
Professor Malte Drescher (vorne rechts) war Gast beim Landauer Stadtrat.
Foto: Pfalz-Express/Ahme
Landau. Der neue Präsident der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU), Professor Malte Drescher stellte sich jetzt dem Landauer Stadtrat vor und beantwortete auch Fragen der Stadträte.
Der Senat der RPTU hatte im Dezember 2023 Drescher einstimmig zum künftigen Universitätspräsidenten gewählt.
Es war die erste Wahl eines RPTU-Präsidenten. Drescher trat dann Anfang Oktober 2024 die Nachfolge von Professor Arnd Poetzsch-Heffter und Professorin Gabriele E. Schaumann an, die seit der Zusammenführung der Universitätsstandorte Kaiserslautern und Landau zur RPTU die Einrichtung als präsidiale Doppelspitze leiteten.
„Eine meiner wichtigsten Aufgaben ist es, die weitere Profilbildung der Universität zu gestalten und die beiden Standorte in Süd- und Westpfalz dazu weiter zusammenzuführen“, hatte der Professor schon damals gesagt.
„Der Transformationsprozess der RPTU ist einer der spannendsten in der deutschen Universitätslandschaft, denn er gibt Gelegenheit, Universität neu zu denken. Die RPTU hat großes Potenzial, und ich bin davon überzeugt, dass wir sie gemeinsam zu einer der Spitzenuniversitäten Deutschlands entwickeln werden“.
Drescher im Stadtrat: „Die RPTU ist eine starke Universität. Sie ist stark in Friedens-und Konfliktlösungen. Wir verstehen uns als Investitionstreiber.
Die Stadt Landau erscheine nicht im Namen, bedauert derweil Norbert Hermann von der AfD. Man habe Angst, dass Landau abgekoppelt werden könne. Der Name sei kein überzeugender Markenname, das gibt auch Drescher zu. Und der Name der Uni im Ausland „RPTU University Kaiserslautern-Landau“ ist sicherlich noch gewöhnungsbedürftiger. Marketingexperten sehen in RPTU trotzdem einen prägnanten Namen, der „Zeit braucht, etabliert zu werden“, so Drescher. Dem stimmt auch Beigeordnete Lena Dürphold zu.
Sorgen machen Drescher die sinkenden Studienzahlen und auch, dass bestimmte Studienfächer nicht stark nachgefragt werden, Psychologie und Lehramt dagegen schon.
Die RPTU habe sich als KI-Standort große Anerkennung erworben, so Drescher. Landau und Kaiserslautern müssten ihre Stärken zusammenbringen. Denkbar wäre auch, wieder einen Förderschulstudiengang („das wird in den nächsten drei Jahren nicht der Fall sein“) und neu einen Studiengang Maschinenbau in Landau anzubieten.
Auch die Frage nach einer Musikprofessur wird gestellt. Dafür müsse man einen Sponsor finden, empfiehlt Drescher. Diese Stiftungsprofessur solle von einem Sponsor fünf Jahre finanziert werden, danach müsse die Uni selbst finanziell aktiv werden. „Wir kämpfen gemeinsam für diese Stelle“, kündigte OB Geißler dazu an.
Drescher berichtet auch über die Strukturen und den Aufbau der RPTU: Eine Grundordnung lege fest, wie sich die RPTU entwickeln solle. Der Senat beruft Professuren. Bisher getrennt für Landau und Kaiserslautern. Inzwischen werden aber alle Positionen „gemeinsam behandelt“.
Wie man die Uni noch besser in die Stadtgesellschaft einbinden kann?, so eine Frage der Grünen-Politikerin Lea Heidbreder. Eine attraktive Stadt stärke auch die Hochschule, so Drescher. Die Stadt müsse den Studenten Räume und Geld zur Verfügung stellen, alles andere machten die Studenten selbst. „Studenten tun einer Stadt gut“. Und wie bekommt man die Studenten nach Landau?
Was eine Uni über sich selbst sagt, spiele keine Rolle. Die Studenten setzten auf Empfehlungen von anderen Studenten, den Eltern, den Lehrern…Früh müsse man schon in den Klassen die Schüler für das Studium und den Studienort interessieren. Die „Provinz“ habe es nicht leicht, Studenten möchten lieber in eine größere Stadt.
Nachfrageschwache Studiengänge, die demografische Entwicklung, nach der 2030 ein Tiefpunkt der Studentenzahlen erreicht sein könnte und nicht zuletzt die finanzielle Ausstattung sind Probleme, denen sich eine Uni, auch die RPTU, stellen muss. Die Mittel, die das Land zur Verfügung stellt, reichten bei weitem nicht aus, beklagt der Hochschulpräsident. Da könne nur der Bund helfen. „Wir müssen uns von der Schuldenbremse verabschieden“, so Drescher. Es gebe insgesamt einen Investitionsstau von 70 bis 80 Milliarden Euro. „Ich habe nicht den Hauch einer Idee, wie man das regeln könnte, die Uni-Infrastruktur verrottet!“
Zur Person
Professor Malte Drescher (Jahrgang 1975) studierte Physik an der Universität Karlsruhe und promovierte dort 2005. Von 2006 bis 2007 war er DFG Fellow an der Universität Leiden. Drescher ist seit 2008 an der Universität Konstanz tätig, von 2008 bis 2013 als Nachwuchsgruppenleiter im Rahmen des Emmy Noether Programms und als Fellow des Zukunftskollegs, von 2014 bis 2015 mit einem Heisenberg-Stipendium.
2014 habilitierte Drescher in der Physikalischen Chemie. Seit 2015 ist Drescher Professor für Physikalische Chemie (Heisenberg-Professur) an der Universität Konstanz und seit 2018 Mitglied des Rektorats. 2017 wurde er vom Europäischen Forschungsrat mit einem ERC Consolidator Grant ausgezeichnet. Seit 2022 ist Drescher Mitglied der ständigen Kommission für Forschung und Karrierewege der Hochschulrektorenkonferenz. Drescher ist verheiratet und Vater von drei Kindern. (desa)

