Donnerstag, 03. Oktober 2024

Weißer Ring Südpfalz setzte auf digitale Zivilcourage: Hasskommentare nicht ignorieren

17. September 2024 | Kategorie: Computer & Internet, Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Ratgeber, Recht, Sonstiges

Südpfalz – In sozialen Medien sind Hasskommentare, Beleidigungen und sogar Gewaltandrohungen keine Seltenheit – manchmal sogar eher die Regel. Der Weiße Ring, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, ruft daher zum Handeln auf.

Zum „Tag der Zivilcourage“ am 19. September 2024 betont die Organisation die Bedeutung von Zivilcourage auch im digitalen Raum. Dieses Engagement knüpft an das Jahresthema des Weißen Rings 2024, „Digitale Gewalt“, an.

Laut einer Umfrage des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz traut sich jede zweite Person, die das Internet nutzt, aus Angst vor digitaler Gewalt nicht mehr, sich frei zu äußern. Fast ebenso viele Menschen wurden bereits mindestens einmal online beleidigt.

„Das sind erschreckende Erkenntnisse. Wir müssen uns alle dafür einsetzen, das Internet wieder zu einem sicheren Ort zu machen und damit die Meinungsvielfalt zu schützen“, sagt Heinz Pollini, Außenstellenleiter des Weißen Rings in der Südpfalz. Er fordert: „Wir dürfen bei Hasskommentaren nicht wegschauen, sondern müssen uns für Betroffene einsetzen. Das Grundprinzip bleibt gleich: Helfen und Handeln.“

Pollini betont die Notwendigkeit, Hetzern im Netz mit Gegenrede und Widerspruch entgegenzutreten. „Es geht darum, dass diese Menschen sich nicht als Mehrheitsstimme fühlen. Wenn niemand widerspricht, fühlen sie sich bestärkt und legitimiert. Wir müssen hier für unsere Werte und auch für unsere Demokratie einstehen.“ Wichtig sei jedoch, dabei sachlich und deeskalierend zu bleiben. „Unbedingt sollte man darauf achten, nicht selbst mit Hass und Beleidigungen zu reagieren.“

Wer nicht selbst aktiv in Diskussionen eingreifen möchte, kann problematische Inhalte den Plattformen melden. „Auch wenn die Beiträge manchmal stehen bleiben, weil die Plattformen noch nicht optimal funktionieren, ist das Melden wichtig. Je mehr Nutzer einen Beitrag melden, desto größer ist die Chance, dass er zeitnah gelöscht wird“, erklärt Pollini. Das Melden von Inhalten sei zudem eine Unterstützung für die Betroffenen, da es ihnen Solidarität signalisiert.

Tipps für digitale Zivilcourage:

  1. Das Opfer mit sachlicher und klarer Gegenrede unterstützen.
  2. Sich nicht auf lange Diskussionen einlassen, um die Reichweite des Posts nicht zu erhöhen.
  3. Problematische Kommentare den Plattformen melden.
  4. Strafrechtliche Inhalte anzeigen.
  5. Die eigene Sicherheit mit starken Passwörtern und Privatsphäre-Einstellungen gewährleisten.

Die rund 3.000 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opferhelfer des Weißen Rings stehen in fast 400 Außenstellen deutschlandweit Gewaltbetroffenen zur Seite. Die Außenstelle Südpfalz ist unter 0173/9899472 erreichbar.

Der Weiße Ring wurde 1976 in Mainz gegründet und ist mittlerweile ein wichtiger Ansprechpartner für Politik, Justiz, Verwaltung und Medien in allen Fragen der Opferhilfe. Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und testamentarischen Zuwendungen sowie Geldbußen von Gerichten und Staatsanwaltschaften. Staatliche Mittel erhält der Weiße Ring nicht.

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