen.

Im Dorfgemeinschaftshaus hatte die Stiftung eine Messe („Biotop-Netzwerk Südpfalz“) aufgebaut. An den Ständen konnten sich die Besucher informieren, wer in der Südpfalz aktiv ist für den Umweltschutz.

Interessant das Interesse der regionalen Politik: Es gab kaum einen Bürgermeister, Beigeordneten oder auch Landtagsabgeordneten, der nicht vor Ort war.

Natur in der Südpfalz erhalten und ausbauen

Um was ging es: Die Landräte der Landkreise Germersheim (Dr. Fritz Brechtel) und der Südliche Weinstraße (Dietmar Seefeldt), der Oberbürgermeister von Landau (Thomas Hirsch) und die „Stiftung zum Schutz von Landschaft und Natur in der Südpfalz“ (NVS-Naturstiftung) hatten im Juni 2018 gemeinsame Aktion Südpfalz-Biotope gestartet.

Damit sollen die artenreichen Biotope der Südpfalz, Ausgleichsflächen, Saumbiotope und Geländestrukturen gepflegt und weiterentwickelt werden, um Artenreichtum und Biodiversität zu erhalten und zu verbessern.

Die Stiftung will auch ökologisch wertvolle Flächen erwerben oder Grundstücke eintauschen oder pachten, um sie für den Naturschutz oder die Landschaftspflege nutzbar zu machen.

Durch die aktuelle Klimadebatte, die Fridays for Future-Demos und das Klimapaket der Bundesregierung hat auch das südpfälzische Biotop-Thema nochmals deutlichen Aufwind erfahren.

„Naturhaushalt geht es an den Kragen“ 

Vorstandsmitglied Kurt von Nida, seit vielen Jahre zusammen mit seiner Frau äußerst rührig, freute sich deswegen auch über die „große Gästeschar“. Denn dem Naturhaushalt gehe es an den Kragen, so von Nida. „Wieviel Anmaßung kann man sich noch leisten?“, fragte er. „Nutzen wir also das südpfälzer Temperament und den sprichwörtlichen pfälzer Kommunikationsdrang für den Naturschutz.“

Ministerin Höfken sei deswegen „goldrichtig in der Südpfalz“: „Ich hoffe, Sie greifen uns weiter finanziell unter die Arme.“

Höfken: „Insekten- und Vogelbestand geht zurück“

Höfken bestätigte die Dringlichkeit, weitere Maßnahmen zu ergreifen. In manchen Gegenden sei die Insektenpopulation schon zu 70 Prozent verschwunden. Auch beim Vogelbestand sei ein großer Rückgang zu verzeichnen. Viel davon passiere im Agrarland, wenngleich es auch nachhaltige Flächen geben (Blühstreifen etc.). Dennoch gelte es, die landwirtschaftlichen Flächen zu erhalten, sonst drohe Verbuschung und Brachland.

Die Aktion Südpfalz-Biotope soll als Modellprojekt drei Jahre laufen. Unter anderem soll eine Datenbank aufgebaut werden, um Grundstücke für Biotope zu finden. 1.200 erfasste Grundstücke gibt es schon.

Reuther: „Mensch ist Teil der Natur“

Hochstadts Bürgermeister Timo Reuther sagte, in der Gemeinde werde viel freiwillig für den Naturschutz getan. 20 Prozent des Gemeindegebiets seien Waldfläche. „Der Mensch ist ein Teil der Natur und sollte kein Widerstand sein“, so Reuther.

Schweitzer: „Naturschutz geht nicht ohne Landwirtschaft“

Der SPD-Landtagsabgeordnete und Fraktionschef im Landtag, Alexander Schweitzer, war der nächste Redner. Mit einem Blick über den vollen Saal befand Schweitzer, dass dies die „südpfälzische Antwort auf die Fridays for Future-Demos“ (FFF) sei. Die Vernetzung der Akteure habe schon lange vor den FFFs stattgefundenen. Nichtsdestotrotz adressiere derzeit eine ganze Generation ihr Anliegen an die Politik.

„Naturschutz geht nicht ohne Landwirtschaft“, betonte Schweitzer. Das werde häufig medial falsch oder verkürzt dargestellt. Gleichwohl gebe es manchmal einen Spannungsbogen. Einig sei man sich parteiübergreifend, die Stiftung zu unterstützen.

Lerch: „Viel teurer, wenn man nichts tut“

Mit Zahlen wartete der Landauer CDU-Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Peter Lerch, auf. „Wenn wir in drei Jahren nichts unternommen haben, kostet uns das 7,3 Billionen Euro.“ Erschrockenes Raunen im Saal.

„Ja, Klimaschutz ist teuer“, so Lerch weiter. „Aber es ist unermesslich viel teurer, wenn wir nichts unternehmen.“ Davon seien alle Ebenen betroffen – von „global bis kommunal.“

Seefeldt: „Naturschutz ist Pflichtaufgabe“

SÜW-Landrat Dietmar Seefeldt lobte das Engagement aller Beteiligten. „Es ist beispielhaft und modellhaft, was Sie tun.“

An Ministerin Höfken gerichtet, bat Seefeldt darum, das Projekt „wohlwollend im Blick zu behalten.“ Es gebe zwar sehr viel ehrenamtliche Unterstützung. „Aber es kann nicht alles ehrenamtlich geleistet werden.“ Naturschutz könne keine freiwillige Aufgabe sein, sondern sei eine Pflichtaufgabe.

„Hoffentlich sieht das die ADD (Aufsichts- und Dienstdirektion) auch so, wenn unsere Position dazu im Haushalt eingestellt ist“, so der Landrat.

Brechtel: „Schöpfung für spätere Generationen erhalten“

Der Landrat des Kreises Germersheim, Dr. Fritz Brechtel, sieht in der Südpfalz das „Paradies auf Erden“. Es sei eine biblische Aufgabe, die Schöpfung für spätere Generationen zu erhalten. Klar sei: Es handele sich um eine Daueraufgabe, die nicht nach drei Jahren ende. „Wir brauchen einen langen Atem.“

Brechtel freute sich wie alle Redner darüber, dass so viele Besucher gekommen waren, gerade weil es eine südpfälzische und verwaltungsübergreifende Aktion sei.

Auch der Kreis Germersheim hat Mittel zum Naturschutz in den Haushalt eingestellt. „Und das soll auch so bleiben.“ Brechtel dankte zudem der Sparkasse Germersheim-Kandel, die ebenfalls aus dem Spendenfonds Geldmittel zu Verfügung gestellt hat.

Podiumsdiskussion

Nach den Ansprachen diskutierten auf dem Podium die Aktiven Meike Wagner, Kurt Garrecht, Rüdiger Stenzel, Thomas Hörner (Winzer) und der Erste Beigeordnete der Stadt Germersheim, Dr. Sascha Hofmann. Moderiert wurde die Diskussion von Werner Olich im – wie er witzelte – bunten „Diversitätshemd.“

Das Schlusswort sprach Stiftungsvorstandsmitglied Dieter Zeiß. (cli)

 

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