Freitag, 10. Mai 2024

Südwestpfalz: Projekt bringt Insekten und seltene Tiere zurück – Biodiversität auf Ackerflächen

Biodiversitäts-Modellprojekt: Beteiligte ziehen positives Fazit und rufen zu ähnlichen Projekten auf.

21. Februar 2023 | Kategorie: Regional, Südwestpfalz und Westpfalz

Der Kleine Esparsetten-Bläuling, fotografiert 2021, ist eine der in Contwig festgestellten Rote-Liste-Arten.
Foto über KV Südwestpfalz

Südwestpfalz – Die Daniel-Theysohn-Stiftung (DTS), die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Südwestpfalz (UNB) und der NABU ziehen ein überaus positives Fazit ihres auf fünf Jahre angelegten Modellprojekts zur Erhöhung der biologischen Vielfalt. Das belegt der jetzt vorgelegte Abschlussbericht.

Im Zuge der Aktion Biodiversität auf Ackerflächen (Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen (PIKs)) waren 2018 zwei zuvor landwirtschaftlich genutzte Flächen in Contwig (im Besitz von Rolf Lehmann, Heidelbingerhof) mit einer Fläche von insgesamt 5,8 Hektar aus der Bewirtschaftung entnommen, nach Umpflügen und Einebnen als Brache belassen und mit einem zehn Meter breiten umlaufenden Blühstreifen versehen worden.

Die komplette Finanzierung des Projekts in Höhe von 40.000 Euro hatte die DTS übernommen, Organisation und Monitoring der NABU Zweibrücken.

Foto über KV Südwestpfalz

Neue Perspektiven für selten gewordene Flora und Fauna

Nach vielversprechenden Zwischenergebnissen schon wenige Monate nach Projektstart enthält die Übersicht des Abschlussberichts nun eindrucksvolle Zahlen.

Inklusive Arten von der Roten Liste – darunter die Tagfalterart Großer Fuchs – und selten gewordenen Vogelarten wie Bluthänfling, Feldlerchen, Neuntöter, Rebhuhn und Braunkehlchen (Vogel des Jahres 2023) wurden insgesamt 224 Pflanzenarten, 70 Wildbienenarten, 35 Vogelarten, 24 Schmetterlingsarten, 18 Heuschreckenarten, zehn Wanzenarten, vier Schwärmerarten und drei Schwebfliegearten festgestellt. Hinzu kamen verschiedene Wildtiere wie Feldhasen, Füchse, Wildschweine und Rehe.

Bemerkenswert ist dabei, dass anspruchsvollere Pflanzen- und Tierarten hinzugekommen sind, je länger das Projekt angedauert hat. So zeigt sich neben der erfolgreichen Ansiedelung zahlreicher Wildbienentypen auch bei den Heuschrecken, dass schon nach wenigen Jahren ein Lebensraum sogar für seltener werdende Arten entstehen kann. Nachgewiesen werden konnten auf den Contwiger Flächen etwa die zweifarbige Beißschrecke, die streng geschützte Große Schiefkopfschrecke und die europäische Gottesanbeterin.

Hintergrund des Projekts: Was tun gegen Insektensterben?

Ursprünglich mit ausschlaggebend für die vom NABU als PIKs bezeichnete Aktion Biodiversität auf Ackerflächen waren die Ergebnisse der im Jahr 2017 veröffentlichten Krefelder Studie. Demnach ist zwischen 1989 und 2016 die Biomasse um 76 Prozent zurückgegangen. Insekten sind als Bestandteil der meisten Nahrungsketten und -netze im Ökosystem unersetzlich. Wird ihre Zahl stetig kleiner, geht zwangsläufig die Zahl beispielsweise an Spinnen, Vögeln, Fledermäusen, Reptilien und kleinen Säugern zurück. Daneben spielen Insekten auch noch eine wichtige Rolle beim Bestäuben von Nutzpflanzen und beim Zersetzen von organischem Material.

Ein schnelles Handeln sei daher entscheidend im Rahmen von internationalen und nationalen Programmen, jedoch ebenso auch mit lokalen Maßnahmen, heiß es von der Kreisverwaltung. Das jetzt beendete Modellprojekt in Contwig zeige einen wertvollen Ansatz, der weiterverfolgt werden sollte: Die floristische Artenvielfalt erhöhe das Nahrungsangebot für Insekten, die wiederum Reptilien und Vögeln als Nahrung dienten. Zugleich würden die Lebensbedingungen für Bodenbrüter verbessert und die Gefahr vernichteter Gelege reduziere sich nahezu auf Null. Nicht zuletzt stärke artenreiches Grünland die Artenvielfalt und erhöht die Biodiversität.

Hintergrundinformationen zur Daniel-Theysohn-Stiftung

Die Daniel-Theysohn-Stiftung, Ludwigswinkel/Pfalz, wurde 1970 von Daniel Theysohn, einem innovativen Unternehmer der Schuhindustrie und der Kunststoffverarbeitung, und seiner Frau Ruth ins Leben gerufen.

Als private Fördereinrichtung in der Südwestpfalz pflegt sie die Tradition zugunsten der dort lebenden Menschen und gestaltet innovativ die Zukunft. Gefördert wird auf dem Gebiet der Pfalz, mit größtmöglichem Vorrang des ehemaligen Landkreises Pirmasens, insbesondere die schulische und berufliche Ausbildung von Jugendlichen in den Gemeinden Ludwigswinkel, Fischbach, Waldfischbach-Burgalben, Heltersberg, Schmalenberg und Geiselberg.

Hinzu kommen die weiteren Förderzwecke Umweltschutz, Naturschutz und Landschaftspflege, Tierschutz, Denkmalschutz und Denkmalpflege, Sport, Heimatpflege und Heimatkunde. 

Weitere Informationen sind unter https://www.daniel-theysohn-stiftung.de erhältlich.

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen