Samstag, 27. April 2024

Ukraine: Mehr als 250 Geflüchtete suchen in Pirmasens Zuflucht

Haushaltsgegenstände benötigt

5. April 2022 | Kategorie: Südwestpfalz und Westpfalz

OB Markus Zwick
Archivfoto: Pfalz-Express

Pirmasens. In Pirmasens haben bislang mehr als 250 Geflüchtete aus der Ukraine Zuflucht gesucht, fast ausschließlich Frauen, Kinder und Senioren.

Möglicherweise halten sich noch mehr Menschen aus dem Kriegsgebiet in der Siebenhügelstadt auf, die sich jedoch (noch) nicht bei den Behörden gemeldet haben.

Der weitaus überwiegende Teil der Vertriebenen hat privat bei Freunden und Bekannten eine Bleibe gefunden. Momentan sind etwa 75 Menschen in Wohnungen untergebracht, die, verteilt über das Stadtgebiet, von der Verwaltung angemietet wurden. Rund 220 Ukrainer haben beim Sozialamt Hilfen beantragt und erhalten diese in Form von Geldleistungen.

Aktuell verfügt die Verwaltung noch über geeignete Unterbringungsmöglichkeiten – wenn auch im begrenzten Umfang. Mit Hochdruck arbeitet das Team im Jugend- und Sozialamt an der Schaffung weiterer Kapazitäten. Für die laufende Woche hat das Land die Zuweisung von Flüchtlingen aus den Aufnahmeeinrichtungen angekündigt. Im ersten Schritt werden 25 Neuankömmlinge in Pirmasens erwartet.

Oberbürgermeister Markus Zwick ist für die ungebrochene Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sehr dankbar: „Ich bin beeindruckt über das große Ausmaß an Unterstützung und Engagement quer durch die Stadtgesellschaft“.

Dem Aufruf, der Verwaltung geeignete Wohnungen zu melden, sind bislang rund 80 Bürger und Unternehmen gefolgt. Die Angebote, rund 70 Objekte unterschiedlichen Zuschnitts, werden sukzessive auf ihre Eignung hin überprüft, um die Räumlichkeiten bei Bedarf anmieten zu können. Die Unterbringung von Geflüchteten in Turnhallen ist nur als letzte Option vorgesehen. Grundsätzlich ist die Stadt aber auch auf diesen Fall vorbereitet.

Mit Unterbringung der Neuankömmlinge entsteht auch ein Bedarf, die Wohnungen adäquat ausstatten zu können. Die Stadtverwaltung ruft deshalb erneut zu Sachspenden von Einrichtungsgegenständen und Hausrat auf. „Dringend benötigt werden funktionsfähige Elektroherde, Waschmaschinen, Kühlschränke sowie Betten, Esstische, Stühle und Kleiderschränke“, berichtet Gustav Rothhaar, Leiter des Amtes für Jugend und Soziales.

Interessenten werden gebeten, sich unter Angabe der vollständigen Anschrift samt Telefonnummer, per E-Mail unter hilfe@pirmasens.de an die zentrale Koordinierungsstelle zu wenden. Beigefügte Fotos der Waren erleichtern die Abwicklung. Das Amt für Jugend- und Soziales setzt sich mit den Anbietern zwecks Besichtigung in Verbindung. Eine Abholung erfolgt nach individueller Terminvereinbarung direkt in die zu bestückende Wohnung. Eine Zwischenlagerung der Waren bei der Stadtverwaltung ist aktuell nicht möglich.

„Pirmasens hat sich zum Ziel gesetzt, Kriegsflüchtlinge nach ihrer Ankunft schnell und unbürokratisch zu unterstützen. Diese Hilfe erstreckt sich aber keineswegs ausschließlich auf Geld- oder Sachspenden“, betont Beigeordneter Denis Clauer.

Praktische Unterstützung und Hilfe bei der Integration leistet auch die Volkshochschule. Um den Menschen aus der Ukraine den Neustart ein wenig zu erleichtern und sie auch sprachlich zu unterstützen, hat die VHS kurzfristig einen kostenlosen Deutschkurs ins Leben gerufen.

„Das niederschwellige Lernangebot dient dazu, sich schnell und einfach mit der deutschen Sprache zu beschäftigen und erst einmal die notwendigsten Grundlagen in Deutsch kennenzulernen“, so VHS-Chefin Margit Nuss.

Der Kurs mit 13 Teilnehmern ist bereits ausgebucht. Er findet an drei Nachmittagen in der Woche statt und ist Ende März erfolgreich gestartet. Das Angebot überhaupt erst möglich gemacht haben die drei Service-Clubs Lions, Rotary Pirmasens und Südwestpfalz.

Sie finanzieren mit einer Spende von insgesamt 4 000 Euro die ersten 100 Unterrichtseinheiten. „Weil es bereits eine Warteliste gibt und mit einer steigenden Nachfrage zu rechnen ist, möchten wir zeitnah einen zusätzlichen Deutschkurs für Ukrainer anbieten“, berichtet Margit Nuss. Dazu werden noch Spender gesucht. Gleichzeitig möchte die VHS ihr Dozenten-Team verstärken und sucht dringend qualifizierte Lehrkräfte.

Idealerweise handelt es sich um Personen mit pädagogischer Grundausbildung. Angesprochen sind insbesondere auch Lehrkräfte, die bereits im Ruhestand sind oder sich aktuell im Erziehungsurlaub befinden. Interessierte werden gebeten, sich mit VHS-Leiterin Margit Nuss in Verbindung zu setzen (Telefon: 06331/213647; E-Mail: volkshochschule@pirmasens.de) .

Dem Austausch und der Vernetzung von Ehrenamtlichen und Geflüchteten hat sich der Pakt für Pirmasens verschrieben.

Der Ukraine-Treff findet vorerst jeden Dienstag von 13 bis 15 Uhr im CVJM-Haus, Schachenstraße 103, statt. „Wir möchten die Nachmittage nutzen, um offene Fragen zu klären und einander zuzuhören“, erläutert Pakt-Koordinatorin Martina Fuhrmann.

Bei Kaffee und Kuchen können Interessierte wichtige Ansprechpartner und Anlaufstellen in der Stadt kennenlernen. Freuen würde sich Fuhrmann auch über die Teilnahme Menschen aus der Ukraine, die schon länger in Pirmasens wohnen und deshalb die Situation der Geflüchteten ganz besonders gut einschätzen können. (www.pirmasens.de/ukraine-hilfe)

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