E-Zigarette nimmt politische Dimensionen an

25. Januar 2016 | Kategorie: Freizeit & Hobby, Vermischtes
Kein Teer in der Lunge: Die E-Zigarette machts möglich. Bild: © istock.com/librakv

Kein Teer in der Lunge: Die E-Zigarette machts möglich.
Bild: © istock.com/librakv

Die E-Zigarette hat eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Noch vor wenigen Jahren galt sie als Exot, der Anbietermarkt war ebenso überschaubar wie die Zahl der Nutzer.

Seitdem ist einiges passiert: Eine vollständige Industrie ist entstanden, und das ruft jetzt die Politik auf den Plan.

Dampf aus der Hosentasche: Viele Menschen erfolgreich umgestiegen

Die allseits beliebten Shishas waren nur der Anfang. Mit der E-Zigarette wird der Dampfgenuss nämlich mobil.

Das Konzept ist einfach: Ein wahlweise nikotinhaltiges oder –freies Liquid wird durch Strom erhitzt, sodass Dampf entsteht. Dieser wird genau wie beim Rauchen inhaliert, dank vieler verschiedener Geschmäcker kommt auch der Genuss nicht zu kurz.

Und offensichtlich funktioniert es: Die Gesamtzahl der Nutzer wird in Deutschland auf bis zu drei Millionen Menschen geschätzt, von denen viele hunderttausend den vollständigen Umstieg von der Zigarette auf die E-Zigarette geschafft haben.

Was die Gesundheit betrifft, warnen Kritiker zu Recht vor den nicht erforschten Langzeitfolgen, doch immerhin zeigen die Kurzzeitfolgen schon einmal, dass Anlass zur Hoffnung besteht.

Die typischen Rauchersymptome, allen voran Lungenfunktion und Kurzatmigkeit, entfallen bei der E-Zigarette nämlich nachweislich.

Zahlen sprechen klare Sprache

Die offiziellen Umsatzzahlen unterstreichen, mit welcher Geschwindigkeit der Markt gewachsen ist. Alleine von 2010 auf 2011 vervielfachte sich der Branchenumsatz von 5 auf 100 Millionen Euro, bis Ende dieses Jahrzehnts erwarten Experten zweistellige Milliardenbeträge.

Es überrascht also nicht, dass die Politik inzwischen aufmerksam geworden ist. Die E-Zigarette unterliegt nämlich bis heute denselben Regelungen wie zu Anfangszeiten, als sie (einfach ausgedrückt) kaum jemanden interessierte.

Doch mit jedem Raucher, der auf die E-Zigarette umsteigt, entgehen dem Staat wertvolle Steuereinnahmen. Versuche seitens der Tabakindustrie, die E-Zigarette verbieten zu lassen, sind gescheitert, so dass nun mehrere Arten der Besteuerung erwogen werden.

Als Argumentation soll die Analogie zur Tabaksteuer dienen – das klingt nicht unbedingt logisch und ist es auch nicht, denn mit Tabak hat die E-Zigarette nichts zu tun.

Und während sich die deutsche Politik noch mit den bekannten Hürden befasst, ist die Besteuerung von Liquids in Italien schon seit einem Jahr aktiv. Die Steuer beträgt 37 Cent pro Milliliter, der Nikotingehalt ist dabei unerheblich.

Das handelsübliche Liquid-Fläschchen fasst 10 Milliliter und kostet durchschnittlich fünf Euro – durch die Steuer steigt der Preis pro Einheit also um rund 70 Prozent.

Der finanzielle Vorteil der E-Zigarette gegenüber der Zigarette wird damit stark minimiert; in der Folge greifen in Italien wieder viele „Dampfer“ zur Zigarette.

Deutsche Liquidbesteuerung ist abzusehen

Deutsche E-Dampfer dürfen sich also darauf einstellen, dass ihre Suchtbefriedigung künftig deutlich teurer wird. Offen ist bislang die genaue Definition der Steuer, denn auch darauf wird es ankommen: Bezieht man sich auf das Nikotin, so wären nikotinfreie Liquids von der Steuer ausgenommen – aus Sicht der Staatskasse keine ideale Lösung.

Beruft man sich auf andere Inhaltsstoffe, beispielsweise das harmlose Propylenglykol, wären auch ganz andere Anwendungsgebiete davon betroffen, etwa Nebelmaschinen in Theater oder Diskothek.

Zudem würde dann die Frage aufkommen, warum dieser Inhaltsstoff jahrzehntelang zuvor nicht besteuert werden, und auf diese Frage gäbe es keine glaubhafte Antwort.

Es wird also spannend zu sehen sein, mit welcher Begründung die Steuer letztendlich umgesetzt wird. Bis dahin darf sich die Szene über einen weiterhin wachsenden Markt freuen, denn auch für 2016 sind die Prognosen äußerst optimistisch.

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8 Kommentare auf "E-Zigarette nimmt politische Dimensionen an"

  1. Sabine Kriegel sagt:

    Zunächst einmal danke für den für dieses Thema ungewohnt sachlichen Artikel.

    Sie schreiben:
    „Was die Gesundheit betrifft, warnen Kritiker zu Recht vor den nicht erforschten Langzeitfolgen, doch immerhin zeigen die Kurzzeitfolgen schon einmal, dass Anlass zur Hoffnung besteht.“

    Meiner Meinung nach ist der stets ins Feld geführte Ruf nach fehlenden Langzeitstudien ein Scheinargument.
    Ethisch vertretbare Langzeitstudien wird es aller Voraussicht nach auch in 60 Jahren nicht geben. Denn nur eine verschwindend geringe Zahl an Niemalsrauchern fängt das Dampfen einer E-Zigarette dauerhaft an.
    Der überwältigende Anteil der E-Zigarettennutzer sind Ex-Raucher und Gelegenheitsraucher, die auf den Konsum herkömmlicher Zigaretten aus gesundheitlichen Gründen verzichten wollen.
    Wie will man bei einer solchen Zusammensetzung der Nutzergruppe jemals differenzieren können, ob eventuelle gesundheitliche Komplikationen vom Tabakkonsum herrühren, oder tatsächlich vom Dampfen kommen?

    „Die typischen Rauchersymptome, allen voran Lungenfunktion und Kurzatmigkeit, entfallen bei der E-Zigarette nämlich nachweislich.“

    Mit ein wenig Hausverstand liegen die Vorteile der E-Zigarette ganz klar auf der Hand:
    Es gibt keinen Verbrennungsprozess, also entfällt die chronische Kolenmonoxidvergiftung und die Belastung mit Verbrennungsrückständen inklusive der Gifte, die sich im Tabakrauch befinden.

    Selbstverständlich ist die Nurzung der E-Zigarette nicht mit dem Inhalieren von Alpenluft gleichzusetzen, dennoch reduziert ein Raucher, der zur E-Zigarette wechselt die Schadstoffbelastung lt, Public Health England um mindestens 95 %.
    Der Konsum der E-Zigarette ist einigen Forschern zufolge ähnlich gesundheitlich bedenklich wie das Kaffeetrinken.
    Eine Besteuerung halte ich für reine Geldgier und weder ethisch noch moralisch begründbar.

  2. Klaus Müller sagt:

    Herzlichen Dank für diesen Artikel. Als Dampfer ist man es eigentlich gewohnt nur die „Horrormeldungen“ zu lesen die vor Konjunktiven nur so strotzen. Was mich immer bedenklich stimmt: Die üblichen Berufswarner des DKFZ & BFR weissen immer darauf hin das es noch keine Langzeitstudien gibt und versäumen es dabei nicht die Gefahren des „Dampfe“ in düstersten Farben an die Wand zu malen.
    Was mich daran stößt? Woher kennen diese Institutionen die Gefahren so genau wenn doch angeblich keine Studien vorliegen?
    Die Studien die bis anhin vorliegen (und nicht von gewissen Interessengruppen beauftragt wurden) lassen nur einen Schluss zu: das das Dampfen signifikant ungefährlicher als das Rauchen ist.

    In Tat und Wahrheit handeln diese Institute im Sinne ihrer Financiers- das DKFZ als Teil der WHO wird MASSIV von der Pharmaindustrie unterstützt. Diese haben auch am meisten zu Verlieren – nicht „BIG T“ denn der Markt für „Raucherentwöhnung“ wird obsolet und noch „schlimmer“ die Medikamente für die Behandlung der Raucher typischen Krankheiten werden wohl auch nicht mehr laufen „wie geschnitten Brot“
    Als ehemaliger Schwerstabhängiger Raucher war das Dampfen für mich ein Segen! Tabakfrei innerhalb von 48 Stunden und das nunmehr seit 18 Monaten- ohne jegliche Probleme oder Entzugserscheinung.
    Die positiven Seiten für meine Gesundheit habe ich bereits nach wenigen Tagen bemerkt: Kein Raucherhusten mehr, die Kurzatmigkeit ließ nach, der Geschmackssinn kehrte zurück usw. usf.
    Das die Politik diese Aspekte negiert und im Rahmen der kommenden TPD2 die tauglichen Geräte vom Markt verbannen will lässt dabei tief blicken- natürlich ist das alles nur im Interesse der „Volksgesundheit“ Wäre dies wirklich der Fall müssten alle Tabakprodukte SOFORT verboten werden- es gibt ja jetzt eine wirklich taugliche Alternative für die Süchtigen…

  3. Andi sagt:

    Hallo,
    Danke für diesen gten und sachlichen Beitrag. Leider wird viel zu wenig darüber berichtet in dieser Art & Weise. Da bleibt nur zu hoffen, das es viele,viele lesen und nicht nur den Quatsch der etwas bekannteren Medien. Danke und weiter so!

  4. Anja sagt:

    Vielen Dank für diesen sachlichen Artikel!
    Er ist eine wahre Wohltat! -Zumal die meisten Artikel in der Presse im allgemeinen irgendwelche imaginären „Gefahren“ an die Wand malen ohne auch nur mit einem Wort auf die sehr greifbaren und tatsächlichen Vorteile des Umstiegs von der Tabakzigarette auf die E-Zigarette einzugehen. Die Gründe hierfür wurden ja schon von anderen Kommentatoren beschrieben.

    Ich selbst bin nach 35 Jahren als starke Raucherin von heute auf morgen auf die E-Zigarette umgestiegen. Das war vor vier Jahren. Seitdem habe ich keinen Tabak mehr geraucht und auch kein Verlangen danach. Denn ich habe etwas sehr viel besseres: etwas, das mir alles gibt, was mir die Tabakzigarette gegeben hat, aber ohne die negativen Begleiterscheinungen.

    Ja, der Staat trauert gewiss um die Tabaksteuer, die ich in diesen vier Jahren nicht mehr bezahlt habe. Bei 1-2 dicken Päckchen am Tag zu meinen Raucherzeiten, da kommt schon was zusammen.

    Ist ja schon ärgerlich: da erhebt man eine vorgebliche „Lenkungssteuer“ auf Tabakzigaretten, um die Leute vorgeblich dazu zu bewegen, keine Zigaretten mehr zu rauchen – und dann machen die das tatsächlich! Rauchen einfach keine Kippen mehr! Kaufen einfach keine Zigaretten mehr und zahlen die vorgebliche „Lenkungssteuer“ nicht mehr! Ja wo kommen wir denn da hin? Das schöne Geld! Im Jahre 2014 hat der deutsche Staat immerhin 14 Milliarden Euro Tabaksteuer eingenommen. Und jetzt hören immer mehr Leute einfach auf. Das geht ja mal gar nicht. – – Ist ja schon interessant, zu sehen, was der tatsächliche Zweck einer solchen vorgeblichen „Lenkungssteuer“ wirklich ist…..

    Und ja, es würde mich auch interessieren, wie eine Steuer auf E-Zigaretten Liquids begründet werden sollte. Eine Strafsteuer, weil die Leute keine Tabaksteuer zahlen.. hm… das klingt ja nicht so dolle. Das wäre zwar die Wahrheit.. aber das kann man ja wohl nicht so sagen, oder? Gesundheit? Hm.. E-Zigaretten sind nicht gesundheitsschädlich. „Wir brauchen Geld“? Auch blöd… – Bin ja mal gespannt. Und bin ja mal gespannt, was die Gerichte dazu sagen werden….

    Noch einmal vielen Dank für Ihren Artikel. Er ist eine wahre Wohltat! Und er hebt sich überaus angenehm von dem üblichen Einheitsbrei des nicht recherchierten Nachgeplappers ab. DANKE!

  5. Vielen Dank für diesen herrlich ausgewogenen Artikel!

    Allerdings kann ich den Optimismus des letzten Absatzes nicht teilen: „Bis dahin darf sich die Szene über einen weiterhin wachsenden Markt freuen, denn auch für 2016 sind die Prognosen äußerst optimistisch.“

    Auch wenn unangemessene Steuern sicher kommen werden und ärgerlich und lästig sind, so sind sie nicht die größte Bedrohung.

    Ab 20. Mai 2016 kommt die erste Einschränkung: Es werden keine neuen Produkte mehr auf den Markt kommen dürfen. Lediglich, was bereits auf dem Markt ist, darf weiterhin produziert werden.

    Bis 20. November 2016. Ab dann dürfen nur noch die Lagerbestände abverkauft werden. Bis spätesten 20. Mai 2017.

    So steht es im Gesetzentwurf zur Umsetzung der Tabakproduktrichtlinie TPD. Alles, was ab dem 20. Mai 2016 neu und in Zukunft auf den Markt kommen soll, muss den absurden Anforderungen dieser „Richtlinie“ genügen. Und die Mehrheit der Politiker scheint sehr bemüht, die quasireligiösen Dogmen der angeblichen Experten aus Heidelberg in Gesetze zu gießen. Und das läuft darauf hinaus, das Dampfen so unattraktiv wie möglich zu machen. Auf dass es keine unliebsame Konkurrenz zu den ekelhaften und nutzlosen „Entwöhnungmitteln“ der segensreichen Pharmaindustrie (aka „Pharmafia“) mehr sei.

    Schon die EU-Kommission und der ENVI-Ausschuss waren offensichtlich bereits sehr darum bemüht dieses Ziel auf EU-Ebene zu erreichen. Dank der Einsicht des Parlaments konnten wir das Schlimmste abwenden. Doch zum Schluss setzten sich im Hinterzimmers des „Trilogs“ wieder Lobbyinteressen durch.

    Eine europäische Bürgerinitiative („EFVI“) scheiterte leider an der exzessiven Hürde von einer Million Unterschriften. Mit einer Bundestagspetition hatten wir jetzt allerdings Erfolg: Die harte Hürde von 50.000 haben wir genommen:
    https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2015/_10/_07/Petition_61453.html
    Als eine der wenigen (19) der über 4000 Petitionen, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurde, gehören wir jetzt einem ziemlich exklusiven Klub an. Allerdings steckt hinter dieser Petition mehr, als auf der offiziellen Seite zu lesen ist: Noch mindestens zwei weitere Petitionen wurden „sachgleich“ erklärt und kommentarlos mit dieser zusammengelegt. Eine davon hatte ich eingereicht. Mehr dazu:
    http://ig-ed.org/2016/01/ploetzlich-schwanger/

    Und das ist nur ein Bruchteil des politischen, ideologischen und profitgierigen Sumpfes, gegen den wir einen ziemlich einseitigen Kampf führen.

    Falls es doch noch investigative Journalisten gibt (und dieser Artikel gibt mir wieder Hoffnung), können diese sich für weitere Informationen gerne an mich oder die Interessengemeinschft E-Dampfen e.V. wenden:
    http://ig-ed.org/

  6. Mirko Hotau sagt:

    Vielen Dank für diesen Artikel!

    Es war echt erfrischend, mal einen Artikel zu lesen, der das Dampfen mal nicht in den düstersten Farben verteufelt und den Usern mit dem Fegefeuer droht ^^

    Allerdings muss ich meinen Vorpostern doch in einem Punkt widersprechen – die sicherlich kommende Besteuerung der E-Zigarette.
    Sofern diese Besteuerung vernünftig durchgeführt wird, könnte sie durchaus die Lösung des Problems sein. Der Staat bekäme seine Steuereinnahmen zurück, und hätte damit kaum noch ein Interesse daran, uns Dampfern das Leben schwer zu machen. Es bliebe zwar immer noch der Lobbyismus der Pharma- und Tabakkonzerne sowie des DKFZ, aber deren Einfluss halte ich tatsächlich für nicht so groß wie gerne dargestellt. Hauptaugenmerk unseres ständig mit leeren Staatskassen gebeutelten Staates wird mit Sicherheit die fehlenden Steuereinnahmen sein.

    Jetzt bleibt die Frage, wie eine vernünftige Besteuerung aussehen soll? Nun, ich weiß es nicht. 17 Cent per Milliliter erscheint mir jedenfalls zu viel. 50 Cent bis 1 Euro pro 10 ml Flasche hielte ich jedoch durchaus für vertretbar, sofern man uns Dampfer danach dann in Ruhe lässt ^^

    Das geplante Verbot von Menthol und anderen Aromen bzw. Farbstoffen ist jedoch schlichtweg Blödsinn. Zum Einen kann ich diese Zusätze dem fertigem Liquid problemlos zuhause wieder hinzufügen, ohne das jemand das je kontrollieren könnte. Damit würde ein Verbot obsolet werden.
    Zum Anderen nutzen die meisten Dampfer eh Lebensmittelaromen, um ihr Wunschliquid selbst anzumischen. Diese wären vom Verbot eh nicht betroffen, so das es wieder obsolet wäre.

    Ausserdem bleibt noch abzuwarten, ob die TPD2 so durchkommt, und nicht durch die zu erwartende Klagewelle wieder zerschossen wird ^^

    Darum erstmal abwarten und weiter dampfen 🙂

    Mit freundlichen Grüßen

    M. Hotau

  7. Frank Geister sagt:

    Danke für die positive Berichterstattung.
    Ich habe im „zarten“ Alter von 13 Jahren mit dem Rauchen begonnen. Als Kinder haben wir uns früher die Zigaretten in einem Kiosk gekauft und haben diese heimlich in unseren Verstecken geraucht. Die Verstecke waren vielseitig, von Gebüschen im Park, Wälder, verlassene alte Häusern und Neubauten, wo wir uns in der Jugend öfter rumgetrieben haben.

    Zwischen dem ersten „Hhhhhh, Mama kommt“ bis heute sind schon 25 Jahre vergangen. Ich habe 20 Jahre lang exzessiv geraucht, zu Beginn vereinzelt mal hier und da eine Zigarette bis es dann mehr wurden. Als Kids haben wir dann auch gerne mal eine ganze Packung am Tag weg „gequarzt“ (habe mich schon immer gefragt wo das Wort quarzen im Zusammenhang mit dem Rauchen herkommt), später wurden es dann mehr. In Spitzenzeiten habe ich ein Päckchen Tabak am Tag geraucht, da bekam man früher locker 60 Zigaretten mit gedreht.

    Im fortschreitenden Alter habe ich dann gemerkt, dass es so nicht weitergehen kann und ich wollte mit dem Rauchen aufhören. Gesagt getan, ich höre jetzt einfach mal auf. Hmm, irgendwie wurde ich hibbelig und meine Gedanken kreisten um die Glimmstängel, nach dem ich mehrere Stunden nicht geraucht hatte. Es fehlte was, und schwups hatte ich wieder eine Fluppe im Mund. Das befriedigende Gefühl nach stundenlanger Abstinenz war vermutlich so wie ein Junkie, der sich einen Schuss setzt.

    Ok dachte ich mir, das Fleisch ist schwach aber der Wille zum aufhören war immer noch präsent, also schauen wir mal was die Pharmaindustrie als Tabakentwöhnungs-Produkte anzubieten hat. Da gab es Pflaster, Kaugummis und später auch einen sogenannten Inhaler.

    Gut, mit eisernem Willen bin ich dann in die nächste Apotheke gerannt und habe mir die völlig überteuerten Nikotinpflaster besorgt und direkt mal eins auf die Schulter gepackt. Hmm, das Ergebnis war ernüchternd, neben Hautirritationen hatte ich irgendwie weiterhin ein Verlangen nach der Zigarette.

    Ok dachte ich mir, dann versuchen wir mal die Kaugummis. Ich wieder in die Apotheke und mir die völlig überteuerten Nikotinkaugummis mit 4 mg Nikotin besorgt, Geschmacksrichtung neutral (ohne zusätzlichen Geschmack). Ich war überrascht, denn im ersten Anlauf waren die Nikotinkaugummis eine Möglichkeit meinen Schmacht zu stillen. Jedes mal wenn ich Lust auf eine Zigarette bekommen habe, warf ich mir ein Kaugummi ein und „parkte“ es in der Backe, wenn die Abgabe de Nikotins zu intensiv war. Das Problem mit dem „parken“ in der Backe hinterließ auch hier wieder Spuren, ich hatte wunde Stellen im Mund- und Backen-Bereich, aber das hielt mich nicht davon ab, mit den Kaugummis weiter zu machen.

    Mit den Nikotinkaugummis habe ich es geschafft, mehrere Monate nicht zu Rauchen. Das Problem war allerdings, dass ich jetzt von den Kaugummis nicht mehr runter gekommen bin. Das Verlangen nach Nikotin war immer noch präsent, also bin ich nach einiger Zeit von 4 mg auf 2 mg gewechselt, in der Hoffnung die Kaugummis irgendwann weglassen zu können.

    Zwischenzeitig hatte ich auch mal den „Inhaler“ getestet, der aus meiner Sicht auch nicht das geeignete Mittel war, völlig überteuert und auch hier gab es bei mir wieder Hautirritationen an den Lippen und im Mund. Daher bin ich wieder zurück auf Kaugummis.

    In der Tat, ich habe es geschafft, nach langer Zeit auch von den Kaugummis wegzukommen und hatte auch nicht mehr das Verlangen nach einer Zigarette. Wenn jemand in meinem Beisein eine Zigarette geraucht hat, so störte mich das nicht, ich hatte auch kein Verlangen danach.

    3 Jahre war ich rauchfrei, bis ich Idiot in einem Projekt wieder angefangen habe. So blauäugig wie ich war „ach komm, eine Zigarette kann ich ja mal rauchen“, war mein Verhängnis. Aus einer Zigarette wurden dann zwei, drei, vier … bis hin zu einer Schachtel (Big Pack), die ich dann täglich wieder geraucht habe.

    „FUCK!“

    Vor 6 Jahren hatte mich mein Arbeitskollege angesprochen und mich gefragt, ob ich schon mal was von einer elektronischen Zigarette gehört habe. Hmm, sagte mir nichts habe ich gesagt, konnte mir auch wirklich nichts drunter vorstellen. Daraufhin nach Feierabend mal Google gequält und elektronische Zigarette in die Suchmaschine eingehämmert und bin dann auf einen Shop namens Steamo gelandet, da gab es ein Paar tolle Videos von einem Kerl der in der Bahn und im Hofbräuhaus „gedampft“ hat. Sehr interessant, daraufhin gleich mal eine Ego bestellt zum testen.

    Nach ein paar Tagen war die Ego da und ich war geflasht, „das ist die Lösung“ habe ich mir gedacht, ich konnte meiner Nikotinsucht „weniger schädlich“, in Bezug auf die Tabakzigarette, nachgehen. Seit dem Tag habe ich keine Tabakzigarette mehr geraucht, es widerte mich an, dieser Geschmack von Aschenbecher, der kalte Rauch in der Wohnung und in den Klamotten, würg.

    Zeitgleich bin ich vor 6 Jahren Vater geworden und ich bin froh, dass ich die elektronische Zigarette für mich entdeckt habe, welche für passiv „Dampfer“ gänzlich unschädlich ist, was unabhängige Studien beweisen. Was nicht heißen soll, dass ich meine Kinder „eindampfe“, wenn sie anwesend sind, dann dampfe ich meist in der Küche.

    Ich verabscheue auch die Eltern die in der Wohnung rauchen, wenn Kinder anwesend sind. Für mich war es damals kein Thema vor die Tür zu gehen, wenn ich rauchen musste.

    Nun bin ich 6 Jahre „Dampfer“ und habe mich zum „alten Hasen“ entwickelt. Anfangs noch Ego gedampft und fertige Liquids gekauft, heute bin ich dem HWV (haben will Virus) völlig unterlegen und kaufe mir Selbstwickler und mische meine Liquids selbst. Das Dampfen ist zu meinem Hobby geworden und ich habe sehr viele nette Leute kennengelernt, die dieses Hobby mit mir teilen.

    Die Dampfer-Community ist einzigartig, wir können uns mit anderen Dampfern stundenlang über neue Wicklungen, Liquid Mischungen, Verdampfer und Akkuträger unterhalten und es wird nicht langweilig.

    Und dann wurde die neue EU-Tabakproduktrichtlinie kurz TPD bzw. TPD2 am 29.04.2014 von der EU verabschiedet welche bis zum 20. Mai 2016 in nationales Recht umgesetzt werden muss. Anfangs wurde diese von den meisten Dampfern noch müde belächelt nach dem Motto „das wird schon nicht so schlimm, dass können die doch nicht machen…“.
    Ich sage, doch können sie.

    Ich denke, so nach und nach sollte es jedem Dampfer, der sich intensiver mit der TPD befasst hat, klar sein, dass die freie Dampfer-Ära im kommenden Jahr vermutlich zuende gehen wird. Die meisten Dampfer da draußen wissen leider noch gar nichts darüber und werden sich im kommenden Jahr wundern, wenn sie keine ausgereiften Dampfgeräte mehr kaufen können.

    Aktuelle Dampfgeräte sind mittlerweile so ausgereift und weisen eine derart gute Qualität und Sicherheit auf, so das es einem Raucher einfacher gelingen kann den Umstieg zu schaffen als vor 10 Jahren. Diese wundervollen Dampfgeräte haben wir kleinen Entwicklern bzw. Herstellern zu verdanken, die durch ihren Einfallsreichtum Pionierarbeit geleistet haben.
    Aufgrund der hohen Auflagen, welche die TPD für die Herstellung von Dampfgeräten auferlegt, entstehen aus meiner Sicht extrem hohe Kosten, so dass sich diese kleinen Hersteller, meist Familienbetriebe, die Entwicklung von innovativen Dampfgeräten nicht mehr leisten können.

    Als Folge dessen wird es vermutlich zukünftig nur noch TPD konforme Cigalikes geben, die zum einen einen Umstieg auf das Dampfen erschweren, da diese Cigalikes nicht die Qualität und Leistungsfähigkeit heutiger Dampfgeräte aufweisen. Zum anderen stellen diese Produkte eine sehr hohe Umweltbelastung aufgrund der Cartomizer bzw. Nachfüllkartuschen und der Einwegprodukte dar.

    Die elektronische Zigarette ist aus meiner Sicht sehr viel umweltverträglicher im Gegensatz zur Tabakzigarette. Ich habe die folgende Information im Internet gefunden:

    „Rauchen gefährdet die Gesundheit und die Umwelt. Nicht nur, weil die Raucher weltweit jährlich 2,6 Millionen Tonnen CO2 und 5,2 Millionen Tonnen Methangas ausstoßen.
    Auch durch den Anbau der Tabakpflanzen werden jedes Jahr 600 Millionen Bäume gefällt, die wiederum 22 Millionen Tonnen CO2 hätten aufnehmen können.“

    Dabei redet doch die ganze Welt von Umweltschutz und Minderung des CO2 Ausstoßes. Dann sollten sich mal die klugen Köpf in der Regierung bzw. EU Gedanken machen, was die TPD für Konsequenzen nach sich zieht, wenn diese von den Mitgliedsstaaten der EU so umgesetzt wird.

    Des weiteren wird aus meiner Sicht die Innovation (Sicherheit, Qualität, Leistungsfähigkeit …) in Bezug auf die Dampfgeräte durch die TPD stagnieren und wir fallen bei den Cigalikes auf einen Stand vor 10 Jahren zurück, das ist aus Dampfer Sicht ein Schritt in die Steinzeit.

    Die Beschränkung der Gebindegrößen auf 10 ml machen mich persönlich als Selbstmischer sehr wütend. So brauche ich beispielsweise für das Abmischen von einem Liter Basis mit 10 mg Nikotin 50 x 10 ml (a 20 mg Nikotin) Fläschchen, die ich dann vorzugsweise in Braunglasflaschen abfülle, da PET aus meiner Sicht kein geeignetes Mittel ist um seine Basen oder Liquids zu lagern. Ich habe derzeit einen Verbrauch von einem Liter Basis im Quartal, dass bedeutet, ich verursache jedes Jahr 200 x 10ml Plastikflaschen Müll, den ich ohne TPD derzeit nicht habe.

    Zusätzlich werde ich Aufgrund der TPD gezwungen, Basen mit 72 mg Nikotin in meinem Haushalt zu bunkern, dass ist aus meiner Sicht in einem Haushalt mit Kindern unverantwortlich, zumal unsere Regierung immer sagt „wir müssen die Kinder schützen“. Ich persönlich kaufe mir (solange diese noch erhältlich sind) immer 1 Liter Basis (Braunglasflasche) mit 9 mg Nikotin, wenn es zukünftig nur noch Abgaben in 10ml Gebinden geben wird, werde ich gezwungen mir im Vorfeld Basen mit höherem Nikotingehalt zu kaufen, da der Kauf von 10 ml Gebinden in Plastikflaschen mir gegenüber der Umwelt widerstrebt.

    Ich finde es persönlich auch sehr schade, dass die Politiker bzw. unsere Regierung nicht mal über den Tellerrand schauen und sehen, welches Potenzial die elektronische Zigarette hat. Wenn die Regierung Angst vor fehlenden Steuereinnahmen hat, dann sollten unsere Politiker auch folgende Punkte berücksichtigen:

    – Neue Geschäftsfelder (Dampfershops, Aromen, Basen, Liquid und Hardware Hersteller)
    – Rückgang des CO2 Ausstoßes durch weniger Raucher
    – Weniger Müll-Produktion und daher geringere Umweltbelastung
    – Entlastung der Krankenkassen
    – Weniger Todesopfer, welche an den Folgen des Tabakkonsums sterben

    Ich persönlich gebe jeden Monat fast das gleiche Geld für neue Dampfgeräte und Zubehör aus, was ich auch für’s Rauchen ausgegeben habe, denn Dampfen ist zu meinem Hobby geworden und ich unterstütze gerne die Hersteller, die innovative Dampfgeräte entwickeln, damit diese Geräte noch besser und sicherer werden. Wenn die TPD so umgesetzt wird, wie sich beschlossen wurde, dann lösen sich die Vorzüge des Dampfens aus meiner Sicht in „Rauch“ auf und es wir vielen Rauchern nicht mehr so einfach möglich sein, auf eine weniger schädliche Variante umzusteigen.

    „Die elektronische Zigarette hat das Potenzial, auf Dauer „das Rauchen“ so wie wir es jahrhundertelang gekannt haben, binnen kurzer Zeit so in den Hintergrund zu drängen, dass man davon ausgehen kann, dass in spätestens ein bis zwei Generationen keine Tabaktoten mehr zu beklagen sein werden.“

    Frank Geister (VapeCheck)

  8. Vaper sagt:

    Danke für den super Artikel über E-Zigaretten und Liquids. Als “ Dampfer“ hat man es wahrlich in den letzten Tagen nicht leicht. Nun hoffe ich ( wie viele andere auch), dass sich alles in Rahmen hält und eine eigentlich gute Sache nicht kaputt reguliert wird.

    Liebe Grüße