Leserbrief: „End-Täuscht“

15. September 2017 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Leserbriefe und Kommentare
Foto: red

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Leserbrief zur Auftragsvergabe und Präsentation der drei Skulpturen bei „Kulturtage der Südlichen Weinstraße“

„Nach Rücksprache mit etlichen Kunst-und Kulturschaffenden fühle ich mich darin bestärkt, zu den Berichten über die Kunstwerksenthüllungen und deren Auftragsvergaben an die Künstler Krebs, Schöneich und Zwick etwas zu sagen bzw. loszuwerden.

Vorab möchte ich klarstellen: ich habe gegen keinen der Kollegen etwas – ich schätze ihre Arbeit und denke über sie auch nicht im Sinne der Konkurrenz nach; sie vermitteln ihr Schaffen meines Erachtens auf eine füllende und ansprechende Weise – soweit das bei kontroversen Sichtweisen auf des Künstlers Arbeit in der breiten Öffentlichkeit eben möglich ist.

Doch wie hier die Vergabe dieser Aufträge im Rahmen der Kulturtage der Südlichen Weinstraße vonstatten ging, das schreit zum Kulturhimmel! Ich habe das Agieren der Landrätin Riedmaier eigentlich immer für integer und die Anliegen des Landkreises SÜW betreffend befruchtend und positiv erachtet. Ich schätzte ihr Auftreten, ihre Reden und die Freundlichkeit, mit der sie selbst bei Terminplanhetze jedem versuchte entgegenzutreten.

Doch mit dieser Kunst-am-Bau-Auftragsvergabe hat sie sich – zumindest im Kreise etlicher KünstlerInnen – einen (…) (oder zumindest vetterlesmäßig) daher-scheinenden Bärendienst erwiesen. Dass bei derlei wiederkehrenden Gelegenheiten manche Personen- in diesem Falle Meister Zwick- nicht  nur einmal mit solch einer Auftragsrosine bedacht werden, scheint noch verständlich, da er arbeitstechnisch mit den Kulturtagen schon über Jahre hinweg verwoben ist (allerdings dafür auch bezahlt wird…); wenn jedoch ein Bildhauer und Uni-Landau-Dozent Volker Krebs – in der Öffentlichkeit als Lebensgefährte der Landrätin bekannt – einen 40.000 €-Deal nicht zum ersten Mal so locker ohne Ausschreibung vermittelt bekommt, das riecht nicht nur in meiner Künstlernase nicht nach Parfüm.

Auch in der Vergangenheit stieß derartiges Auftragsvergabeverfahren schon in die Rippen so mancher Kultur-Zeitungsleser, wenn sie im entsprechenden Medium vernehmen konnten, dass dieser Bildhauer (auch nach meiner Ansicht mit unbestreitbaren Qualitäten) wieder mal eine Ausschreibung gewonnen hatte, die ihn dazu berechtigte hier oder dort eine Skulptur im Auftrag der jeweiligen Gemeinde zu erstellen.

Sprach man dann jedoch mit den Stadt- oder Gemeinderäten, wusste niemand, wo diese Ausschreibung platziert war bzw., man bekam unter der Hand zu hören, dass es gar keine gegeben hatte. Ich lasse mich hier gerne eines Besseren belehren, wenn ich dabei de facto falsch liege.

Wenn jedoch der Eindruck vermittelt werden soll, dass eine ordentliche Ausschreibung für diese 40.000-€-Aufträge aus zeitlichen Gründen nicht machbar gewesen sei, so kommt mir das so vor, als wolle Frau Riedmaier der kulturinteressierten Öffentlichkeit weismachen, sie sitze selbst am PC und fülle hier den Ausschreibungsbogen aus – und dazu sei ihr Terminplan zu voll.

Als Chefin eines solchen Landesapparates hat man doch wohl eher zu solchen Aufgaben passende MitarbeiterInnen, die eine entsprechende Anweisung bei Zeiten auch umgesetzt hätten- wären sie rechtzeitig informiert gewesen. Was mich bei diesem Gebaren u.a. so ärgert, ist die Tatsache, dass hier mit emsig klingenden Argumentationen die Vergaben von üppigen Geldbeträgen (natürlich mit entsprechendem künstlerischen Gegenwert- keine Frage) wiederholt gerechtfertigt wird, die so manchem meiner Künstler-Kollegen die Sicherung ihrer Berufsexistenz eines ganzen Jahres hätte bedeuten können. Denkt eine Landrätin / Landrat darüber eigentlich nach?

Ich habe einige Zeit darüber nachgedacht, ob ich diesen Leserbrief schreiben soll, denn zweifelsohne kann man sich damit bei entsprechend zuständigen Stellen anständig „das Maul verbrennen“. Doch bin ich der Meinung, “Kunst ist eine Tochter der Freiheit“ (Friedrich Schiller) und das muss auch bei Meinungen über den Kunstmarkt Gültigkeit haben. Dazu will ich stehen können.“

Andreas Hella, Wörth

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5 Kommentare auf "Leserbrief: „End-Täuscht“"

  1. Demokrat sagt:

    Die Landrätin ist nicht mehr lange im Amt also müssen die wirklich wichtigen Dinge noch schnell erledigt werden.
    Das die Landrätin die Lebensgefährtin von Hr. Krebs ist sagt doch alles.
    Ein weiterer Beweis wie unsere Behörden arbeiten und die Bürger regelrecht Tag für Tag wie die dümmsten Schafe vorgeführt werden.
    Nebenbei wird diese Arbeitsweise die SPD auf Landesebene, Kreisebene, Kommunalebene sicher unter die 20 % führen.

  2. Demokrat sagt:

    Zwischenzeitlich hat auch die Rheinpfalz über diese Vorgänge informiert.
    Die Landrätin lässt nichts von sich hören was nach meiner Meinung in Form einer Stellungnahme erfolgen müsste.
    Mich würde wirklich interessieren von welchen Beträgen und über welchen Zeitraum hier im großen ganzen die Rede ist?
    Aussitzen scheint wie in vielen Fällen das Gebot der Stunde zu sein.

  3. Demokrat sagt:

    Alles schön unter dem Teppich verschwunden!!!

  4. Demokrat sagt:

    Heute in den Medien nachlesbar.
    Es geht um 147.000 € die evtl. von der ADD in Trier zurückgefordert werden.
    Mir stellt sich die Frage, warum dieses Geld nicht von der EX Landrätin gefordert wird?
    Weiter stellt sich die Frage, aus welchen Gründen die Verantwortlichen diesem Treiben zugesehen haben, ohne zu handeln?
    Und aus welchen Gründen wird die Staatsanwaltschaft nicht aktiv?

  5. Demokrat sagt:

    „End-Täuscht“ bin ich auch, besonders von dem Verfasser dieses Leserbriefs.
    Bei mir ist zwischenzeitlich der Eindruck entstanden, dass wohl der Verfasser zu kurz gekommen ist und bei der Auftragsvergabe durch die Kommunen zu wenig beachtet wurde.
    Hier muss für Abhilfe gesorgt werden um wieder Ruhe in die Welt der Kunstschaffenden zu bringen.

    Ein Anfang ist bereits gemacht!