Donnerstag, 25. April 2024

Protest der Hoteliers und Gastronomen und anderer Branchen: Leere Stühle auf dem Landauer Rathausplatz

24. April 2020 | Kategorie: Landau, Politik regional, Regional, Wirtschaft in der Region

Demo mit Abstand: „Wir wollen eine Perspektive!“
Fotos: Rolf H. Epple

Landau. Der Landauer Rathausplatz bot am 24. April ein beeindruckendes Bild: Zirka 180 Gastronomen, Hoteliers und Vertreter anderer Branchen hatten 420 Stühle aus ihren Betrieben mitten auf dem Platz vor dem Rathaus aufgebaut um darauf aufmerksam machen, dass die Zukunft ihrer Betriebe durch die andauernde Schließung aufgrund des Corona-Shutdowns massiv bedroht ist.

Sie folgten damit einem Aufruf der Gastronomenvereinigung Leaders Club Deutschland und schlossen sich deren bundesweiter Protestaktion „Leere Stühle“ an.

Dresdner Gastronomen hatten vor ein paar Tagen rund um die Frauenkirche über 500 Stühle gestellt, um ihrer Branche Gehör bei entsprechenden Stellen zu verschaffen und ihrer Forderung nach wirksamen Hilfen Ausdruck zu verleihen.

In Landau hielt man sich heute strikt an die gesetzlichen Vorgaben und Auflagen des Infektionsschutzes. Es wurde Abstand gehalten und Masken aufgesetzt.

Es beteiligten sich unter anderem die Hoteliers des „Maximilians Boutique-Hotels“, die Gastronomen vom „Fünf Bäuerlein“, „Bagage“, „Altstadt – Sternel“, „Riva“ , „Hubertushof, Ilbesheim“, „Bauer´s Stuben, Venningen“, „Zehntkeller, Leinsweiler“, „Ritterhof zur Rose, Burrweiler“, „Restaurant Schneider, Dernbach“, „Schloß Eberstein Hotel & Restaurant, Gernsbach“, „Brennofen, Ilbesheim“, „Hoel Immenhof, Maikammer“, „Leinsweiler Hof, Leinsweiler“, „Cramerhaus, Lindelbrunn“, „s`Reiwerle, Annweiler“ „Ralph Schlitter, Fotografie, Landau“, „Hotel Castell, Leinsweiler“ sowie weitere Unternehmer aus unterschiedlichen Branchen an der Aktion.

OB Hirsch, Landrat Dietmar Seefeldt und der CDU-Landtagsabgeordnete Lerch waren ebenfalls vor Ort und kamen mit den Teilnehmern auch ins Gespräch.

Organisatorin Petra Hirsch: „Wir haben keine Zeit mehr! Heute wollen wir gemeinsam ein starkes Zeichen zur Rettung unserer Branche und unserer Betriebe setzen. Denn bei den jüngsten Verhandlungen zur Lockerung der Einschränkungen hat die Gastronomie/Hotellerie überhaupt keine Rolle gespielt. Wir werden schlichtweg im Dunkeln stehen gelassen und steuern geradewegs in eine unglaubliche Katastrophe. Viele Betriebe haben bereits Insolvenz angemeldet. Auch eines in Landau und eines in Neustadt. Bundesweit werden bis zu 70.000 weitere Insolvenzen befürchtet.“

Davon betroffen sind neben den deutschlandweit fast 2,5 Millionen Mitarbeitern auch die Partner, Lieferanten und Dienstleister. Die Branche feiere nicht nur Après-Ski-Partys, betont Petra Hirsch „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und durchaus in der Lage, wirksame Hygiene-Konzepte zur erarbeiten und umzusetzen. Aber dazu muss man mit uns reden und uns die Perspektive geben, diese schwierige Zeit überbrücken zu können.“

Vier Kernforderungen

1. Ein klarer Fahrplan für die Wiedereröffnung der mehr als 220.000 Betriebe (nicht nur Außengastronomie. Auch Innen. Auch Hotels für alle Gäste)
2. Einführung von 7% Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe
3. Deutliche Aufstockung der Zuschüsse (Entschädigung statt Kredit) für alle Unternehmensgrößen (bemessen an Steuererklärungen, oder dem Jahresabschluss, um ehrlich wirtschaftenden Gastronomen und Hoteliers gerecht zu werden)
4. Aufstockung des Kurzarbeitergelds auf 80 % UND Einführung des Kurzarbeitergeldes auch für Auszubildende.

„Für Landau streben wir zusätzlich an, dass die Schankerlaubnissteuer – erhoben in 2019 oder 2020 – erlassen oder erstattet wird.“

Es müssen Taten folgen

„Unsere Forderungen sind seit Längerem bekannt“, so Jäger. „Nur passiert ist bisher gar nichts. Wir waren die erste Branche, die geschlossen wurde und sind vermutlich die letzte, die wieder öffnen darf. Wir wollen selbstverständlich unseren Beitrag zur Bewältigung und Eindämmung dieser Krise leisten, aber unsere Existenz, die unserer Mitarbeiter und Lieferanten/Partner muss gesichert werden.“

Dazu brauche es zusätzliche Unterstützung – unverzüglich und auf die Bedürfnisse der Branche zugeschnitten. „Die aktuellen Ankündigungen aus der Politik, eine Senkung der Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe auf 7 % und weitere Hilfen in Erwägung zu ziehen, machen Hoffnung. Allerdings warten wir hier dringend auf Konkretisierungen. Es müssen jetzt schnell Taten folgen!“

Arnold Neu (Leinsweiler Hof) sprach für seinen Bereich, die Hotellerie. „Man muss aufpassen, dass Unmut nicht in Wut umschlägt“, so seine Befürchtung. „Wir wollen ein Ziel!“, sagte er unter großem Beifall der Anwesenden.

Auch andere Branchen meldeten sich zu Wort: Sonja Roth, Inhaberin eines Kosmetik-Studios, und ihr Ehemann Pirmin (Rotec – Objekteinrichtungen und Betriebsberatung) sind gleich doppelt von der Corona-Verordnung getroffen. „Wir fühlen uns ungerecht behandelt, haben keine Perspektive, weil wir nicht wissen, wie es weiter geht“. In ihrer, der Kosmetikbranche, erfülle man eh schon strenge Hygiene-Regeln: „Ohne Mundschutz geht hier gar nichts“, so Sonja Roth.

Auch Frank Weber von „Bella Vitalis“ unterstrich dies: „Wir brauchen eine zeitliche Perspektive!“ Weber hatte am Tag zuvor Besuch aus dem Landtag. Alexander Schweitzer, SPD-Fraktionsvorsitzender, hatte sich das umfängliche Konzept mit Abstandsregelungen angesehen und für gut befunden. Er werde es der Ministerpräsidentin mit auf den Weg geben, wenn am 30. April die Ministerpräsidentin mit der Bundesregierung über die weitere Vorgehensweise beratschlagen werden.

Darauf verwiesen letztlich auch Hirsch, Seefeldt und Lerch, die alle drei Verständnis für die Argumente und Sorgen der Anwesenden zeigten.

„Ich bin ganz bei euch“, so OB Hirsch. Gegen den Vorwurf, Politiker hätten keinen Plan, antwortete er schon leicht verärgert, dass man schon seit etlichen Wochen unterwegs sei um „den Laden hoch zuhalten“.

Schon zu Beginn der Krise habe er gesagt, dass man auf besondere Maßnahmen hinarbeite, wie zum Beispiel die Kosten der Außenbestuhlung auszusetzen. Bei allen Überlegungen müsse gewährleistet sein, dass die Spielregeln eingehalten würden, um „unseren mühsam erkämpften Erfolg nicht zu gefährden“. Wir können Ihre Argumente transportieren, aber die Entscheidung fällt am 30. April“, so Hirsch.

(desa/red)

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