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E-Zigarette nimmt politische Dimensionen an

Kein Teer in der Lunge: Die E-Zigarette machts möglich. Bild: © istock.com/librakv [1]

Kein Teer in der Lunge: Die E-Zigarette machts möglich.
Bild: © istock.com/librakv

Die E-Zigarette hat eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Noch vor wenigen Jahren galt sie als Exot, der Anbietermarkt war ebenso überschaubar wie die Zahl der Nutzer.

Seitdem ist einiges passiert: Eine vollständige Industrie ist entstanden, und das ruft jetzt die Politik auf den Plan.

Dampf aus der Hosentasche: Viele Menschen erfolgreich umgestiegen

Die allseits beliebten Shishas [2] waren nur der Anfang. Mit der E-Zigarette wird der Dampfgenuss nämlich mobil.

Das Konzept ist einfach: Ein wahlweise nikotinhaltiges oder –freies Liquid wird durch Strom erhitzt, sodass Dampf entsteht. Dieser wird genau wie beim Rauchen inhaliert, dank vieler verschiedener Geschmäcker [3] kommt auch der Genuss nicht zu kurz.

Und offensichtlich funktioniert es: Die Gesamtzahl der Nutzer wird in Deutschland auf bis zu drei Millionen Menschen geschätzt, von denen viele hunderttausend den vollständigen Umstieg von der Zigarette auf die E-Zigarette [4] geschafft haben.

Was die Gesundheit betrifft, warnen Kritiker zu Recht vor den nicht erforschten Langzeitfolgen, doch immerhin zeigen die Kurzzeitfolgen schon einmal, dass Anlass zur Hoffnung besteht.

Die typischen Rauchersymptome, allen voran Lungenfunktion und Kurzatmigkeit, entfallen bei der E-Zigarette nämlich nachweislich.

Zahlen sprechen klare Sprache

Die offiziellen Umsatzzahlen unterstreichen, mit welcher Geschwindigkeit der Markt gewachsen ist. Alleine von 2010 auf 2011 vervielfachte sich der Branchenumsatz von 5 auf 100 Millionen Euro, bis Ende dieses Jahrzehnts erwarten Experten zweistellige Milliardenbeträge.

Es überrascht also nicht, dass die Politik inzwischen aufmerksam geworden ist. Die E-Zigarette unterliegt nämlich bis heute denselben Regelungen wie zu Anfangszeiten, als sie (einfach ausgedrückt) kaum jemanden interessierte.

Doch mit jedem Raucher, der auf die E-Zigarette umsteigt, entgehen dem Staat wertvolle Steuereinnahmen. Versuche seitens der Tabakindustrie, die E-Zigarette verbieten zu lassen, sind gescheitert, so dass nun mehrere Arten der Besteuerung erwogen werden.

Als Argumentation soll die Analogie zur Tabaksteuer dienen – das klingt nicht unbedingt logisch und ist es auch nicht, denn mit Tabak hat die E-Zigarette nichts zu tun.

Und während sich die deutsche Politik noch mit den bekannten Hürden befasst, ist die Besteuerung von Liquids in Italien schon seit einem Jahr aktiv [5]. Die Steuer beträgt 37 Cent pro Milliliter, der Nikotingehalt ist dabei unerheblich.

Das handelsübliche Liquid-Fläschchen fasst 10 Milliliter und kostet durchschnittlich fünf Euro – durch die Steuer steigt der Preis pro Einheit also um rund 70 Prozent.

Der finanzielle Vorteil der E-Zigarette gegenüber der Zigarette wird damit stark minimiert; in der Folge greifen in Italien wieder viele „Dampfer“ zur Zigarette.

Deutsche Liquidbesteuerung ist abzusehen

Deutsche E-Dampfer dürfen sich also darauf einstellen, dass ihre Suchtbefriedigung künftig deutlich teurer wird. Offen ist bislang die genaue Definition der Steuer, denn auch darauf wird es ankommen: Bezieht man sich auf das Nikotin, so wären nikotinfreie Liquids von der Steuer ausgenommen – aus Sicht der Staatskasse keine ideale Lösung.

Beruft man sich auf andere Inhaltsstoffe, beispielsweise das harmlose Propylenglykol [6], wären auch ganz andere Anwendungsgebiete davon betroffen, etwa Nebelmaschinen in Theater oder Diskothek.

Zudem würde dann die Frage aufkommen, warum dieser Inhaltsstoff jahrzehntelang zuvor nicht besteuert werden, und auf diese Frage gäbe es keine glaubhafte Antwort.

Es wird also spannend zu sehen sein, mit welcher Begründung die Steuer letztendlich umgesetzt wird. Bis dahin darf sich die Szene über einen weiterhin wachsenden Markt freuen, denn auch für 2016 sind die Prognosen äußerst optimistisch.

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