Donnerstag, 18. April 2024

Rheinzabern: Gesang der Ostersinger wird zum Ohrenschmaus – Rätscherbuwe unterwegs

14. April 2017 | Kategorie: Kreis Germersheim
Eine Gruppe der Ostersinger in den Rehgärten. Foto: Beil

Eine Gruppe der Ostersinger in den Rehgärten.
Foto: Beil

Rheinzabern – Wenn am Karsamstag im Römerdorf junge Leute an der Tür klingeln und es heißt „Wir haben gesungen zum Heiligen Grab, darum gebt uns eine Ostergab, nicht zu groß und nicht zu klein, so dass sie passt ins Körblein rein!“, dann werden die Jungmänner anstrengende Tage, zwei durchsungene Nächte und etliche Kilometer flotten Marsches hinter sich haben, weil sie ein Stück Tradition pflegen wollten.

In zwei Gruppen machten sich die Ostersinger am Gründonnerstagabend auf den Weg, um während der drei Kartage an Ostern zu erinnern, das höchste christliche Fest, dem der Karfreitag vorausgeht. Der disziplinierte und melodische Gesang ist Ausdruck wochenlangen Übens und großer Begeisterung für die Sache.

Die Ostersinger tragen Lieder christlichen Inhalts vor, wie z.B. „Steiget auf im Namen des Herrn Jesu Christ“ oder „Einen goldnen Wanderstab“. Zum Repertoire gehört aber auch „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius oder das seit der Jugendbewegung der 20-er Jahre populäre „Jenseits des Tales“. Die Lieder prägen sich tief ein und werden noch nach Jahrzehnten bei Treffs zum Besten gegeben.

Auf Terrassen und Balkonen, an Türen und Fenstern lauschen Anwohner dem Gesang der Ostersinger, nicht selten soll Gänsehauteffekt zu verspüren sein.

Zur Betglockzeit werden dann die Ostersinger als Rätscherbuwe mit ihren hölzernen Lärminstrumenten durch die Gassen und Straßen ziehen, weil aus Trauer über die Passion Christi bis zur Osternacht die Glocken schweigen. Ein schöner Brauch, der auch im Handy-Zeitalter gepflegt wird und beweist, das Tradition und Moderne kein Gegensatz sein müssen.

Zugleich bedeutet das Ostersingen ein Hineinwachsen in die Gemeinde, wo man Verantwortung übernimmt. Waren die Ostersinger bis vor wenigen Jahren hauptsächlich Schulabgänger unter Aufsicht von Erwachsenen, so organisieren sich heute die jungen Männer im Alter bis fast 20 Jahre selbst. Ein echtes Stück selbst gestalteter Lebensqualität, wofür ihnen ein herzlicher Dank der ganzen Gemeinde gilt, so Bürgermeister Gerhard Beil.

Zweifellos werden die Ostersinger am Karsamstagmorgen auf offene Türen, offene Herzen und offene Portemonnaies stoßen, so dass sie sich freudig bedanken werden: „Ihr habt uns eine Gabe gegeben, drum wünschen wir ein langes Leben“. (gb/red)

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