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Mais-Monokultur in der Südpfalz: Grüne kritisieren Energiepflanzen-Anbau: „Fatale Auswirkungen auf die Natur“

13. Mai 2014 | Kategorie: Allgemein, Kreis Germersheim, Politik regional, Regional

Landtagsabgeordneter Andreas Hartenfels und Elke Wittmann-Hauck bei der Begehung in Winden.
Fotos: v. privat

Winden – In der Südpfalz werden große Anteile an Grünflächen für die Erzeugung von Bio-Gas aus Mais umgenutzt. Im Landkreis Germersheim gibt es dafür Anlagen in Lustadt und Steinweiler/Winden. Die Grünen kritisieren die Monokultur, die schädigende Auswirkungen auf die Umwelt habe. Nachwachsende Rohstoffe als Energielieferant seien nicht wirklich ökologisch.

Zur Information und Diskussion dieser Problematik trafen die Grünen-Kandidatin für den Verbandsgemeinderat Kandel, Elke Wittmann-Hauck, der Grünen-Landtagsabgeordnete Andreas Hartenfels und weitere Vertreter der Grünen Ortsverbände zu einer Gesprächsrunde in Winden zusammen.

Vor Beginn konnte Elke Wittmann-Hauck bei einem Spaziergang durch die Felder den Landtagsabgeordneten auf die Umnutzung der landwirtschaftlichen Flächen hinweisen.

Das im letzten Jahr neu eröffnete Café Carmello war bis auf den letzten Platz besetzt, als Ursula Schmitt-Wagner (Kandel) die Gäste begrüßte.

Elke Wittmann-Hauck erläuterte, dass durch die Förderung nachwachsender Rohstoffe, den sogenannten NaWaRo-Bonus, der Anbau von Mais und Wintergetreide zur Energiegewinnung in Deutschland extrem zugenommen habe – auch in der Gemarkung um Winden.

Diskussion im Cefé Carmello

Umwelt verändert sich

Das habe einschneidende Folgen für die Umwelt. Die Ackerflächen würden immer größer, Grünland und Hecken würden verdrängt, zur leichteren Maschinenbearbeitung und zur Ertragssteigerung seien enorme Mengen Kunstdünger und Herbizide im Einsatz, Ackerränder würden umgepflügt. „Fatal ist dies für bodenbrütende Vögel, viele Insektenarten wie z.B. die Wildbiene, die Pflanzenvielfalt nimmt dramatisch ab. Die Bodenerosion durch Mais-Monokultur nimmt zu, das Landschaftsbild verarmt“, so Elke Wittmann-Hauck.

Andreas Hartenfels, der den Ausbau erneuerbarer Energie vor dem Hintergrund des Klimawandels als sein „Herzensthema“ bezeichnete, hält diese Entwicklung für äußerst bedenklich. Die Gäste stimmten zu, trugen eigene Erfahrungen zusammen, beispielweise Beobachtungen, dass viele früher heimische Tier- und Pflanzenarten bereits verschwunden seien. Eine über 80-jährige Diskussionsteilnehmerin fand den Einsatz von Lebensmitteln zur Erzeugung von Energie „empörend“.

Hartenfels: Förderung soll zurückgenommen werden

Hartenfels verwies auf Gegenstrategien des Grünen-Umweltministeriums: Rheinland-Pfalz mache sich im Bundesrat dafür stark, dass im novellierten Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) die Förderung von Biogas-Großanlagen zurückgenommen werden solle. Angestrebt ist ebenfalls eine Deckelung der eingesetzten Fördersummen.

Im Bundesrat wurde bereits der Antrag gestellt, die Förderung des Maisanbaus zu kappen.

In der Biodiversitätsstrategie des Landes sei formuliert, dass künftig Bewirtschaftungspläne für Natura-2000-Gebiete (FFH-Vogelschutzgebiete) genau benennen, welche Schutzzwecke mit welchen Mitteln zu erfüllen sind.

„Außerdem soll eine Genehmigungspflicht für den Umbruch von Grünlandflächen kommen. Landwirte müssten jedoch angemessen entschädigt, bzw. gefördert werden, wenn sie Flächen renaturieren und extensiv wirtschaften“, so Hartenfels.

Hartenfels sagte zu, in seiner Funktion als natur- und umweltschutzpolitische Sprecher der Landtagsfraktion die Ergebnisse der Begehung und der Diskussion in Winden in seine Arbeit einzubringen und entsprechende Gespräche mit der SGD zu führen.

In der Diskussion wurden weitere Themen als wichtig und umweltrelevant in der Region gesehen. So wird die großflächige Beregnung kritisch gesehen, weil „dadurch der Grundwasserspiegel abgesenkt wird und Feuchtgebiete verschwinden“.

Es wurde angemerkt, dass die Versorgung mit regional erzeugten Lebensmitteln sehr wichtig und positiv sei, dies aber auch nicht auf Kosten der Umwelt geschehen dürfe.

Elke Wittmann-Hauck und Andreas Hartenfels unterstrichen, wie wichtig es sei, im Einklang mit der Natur und den Wasserverhältnissen zu wirtschaften, den kontrolliert biologischen Anbau zu fördern und auch in diesem Sektor Gemüsearten anzupflanzen, die weniger bewässerungsintensiv sind.

Ein Fazit, bei dem sich die anwesenden Gäste mit den Politikern einig waren: Jeder solle durch bewusstes und gezieltes Verbraucherverhalten selbst mit Verantwortung tragen, eine lebenswerte Mitwelt zu erhalten. (jw/nm/ewh/red)

Ursula Wagner, Elke-Wittmann-Hauck und Andreas Hartenfels

 

v.li.: Werner Jung, Andreas Hartenfels, Elke-Wittmann-Hauck und Norbert Rapp.

 

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Ein Kommentar auf "Mais-Monokultur in der Südpfalz: Grüne kritisieren Energiepflanzen-Anbau: „Fatale Auswirkungen auf die Natur“"

  1. Schaffhauser sagt:

    Der Beitrag muss noch ergänzt werden um die wichtige Äußerung von Andreas Hartenfels: Wir müssen die Landwirte mit ins Boot nehmen. Das geht langsam, aber wir Grünen werden es schaffen.
    Schlimm, dass die SGD in Neustadt immer wieder und immer noch Planungen durchwinkt, die mit herber Flächenversiegelung einher gehen. Hier müsste auch ein Umdenken einsetzen, zu Gunsten der Natur und ihrer Artenvielfalt. (Das heißt neudeutsch jetzt offenbar „Biodiversität“. Auch recht- aber merkt euch Namen und Leute von der SGD und was sie alles durchgehen lassen……