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Sechs Tage nach Flugzeugabsturz bei Zemmer: Kampfflugzeuge donnern wieder über Rheinland-Pfalz

16. Oktober 2019 | Kategorie: Regional, Südwestpfalz und Westpfalz

Kampfflugzeug vom Typ F-16.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Hauenstein (Südwestpfalz)/Zemmer (Trier-Saarburg). Am vergangenen Dienstag (8. Oktober 2019, ca. 15:15 Uhr) stürzte ein auf der US Air Base Spangdahlem stationierter Kampfjet nahe Zemmer-Rodt ab, in Sichtweite von Wohnhäusern.

Einem Sprecher des US-Militärs zufolge hatte der Pilot keine Chance den Aufschlagort zu beeinflussen; er konnte sich per Schleudersitz retten. Zunächst waren die Militärflugzeuge in Spangdahlem am Boden geblieben. Seit gestern (16. Oktober 2019) sind sie wieder im Luftraum, darunter dem der Pfalz und auch über der Verbandsgemeinde Hauenstein, wie durch die geschlossene Wolkendecke donnernd zu hören war.

Die Absturzursache ist noch nicht geklärt. Der Militärjet hätte keine gefährliche Stoffe oder Waffen an Bord gehabt, wurde von US-Seite behauptet. Das betroffene Areal wurde weiträumig zum militärischen Sperrgebiet erklärt. US-Militär führt die Untersuchungen an der Absturzstelle durch und sammelt Wrackteile ein.

Deutsche Behörden sind an der Aufklärung anscheinend nicht beteiligt. Auch der Ortsbürgermeister von Zemmer, Edgar Schmitt, wurde nicht an die Absturzstelle gelassen. Im Interview mit dem Südwestrundfunk zeigte er sich „heilfroh, dass das so glimpflich abgegangen ist. Kaum vorstellbar, wenn das Flugzeug ein paar Sekunden früher abgestürzt wäre, dann wäre der Ort Rodt (1018 Einwohner, Ortsteil von Zemmer) in Mitleidenschaft gezogen worden und das wäre eigentlich für die Betroffenen wie die gesamte Gemeinde eine Katastrophe“. Man wolle „diesen Unfall jetzt natürlich zum Anlass nehmen, nochmals darauf hinzuweisen, dass das Überfliegen der Ortschaften weitestgehend vermieden wird“.

Zumindest für die Ortschaften der Verbandsgemeinde Hauenstein gilt nach wie vor nicht, dass das Überfliegen „weitestgehend“ vermieden wird. Wohl angesichts der hohen Lärmbelastung sowie realen Unfallgefahr werden für die mitunter waghalsigen Flugmanöver, Gebiete ausgewählt, die von Bund und Land als dünn besiedelt eingestuft sind.

Bei Abstürzen von Militärjets sind auch schon Waldarbeiter umgekommen und die Ortsgemeinde Hauenstein, über der zu manchen Zeiten täglich Übungen und Luftkämpfe stattfinden, hat gut viertausend Einwohner.

Kommentar

Schon wieder ist ein Militärjet nahe einer Ortschaft abgestürzt, diesmal in Rheinland-Pfalz. Einer Landesregierung die schon banaleres kommentiert und zum Anlass von Ankündigungen genommen hat, scheint dieses Unglück keiner Stellungnahme wert.

Ministerpräsidentin und Innenminister müssen sich fragen lassen, was sie unternommen haben und unternehmen werden um solche Risiken und Belastungen zu minimieren. Sie müssen sich zudem fragen lassen, ob Risiken und Belastungen dort konzentriert werden dürfen, wo vermeintlich weniger Menschen betroffen sind.

Außer einer unmoralischen könnte es sich dabei um eine Milchmädchenrechnung handeln: Ein beispielsweise in der Viertausend-Seelen-Gemeinde Hauenstein explodierender Kampfjet bringt nicht weniger Leute um Leben und Gesundheit als ein auf Mainz Stürzender.
(Werner G. Stähle)

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