Freitag, 26. April 2024

Rheinzabern: Oma Rosa, die Würgerin vom Languedoc

14. März 2016 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kultur
Gisela Storck überzeugte mit intensivem und sensiblem Spiel. Fotos: Beil

Gisela Storck überzeugte mit intensivem und sensiblem Spiel.
Fotos: Beil

Rheinzabern – Das Kleine Kulturzentrum hat schon manchen „großen Moment“ erlebt, doch was die Schauspielerin Gisela Storck darbot, das war nach Meinung vieler Besucher eine echte Sternstunde.

Und mit welch einem Thema dies geschah, dies macht den vhs-Abend erst recht zum besonderen Erlebnis.

„Oskar und die Dame in Rosa“, ein Stück des französischen Dichters Eric-Emmanuel Schmitt, fasst das Unaussprechliche in Worte.

Der 10-jährige Oskar ist an Krebs erkrankt und hat nur noch wenige Tage zu leben. Alle Erwachsenen scheinen ihn zu belügen.

Während es dem Professor die Worte verschlägt, weil er an die Grenzen seiner Möglichkeiten gekommen ist, überhäufen ihn seine nicht weniger hilflosen Eltern mit Geschenken, um der Wahrheit aus dem Wege zu gehen.

Hier setzt Oma Rosa an, eine der Damen im rosa Kittel, die regelmäßig Krankenhausbesuche machen. Oma Rosa gewinnt das Herz des todkranken Oskar, indem sie flunkert, eine berühmte Catcherin, die Würgerin des Languedoc, gewesen zu sein.

Sie erzählt so manche Geschichte, bringt den Jungen zum Lachen und regt dabei seine Fantasie an. Sie animiert ihn sogar dazu, Briefe an den Lieben Gott zu schreiben.

Oskar, der nur gelernt hatte, an den Weihnachtsmann, aber nicht an Gott, zu glauben, hält Zwiesprache mit Gott und malt sich sein eigenes Leben aus. Jeder Tag entspricht einem Jahrzehnt. So verlebt der Junge in den letzten Tagen noch ein ganzes Leben: Pubertät, erste Liebe, Heirat, usw.

Eine rührende Geschichte, die Tränen des Lachens, aber auch der Trauer generierte. Sicher saßen im gut gefüllten Kleinen Kulturzentrum auch Personen mit Anknüpfpunkten an die Geschichte, mit Erinnerungen an die eigene Biographie oder an die ehrenamtliche Arbeit in der Kranken- und Hospizhilfe.

Großartig indes die Leistung der Schauspielerin Gisela Storck, die – bis in die Haarspitzen konzentriert – über 70 Minuten lang spielte und dabei in ganz unterschiedliche Rollen schlüpfte, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu versprechen.

Ihr war es ein besonderes Anliegen, die Thematik von Krankheit und Tod rüberzubringen, und Sie appellierte daran, einen Sinn ins Lebens zu bringen.

Im Schicksal des kleinen Oskar widerspiegelt sich indes die Biographie des Autors Eric-Emmanuel Schmitt, der sich vom Atheisten zum Gläubigen wandelte.

Wer das Stück nicht sehen konnte, dem kann geholfen werden: Die verfilmte Version von Oskar und die Dame in Rosa ist am Mittwoch vor Ostern, 23.3.2016, um 20.15 Uhr bei 3sat zu sehen. (gb)

Oskar und die Dame in Rosa Gisela Storck

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