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Rülzheimer Barbarenschatz: Finder plaudert auf YouTube – leichtes Spiel für Ermittler

23. Februar 2014 | Kategorie: Allgemein, Kreis Germersheim, Regional, Regional

Silberschale aus dem Fund.
Foto GDKE Rheinland-Pfalz Fitting

Rülzheim/Speyer/Mainz – Ein junger Mann plaudert auf YouTube in mehreren Clips über sein Hobby – das „Sondeln“. Mit einem Metalldetektor sucht er nach antiken Schätzen, die noch unentdeckt in der Erde liegen.

Diese Filme sollen dem 22-Jährigen, der offenbar aus Speyer stammt,  nun zum „Verhängnis“ geworden sein: Die Ermittler kamen dadurch seinen illegalen Grabungen auf die Spur. Der Mann hatte unlängst den Rülzheimer „Barbarenschatz“ ausgegraben.

Wie die die Generaldirektion Kulturelles Erbe in den Besitz des Schatzes gelangt ist, ist nach wie vor nicht genau bekannt. Laut Ulrich Himmelmann, Leiter der Außenstelle Speyer, habe der Hobbygräber die Fundstücke selbst überbracht – vermutlich nicht freiwillig, sondern auf Druck der Polizei. Gegen den Finder wurde bereits wegen mehrerer ähnlicher Delikte ermittelt.

Die Landesarchäologen indes sind entsetzt: Der Fundort sei „regelrecht durchwühlt“ worden, weshalb die dort vorhandenen Hinweise und Spuren, die bei einer regulären archäologischen Ausgrabung dokumentiert worden wären, verloren gegangen sind.

Laut eines Berichts der Bild-Zeitung sei beispielsweise ein 1.500 Jahre alter Klappstuhl „brutal“ aus dem Boden gerissen und zerstört, Reste von Stoffen, die sich noch den vorhandenen Knöpfen befanden, entfernt worden. Gegen den Hobbygräber ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Frankenthal.

Landesarchäologe Dr. Axel von Berg.
Foto: GDKE/RLP

Die qualitativ hochwertigen Stücke stammen vermutlich aus dem 5. Jahrhundert nach Christus. Bisher fanden sich auf Landesgebiet kaum Funde von solcher Qualität aus dieser Zeit, so Landesarchäologe Dr. Dr. Axel von Berg.

Dass ein großer Silberteller – eines der Fundstücke – in drei Stücke geteilt wurde, spricht dafür, dass es sich hierbei um Beute von „Barbaren“ handeln könnte, die nur am Materialwert und nicht an dem Kunstgegenstand an sich interessiert waren. Die Landesarchäologie wird in den kommenden Wochen versuchen, das Rätsel um die Funde zu klären

Am 25. Februar soll der Fund erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Nach Abschluss der Untersuchungen werden die Funde fachmännisch restauriert und ausgestellt. (cli)

 

Goldapplikationen aus den Rülzheimer Barbarenschatz.
Foto: GDKE Rheinland-Pfalz/Fitting

 

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