Martini-Preis der SPD an „Panorama“-Chefin Anja Reschke: „Eine sehr besondere Ehre“

21. November 2016 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Politik regional, Regional
V.li.: Thomas Hitschler, Anja Reschke, Walter Schumacher. Fotos: Pfalz-Express/Eck

V.li.: Thomas Hitschler, Anja Reschke, Walter Schumacher.
Fotos: Pfalz-Express/Eck

Schwegenheim – Die südpfälzische SPD hat zum 26. Mal ihren traditionellen Martinipreis verliehen.

Den Preis erhalten Personen oder Gruppen, die sich in besonderer Weise um die Demokratie, Aufklärung und politische Kultur verdient gemacht haben. In diesem Jahr war es die Journalistin und „Panorama“-Moderatorin Anja Reschke.

„Ohne Journalismus kann es keine Demokratie geben“, sagte der südpfälzer Bundestagsabgeordnete und  SPD-Unterbezirksvorsitzende Thomas Hitschler mit Blick auf die Preisträgerin. 2016 sei für die „Werte“ kein gutes Jahr gewesen: „Die Wahl von Trump, der Aufschwung der AfD oder die Entwicklungen in der Türkei“.

Das Wort des Jahres, „postfaktisch“, stehe für eine Entwicklung, dass Diskussionen ohne Fakten geführt werden könnten. Rezepte dagegen seien, Menschen zu motivieren, sich ihres Verstandes zu bedienen und eine klare Haltung verlauten lassen.

Dazu brauche es Leute, die Mut mitbrächten. Deshalb gehe der Martini-Preis an Anja Reschke. Sie stehe für eine starke Persönlichkeit und einen Berufsstand, den die „Postfaktischen“ derzeit zu verunglimpfen versuchten.

Anja Reschke, Chefin der Politmagazins Panorama, sprach auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle im August 2015 einen viel beachteten Kommentar in den Tagesthemen, in dem sie sich klar gegen die Verbreiter von Hass-Parolen positionierte und zu einem „Aufstand der Anständigen“ aufrief. Dafür gab es viel Lob, aber auch regelrechte Entgleisungen.

In einer aufrüttelnd-humorigen Laudatio lobte Walter Schumacher, Kultur-Staatssekretär a.D., die Preisträgerin: „Es ist gut, wenn gute Journalisten etwas werden“. Das sei nicht immer so. Der eineinhalb minütige Kommentar zum Aufstand der Anständigen habe Anja Resche berühmt gemacht. „Das war ein Appell, da wurde nichts verklausuliert“, unterstrich Schumacher.

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Aber auch ihr Magazin „Panorama“, das sie seit 2001 moderiere, sei anders, „solitär konzipiert“ und habe die Republik verändert. Er beklagte die „Boulevardisierung“ der Presse. Gute Unterhaltungsformate seien eher die Ausnahme. Aber auch dieses Genre beherrsche die Preisträgerin Reschke, die vernünftig informiere und vergnüglich unterhalte, meinte der Laudator.

„Fakten sind eben nicht sexy“

Die Preisträgerin zeigte sich gerührt in ihrer Dankes-Rede: „Dieser Preis ist eine sehr besondere Ehre“.

Die rund 160 Leute im Saal hingen gebannt an ihren Lippen. „Ich hätte nie gedacht, dass mein Kommentar vom letzten Sommer in dieser Nachhaltigkeit wirkt“, betonte Reschke. Sie habe eine demokratische Erziehung genossen – es sei für sie selbstverständlich, dass man immer aufpassen müsse, dass nie wieder Kräfte wie die Nazis aufkommen könnten.

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„Wo stehen wir heute?“ stellte die Preisträgerin in den Raum. Begriffe wie „völkisch“ seien vermehrt zu hören. Die Rhetorik der Angst jener Kräfte sei so stark, weil sie an die Gefühle gehe. „Wenn du das immer wieder hörst, ist das verfänglich“, warnte die Martini-Preisträgerin.

„Dann kommen wir und sagen: Das Ganze ist etwas komplexer.“ Fakten seien eben nicht so „sexy“ wie Angst machende Parolen: „Wir müssen für unsere Demokratie wieder mehr werben, wir müssen sie besser verkaufen“.

Sie sieht dabei eine hohe Verantwortung bei Journalisten und Politikern. Gerade was in der Flüchtlingsarbeit geschafft worden sei, sei „stark“. Und starke Botschaften gelte es zu verbreiten. So sei beispielsweise die Bambi-Preis-Verleihung  am vergangenen Freitag extrem politisch gewesen. „Da hat sich die Zivilgesellschaft klar positioniert: für Toleranz, Offenheit und Integration“.

Gerade weil gegen emotionalisierte Themen Fakten nur bedingt helfen würden, sei klare Kante wichtig: „Ich habe gelernt, dass Grenzen nicht überschritten werden dürfen“. In letzter Zeit habe sie erfahren, wie fragil eine Demokratie sei, dass man dafür eintreten müsse und dass es „anstrengender ist als einfache Lösungen zu präsentieren.“

„Der Preis gibt mir einen ordentlichen Schubs“, konstatierte Reschke. Und einem Augenzwinkern in Richtung der zum Preis gehörenden Weinkisten zeigte sie Humor: „Wenn’s gar nichts wird, betrinke ich mich“.

Alexander Schweitzer, SÜW-Abgeordneter und  SPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag, gratulierte: „Anja Reschke ist ein weiterer Höhepunkt bei den Martini-Preisträgern. Demokratie ist kein Schaukelstuhl, diese Aufforderung geht an uns selbst“.

Monika Kleebauer vom Chawwerusch-Theater in Herxheim sagte: „Ihre Worte geben mir Kraft und Auftrag. Theaterleute haben die Möglichkeit, gute Geschichten zu erzählen und kleine Helden im Alltag darzustellen. Sie haben uns heute Mut gemacht, dass es sich lohnt unbequem und frech zu sein“.

Den musikalischen Rahmen für die Veranstaltung spannte das Duo „Josi“ aus Landau. (arn)

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2 Kommentare auf "Martini-Preis der SPD an „Panorama“-Chefin Anja Reschke: „Eine sehr besondere Ehre“"

  1. Achim Wischnewski sagt:

    „Fakten sind eben nicht sexy“
    Vor allem wenn es sich um Lügen der linksradikalen Reschke handelt:

    https://www.youtube.com/watch?v=Cw66sjUK19I
    Die Lügen der Anja Reschke