Donnerstag, 25. April 2024

Schüler von heute sind Ingenieure von morgen – Betriebe für Pilotprojekte gesucht

15. Mai 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

 

„AG Kinder & Technik“ an der Grundschule Lingenfeld: Die Schüler der dritten und vierten Klasse konnten zeigen, was sie drauf haben. Fotos: Pfalz-Express/Licht

Lingenfeld – Es wurde geschraubt, geflickt und gebohrt: Dritt- und Viertklässler der Grundschule Lingenfeld hatten sichtlich Spaß am technischen Werkeln an Fahrrädern.

Der Hintergrund: In einem Pilotprojekt hat die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Landkreis Germersheim (Wifö) zusammen mit der DBK David + Baader GmbH aus Rülzheim die „AG Kinder & Technik“ an der Grundschule ins Leben gerufen. Die Arbeitsgemeinschaft wird in Kooperation mit der Universität Koblenz-Landau unter Leitung von Prof. Dr. Alexander Kauertz durchgeführt, der in einer Art Jointventure eine Optimierung der Lehrerkompetenz erreichen möchte.

Frühzeitig Interesse wecken

Schon jetzt ist absehbar, dass in den kommenden Jahren immer mehr Fachkräfte in technischen Bereichen fehlen werden. Praktische Ingenieure, Facharbeiter werden in der Wirtschaft dringend gebraucht. Ein Grund für innovativ denkende Unternehmen, bereits jetzt in die Zukunft zu investieren.

DBK David + Baader GmbH hat die Zeichen der Zeit erkannt und die Fahrräder und Werkzeugkästen gesponsert: Ziel ist es, bei Acht- bis Zehnjährigen frühzeitig Interesse an Technik zu wecken. „Um überhaupt einen technischen Beruf erlernen und ergreifen zu wollen, sollten Jungen und Mädchen bereits weit vor der Berufsorientierungsphase Spaß und Verständnis im Umgang mit Technik vermittelt bekommen“, so Dr. Günter Uhl von der DBK. „Bei Abiturienten ist es meist schon zu spät.“ Für ein mittelständisches Unternehmen sei eine solche Investition in die Zukunft durchaus zu leisten: Etwa 1.000 Euro wurden eingebracht. „Das sind keine erschreckenden Beträge“, so Uhl.

Gezwungen wird von den Schülern keiner – alles ist freiwillig. „Zuhause darf ich nicht an meinem Fahrrad schrauben“, sagte ein kleiner AG-Teilnehmer. Umso eifriger war er nun in der Schule dabei. Im Rotationsverfahren sind jeweils fünf Kinder in der AG beteiligt. Sie werden betreut von Lehramtsstudent Ramazan Altuntas, der zwei Mal die Woche mit den Kindern arbeitet. Auch er erhält für sein Engagement von der DBK David + Baader GmbH einen kleinen Obulus und möchte über die „AG Kinder & Technik“ seinen Bachelor schreiben.

Nicht nur Theoretiker

Nun hatten die Sponsoren der Rülzheimer Firma, Landrat Dr. Fritz Brechel, Maria Farrenkopf von der Wirtschaftsförderung Germersheim, Prof. Dr. Alexander Kauertz und Bürgermeister Frank Leibeck  die Gelegenheit, die Ganztagsschüler beim Werkeln unter fachmännischer Leitung zu beobachten – und waren beeindruckt. Auch Schulleiterin Elke Haaf ist begeistert vom Projekt: „Wie ziehen viel zu viele Theoretiker groß. Das Praktische kommt meist zu kurz.“ Allerdings könne man solche Vorhaben nicht aus eigenen Mitteln bestreiten, so Haaf. Umso dankbarer sei sie den Förderern. „Wir sind zu allen Schandtaten bereit“, witzelte die Schulleiterin.

Landrat Dr. Brechtel hält ebenfalls große Stücke auf das Schulprojekt: „Es ist ganz toll, was hier passiert. Technikberufler sind jetzt schon Mangelware in der BRD.“ Umso mehr gelte es, die Verbindung zwischen Schulen und Wirtschaft zu stärken und so allen Beteiligten Perspektiven zu ermöglichen: Den Unternehmen und den Schülern, so der Landrat.

Dass es nicht immer gleich das Abitur sein muss, darüber waren sich alle Anwesenden einig. „Viele Kinder werden automatisch auf dem Gymnasium angemeldet, obwohl sie in einer anderen Schulart besser aufgehoben wären“, betont Schulleiterin Haaf. In der heutigen Bildungslandschaft sei es jederzeit möglich, später noch aufzustocken, ein Studium beispielsweise berufsbegleitend zu absolvieren. Bestes Beispiel: Der Lingenfelder Bürgermeister Frank Leibeck.

Betriebe gesucht

Doch ganz gleich, welche Schulform gewählt wird, je früher die Scheu vor technischen Alltagsgegenständen schwindet, umso nachhaltiger das Interesse daran – keine neue Erkenntnis, aber eine, die bislang in der Praxis zu wenig umgesetzt wurde.

Maria Farrenkopf von der Wirtschaftsfördeung betont, dass noch viele weitere Betriebe gesucht würden, die sich an Projekten dieser Art auch an anderen Schulen einbringen wollen. Die Grundschulen Rheinzabern und Bellheim hatten bereits ihr Interesse signalisiert und sind bereit, neue Wege zu gehen.

Für Mehmet (3. Klasse) und Paul (4. Klasse) sind Berufspläne noch Zukunftsmusik. Aber klar ist den beiden: „Das macht voll Spaß.“ Zukünftige Ingenieure?  (cli)

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