
Neues Format: Talkrunde der Stadtspitze beim Neujahrsempfang. V. li.: Beigeordnete Jürgen Bauer und Hans Hruschka, Erster Beigeordneter Volker Merkel und Stadtbürgermeister Michael Gaudier.
Foto: v. privat für /Pfalz-Express
Kandel – Am 5. Januar 2025 hatte die Stadt Kandel zum traditionellen Neujahrsempfang in die Stadthalle eingeladen. Stadtbürgermeister Michael Gaudier (CDU) begrüßte die Bürger und sprach in seiner Rede zahlreiche Themen an, die die Stadt bewegen.
Im Fokus standen dabei gesellschaftliche Veränderungen, die finanzielle Lage der Kommunen, städtebauliche Entwicklungen und die Zukunftsperspektiven für Kandel.
Tradition und Wandel
Gaudier begann seine Rede mit einem Rückblick auf die Bedeutung traditioneller Werte, insbesondere während der Weihnachtszeit. Er hob hervor, wie liebgewonnene Gewohnheiten wie der Besuch von Weihnachtsmärkten, das Zusammensein mit Familie und der Besuch von Kirchen ein Gefühl von Ruhe und Besinnlichkeit vermitteln.
Doch diese Traditionen seien zunehmend von Veränderungen betroffen, die durch Sicherheitsvorgaben, höhere Gebühren und strengere Vorschriften für Veranstalter und Vereine erforderlich würden.

Michael Gaudier. Foto: v. privat für Pfalz-Express
Veränderungen erforderten jedoch auch Anpassungsfähigkeit, so Gaudier: „Heute stehen wir vor wesentlich komplexeren Herausforderungen. Neue Formate sind gefragt“.
Herausforderungen auf kommunaler Ebene
Gaudier verwies auf die Vielzahl aktueller Krisen, darunter die internationale Sicherheitslage, die Klimakrise, wirtschaftliche Unsicherheiten in Deutschland sowie zunehmende Bedrohungen durch Extremismus. All dies wirke sich auch auf die kommunale Ebene aus, insbesondere vor dem Hintergrund einer stetigen Unterfinanzierung.
Er kritisierte die strukturellen Probleme bei der Finanzierung kommunaler Aufgaben und fragte: „Stehen wir am Ende der kommunalen Selbstverwaltung?“ Kommunen seien das Fundament des Staatswesens, doch durch die Unterfinanzierung von Pflichtaufgaben entstünden Risse, die zunehmend schwerer zu beheben seien. Er nannte Beispiele wie aufgeschobene Investitionen in das Bürgerhaus in Minderslachen und das Kulturzentrum in Kandel.
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen zeigte sich Gaudier zufrieden, dass sich nach den Wahlen im Sommer 2024 erneut engagierte Bürger bereit erklärt hätten, sich ehrenamtlich für die Stadt einzubringen.
Finanzielle Disziplin und gezielte Investitionen
Der Bürgermeister betonte, dass Kandel weiterhin konsequent auf finanzielle Disziplin setze. Zuschüsse würden nur dann in Anspruch genommen, wenn die Erfüllung der damit verbundenen Vorschriften nicht zu unverhältnismäßigen Mehrkosten führe. Diese Strategie habe es ermöglicht, die Baukosten trotz der Preisexplosionen der letzten Jahre stabil zu halten.
Einzelne Projekte sollen in Bürgerbeteiligungen diskutiert werden, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden.
Stadtentwicklung
Gaudier hob die Ergebnisse einer Studie hervor, die gezeigt habe, dass viele Menschen aus dem Umland und der Region in erster Linie nach Kandel kommen, um Gesundheitsdienste, Ärzte und Therapeuten aufzusuchen. Danach profitiere die Gastronomie von der Besucherfrequenz, bevor der Einzelhandel, insbesondere in der gut positionierten Hauptstraße, in Anspruch genommen werde.
Ein zentraler Faktor sei der Aufenthalt, der bei Befragungen der Besucher eine entscheidende Rolle spiele. Gaudier betonte, dass die Stadt diesem Wandel Rechnung tragen müsse, um ihre Attraktivität und wirtschaftliche Stärke nachhaltig zu sichern.
Podiumsrunde und lockere Atmosphäre
Ein Höhepunkt des Empfangs war die Podiumsrunde, bei der die Stadtspitze in lockerer Atmosphäre über verschiedene Sachgebiete sprach.
Erster Beigeordneter Volker Merkel präsentierte die Finanzlage der Stadt transparent und nachvollziehbar.

Volker Merkel. Foto: v. privat für Pfalz-Express
Beigeordneter Hans Hruschka sprach über die Bedeutung der Jugendarbeit in Kita und Hort und betonte, dass Kinder die Zukunft der Gesellschaft und der Demokratie seien. Außerdem bedankte er sich für die Unterstützung und Zusammenarbeit im Team, die ihm große Freude bereite.
Beigeordneter Jürgen Bauer stellte das Dorfleben in Minderslachen heraus und berichtete über den Erhalt des Bürgerhauses, die Verbesserung der Spielplätze und Maßnahmen zur Verkehrssicherheit. Gemeinsam mit Gaudier lobte er Jutta Wegmann für ihre Arbeit an der Dorferneuerung.
Gaudier ergänzte, dass der Erhalt städtischer Gebäude nur durch pragmatische Lösungen möglich sei. „Luxus-Sanierungen gibt es nicht mehr“, stellte er klar.
Für eine humorvolle Note sorgte Gaudier zu Beginn des Empfangs, als er scherzhaft vorschlug, die drei Beigeordneten als „scheinheilige Beigeordnete“ von Haus zu Haus zu schicken – Volker Merkel zur Steuerberechnung, Hans Hrusche für EC-Cash-Zahlungen und Jürgen Bauer zur Baumkontrolle und Segnung. Sein eigener Einsatz als „Kamel“ war ihm indes nicht so wohl, so dass er doch lieber einen „normalen“ Neujahrsempfang vorzog.
Erfolgsgeschichte Citymanagement
Besonders vom Stadtbürgermeister hervorgehoben wurde die Arbeit von Jennifer Tschirner, die als Citymanagerin erfolgreich Leerstände in der Hauptstraße reduzieren konnte. Von sieben gemeldeten Leerständen wurden durch eine Ausschreibung zwölf Bewerber gewonnen. Die Zusammenarbeit zwischen Citymanagement, Eigentümern, Bewerbern und der Stadtspitze wurde von der IHK als vorbildlich bezeichnet.
Abschluss mit positiver Resonanz
Nach den Ehrungen erhielt Doris Gaudier spontan einen Blumenstrauß von Jürgen Bauer, der sich bei ihr für ihre Unterstützung im Hintergrund bedankte. Der Abend wurde von der Stadtkapelle musikalisch begleitet. Weitere Gastredner waren der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Gebhart und die Zweite Kreisbeigeordnete Anette Kloss.

Foto: v. privat für Pfalz-Express

