Landau. Unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer findet erstmals in Rheinland-Pfalz am 12. Oktober 2019 in der Landauer Jugendstilfesthalle eine große kulturelle Veranstaltung statt, die als multimediales Kunstprojekt ausgearbeitet ist.
Der Eintritt ist frei – Spenden werden erbeten. Das Projekt trägt den Hospizgedanken in die Öffentlichkeit. Mit „Letzte Lieder“ werden existenzielle Themen aller Menschen aufgegriffen; sie sind ein Beitrag zur Diskussion über Lebenswerte, Lebensqualität, Beistand und gegenseitige Verantwortung in der letzten Lebensphase.
Das Projekt ist weit mehr als ein Benefiz-Abend – es ist ein regional bezogenes Gesamtkunstwerk aus Text, Musik, Video und Licht. Es kommt nicht ‚irgendwo‘ her, sondern entspringt aus der Mitte der Region.
Die Konzeption ist als Gang durch verschiedene Zimmer ausgerichtet. Dabei begegnet man während der Aufführung in den erzählten Geschichten und Liedern Menschen mit ihren Gefühlen – von Freude und Glück bis Trauer und Angst. Wunschkonzerte gibt es viele, aber das Programm dieser Veranstaltung wurde von Menschen in ihrer letzten Lebensphase gestaltet. Sie entscheiden über Musik und Inhalte.
Der Weg zu jedem Projekt ist durchaus weit. Bis es zur Aufführung kommt, vergehen durchschnittlich zwölf Monate.
Mitwirkende sind u.a. Schauspieler Christoph Maria Herbst, Eva Mattes als Sprecherin, Annette Postel, der Maulbronner Kammerchor und weitere Solisten.
Autor und Ideengeber
Der Initiator des Projekts „Letzte Lieder und Geschichten aus dem Hospiz“, Stefan Weiller (46), hat lange Jahre als Journalist gearbeitet. Vor einigen Jahren hatte er den Auftrag, für eine Lokalzeitung eine Reportage über eine Bewohnerin im Hospiz zu schreiben. Die schwer kranke Frau, bei der Weiller zum Interview angekündigt war, überraschte ihn mit Lebensfreude und großer Lust an Schlagermusik.
Nach zwei Stunden Gespräch – zwischen großer Ernsthaftigkeit und einer geradezu schlagerhaften Leichtigkeit – war die Idee geboren: Lebensmusiken und Lebensgeschichten, gesammelt bei Menschen im Hospiz, zu einem Konzert zu verbinden und damit einen sensiblen Zugang zu den letzten Lebensräumen zu öffnen.
2016 wurde er vom Deutschen Hospiz- und Palliativverband mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet.
Das Projekt „… und die Welt steht still …“ / Letzte Lieder und Geschichten aus dem Hospiz
Autor Stefan Weiller kam lange vor der Veranstaltung in die Region, um nach Vermittlung des Ambulanten Hospizdienstes mit Menschen zu sprechen, die mit der Endlichkeit ihres Lebens konfrontiert sind.
Er führte Interviews und seine Eingangsfrage lautete: „Welche Musik ist Ihnen kostbar und welche Erinnerung verbinden Sie damit?“ Er sammelte dabei Lebenslieder und dazugehörige Geschichten. Aus den Gedächtnisprotokollen und Motiven der Interviews und aus der Bedeutung der Musik entstand der Grundgedanke des Projekts „Und die Welt steht still“ – Letzte Lieder und Geschichten von Menschen im Hospiz.
Das Projekt bietet den Gesprächspartnern die Möglichkeit kultureller Teilhabe, indem sie daran mitwirken, ein Kunstprojekt zu erarbeiten, das sich dem Leben widmet und der Frage nach Lebensqualität in der letzten Lebensphase nachspürt.
Es entsteht ein musikalisches Vermächtnis, das von Lieblingsmusiken einerseits und Lebensgeschichten andererseits getragen ist.
Die Vorbereitung zu diesem Projekt waren dadurch außergewöhnlich, dass Menschen auch in ihrer letzten Lebensphase die Möglichkeit haben, sich als gestaltend und selbstwirksam zu erleben.
Alle für das Projekt interviewten Menschen wissen zum Zeitpunkt des Gesprächs, dass sie in naher Zukunft sterben müssen. Das Projekt ist in vielfacher Hinsicht durchaus eine organisatorische Herausforderung, denn jede Musik muss live gespielt werden.
Ambulanter Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst für Landau und die Südliche Weinstrasse
Vor knapp zwanzig Jahren wurde der Ambulante Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst für Landau und die Südliche Weinstrasse gegründet; im Jahr 2019 kann nun das 20-jährige Bestehen dieser segensreichen Einrichtung im Netz der sozialen Dienste unserer Region begangen und mit stiller Dankbarkeit gefeiert werden.
In der Trägerschaft des Vinzentius-Krankenhauses Landau, des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche der Pfalz und der Ökumenischen Hospizhilfe Pfalz/Saarpfalz wurde aus zunächst bescheidenen, kleinen Anfängen ein Ambulanter Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst aufgebaut, der aus dem sozialen Netz unserer Region nicht mehr wegzudenken ist.
Mit hauptamtlicher Leitung und Koordination durch Ursula Zirkel, den beiden Hospizschwestern Ute Schneider-Beiwinkel und Elfriede Fath und bei ärztlicher Beratung durch Dr. Michael Hatzenbühler und Dr. Fadil Brovina geschieht eine kostenfreie Begleitung und Unterstützung lebensbedrohliche erkrankter Menschen in der letzten Lebensphase und ihrer Familien/Freunde/Angehörigen.
Die Mitarbeit Ehrenamtlicher ist seit jeher zentraler Bestandteil des Dienstes. Über die Jahre wurden über 130 Frauen und Männer aus verschiedenen Altersgruppen, unterschiedlichen Berufen und Konfessionen, sorgsam ausgewählt und für diesen schweren Dienst qualifiziert. Aktuell sind 50 Ehrenamtliche aktiv. Sie nehmen sich Zeit zum Gespräch und Zuhören, tragen Hoffnungen und Ängste mit, entlasten, begleiten und stärken die Angehörigen.
In naher Zukunft wird in Landau ein stationäres Hospiz errichtet. Das ist wichtig und gut für Betroffene und ihre Familien in Stadt und Landkreis. Auch dann wird der Ambulante Hospizdienst dringlich gebraucht.
Beide Einrichtungen, der Ambulante Dienst wie das stationäre Hospiz, brauchen Unterstützung, Würdigung und öffentliche Aufmerksamkeit – im Dienste und im Interesse der betroffenen Menschen und ihrer Angehörigen und für die Gestaltung einer humanen Gesellschaft.
Das 20-jährige Bestehen des ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienstes ist ein richtiger und guter Anlass, ein schweres Anliegen in angemessener Weise öffentlich zu thematisieren.
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den Patienten wäre mehr geholfen, wenn Frau Malu Dreyer, statt warmer Worte, die Hospize auch finanzieren würde. Die wenigen Hospize, die es in Rheinland-Pfalz gibt, sind spendenfinanziert.
Wir finanzieren alle möglichen Gruppen der Gesellschaft, gerechtfertigt und nicht gerechtfertigt, aber für die Sterbenden ist kein Geld da. Leider ist das keine gesellschaftliche Debatte wert. Beschämend.