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Landauer OB a.D. Wolff wird am 11. Dezember 75 Jahre: „Ich habe viel erlebt, Memoiren wird es aber keine geben“

11. Dezember 2016 | Kategorie: Landau, Leute-Regional, Regional
Dr. Christof Wolff: Lesen ist eines seiner Hobbys. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Dr. Christof Wolff: Lesen ist eines seiner Hobbys.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Dr. Christof Wolff wird am 11. Dezember 75 Jahre alt. Er war von 1984 bis 1997 Landauer Oberbürgermeister.

Der Pfalz-Express besuchte den Jubilar Zuhause. Man sieht Wolff die 75 nicht an, entspannt und gut gelaunt sitzt er mir gegenüber. Wolff hat drei Söhne und freut sich über das vierte Enkelkind (nach drei Enkeltöchtern ein Enkelsohn).

In seiner aktiven Zeit als Landauer OB war Wolff in vielen Vereinen. „Es müssen so zwischen 20 und 30 gewesen sein“, sagt er. Nach und nach hat er das notgedrungen etwas eingeschränkt. Sein Nachfolger Hans-Dieter Schlimmer hatte ihn gebeten, den Vorsitz im Förderverein der Landesgartenschau zu übernehmen, „was ich auch sehr gerne getan habe“.

Neues Mitglied „aus Überzeugung“ sei er beim Förderverein Haus zum Maulbeerbaum geworden. „Da haben sich die Aktivisten sehr gefreut, dass ich da Flagge zeige, das ist eine wichtige Geschichte.“ Die Politik habe mittlerweile wohl eingesehen, „dass das Haus saniert werden muss“.

„Ich bin der guten Hoffnung, dass wir daraus ein ähnliches Juwel machen wie es das Frank Loebsche Haus geworden ist.“ Wolff hofft außerdem, dass sich viele Unternehmen dafür einsetzen werden.

Stichwort „ASV Landau“: Dr. Wolff ist nicht zuletzt so fit geblieben, weil für ihn der Sport sehr wichtig ist. Das Goldene Sportabzeichen hat er abgelegt („3.000 Meter Laufen in 17 Minuten und das ohne Training“). Wolff schwimmt, fährt Rad und wandert. Er habe sich durch Bergsteigen und joggen seinen Miniskus strapaziert und drei Knie-Ops hinter sich gebracht. „Deshalb jogge ich nicht mehr“.

Irgendwie kommen wir dann auch auf seine Beziehung zum Fasching zu sprechen. „Ich habe jede Menge Faschingsorden im Keller“, so Wolff.

Es stellt sich heraus, dass er in seiner Zeit als Heppenheimer Beigeordneter dort auch Faschingsprinz war: „Das nannte sich „Schirmherr der Heppenheimer Straßenfasnacht“.

In den achtziger Jahren stieg er drei Mal in die Landauer Faschingsbütt, mal als Punker, mal als preussischer Offizier und auch als betrogener Ehemann. Die Themen ließ er sich nicht vorschreiben, auch wenn das dem einen oder anderen Fasnachter nicht so ganz behagte.

Aktuelle politische Ereigniss zu karikieren sei nicht leicht gewesen und habe viel Arbeit gemacht, erzählt Wolff. Nicht nur loben, aber auch nicht beleidigen, scheint Wolffs Devise gewesen zu sein.

Das eine oder andere Bild aus dem Fasching wird sich wohl auch in einem der dreizehn Fotoalben wiederfinden, die mit zirka 600 Bildern aus seiner OB-Dienstzeit bestückt sind.

Als Wolff 1984 Stadtchef von Landau wurde, war das eine Umstellung und Herausforderung für ihn. Die Mitarbeiter der Verwaltung konnten mit ihm vom „ersten in den fünften Gang schalten“ um die Infrastruktur zu beleben.

„Mit vielen damaligen Mitarbeitern bin ich heute noch befreundet“, so Wolff. Und dazu gehört auch Bernd Schmidt, der 24 Jahre Cheffahrer bei Wolff gewesen ist. „Wir haben uns durch und durch kennen gelernt“, erinnert sich Wolff an die Zeit mit diesem „Meister der Organisation“.

Schmidt war Jogging-Partner, er teilte auch die Leidenschaft am Waldlauf. „Manchmal sind wir 2 mal die Woche 10 Kilometer gelaufen. „Die Hungermarsch-Strecke haben wir auch einmal gejoggt“. Das habe ihn fit gehalten. Die Freundschaft hat bis heute gehalten. Die Beiden treffen sich nach wie vor. Schmidt richtet auch immer gerne Grüße vom Cheffahrertreffen aus.

Wolff hat gute Erinnerungen an die Verwaltung. Die habe immer gute Vorbereitungsarbeit geleistet, sagt er. Und da sei auch immer eine richtige Vertrauensbasis vorhanden gewesen.

Dem damaligen Stadtrat stellt er gute Noten aus: „Da gab es keine „rote“ oder „schwarze“ Straße – es wurde das getan, was für die Stadt wichtig war.“

Ein Stadtrat sollte zusammen arbeiten. Der Landauer Stadtführung OB Thomas Hirsch und Bürgermeister Maximilian Ingenthron stellt er gute Noten aus.

Wie hat sich der Ton in der Kommunalpolitik geändert?

Wolff beobachtet „mit Sorge“ eine Verschärfung des politischen Umgangs miteinander, hat dies auch beim Thema „Landau baut Zukunft“ beobachtet „Da wird unterstellt, dass die Stadtpolitik Winzer in den Ruin treiben möchte. Das ist absurd“. Auch die Medien sollten nicht gleich in die selbe Kerbe hauen und nur negativ berichten.

„Es war eine schöne Zeit, doch jetzt bin ich froh, dass ich den Ruhestand genießen kann. Es gibt ein Leben vor dem Tod: das muss jeder Kommunalpolitiker wissen.“

Und die „große Politik“?

„Ich genieße, dass es in Europa keine Grenzpfähle mehr gibt. Unser Ziel muss die europäische Gemeinsamkeit sein.

Die Zeichen in Europa stehen aber auf Nationalismus und Egoismus. Das leitete im 19. und 20. Jahrhundert Kriege ein. Es ist eine schwierige Zeit, ich hoffe aber, dass die europäische Friedensunion erhalten bleibt.“

Wolff hat viele Politiker wie Heiner Geißler, Helmut Kohl, auch Merkel, Köhler, ja sogar Gorbatschow, Bush senior und Netanjahu getroffen.

Das wäre doch Stoff für Memoiren, oder nicht?

Wolff hat tatsächlich 2012 ein Buch sowie ein Hörbuch „Eine Zeitreise durch Landau“, erschienen im Knecht Verlag Landau, herausgebracht. Hier erzählt er über die Landauer Stadtentwicklung und vieles andere mehr.

Aber nein, Memoiren will er keine schreiben, dafür ein Buch für die Enkel gestalten.
„Opa erzähl aus deinem Leben“, heißt die Aufgabe für den Großvater. Dafür will er sich viel Zeit nehmen.

Was lesen Sie denn aktuell?

„Tolstoi „Anna Karenina“….überhaupt mal wieder Klassiker, aber auch Bücher über den Widerstand und Reisebeschreibungen.“

Für den Tauchurlaub (Dr. Wolff ist ein ausgezeichneter Taucher und liebt die Malediven), hat sich das Ehepaar allerdings eher mit Unterhaltungsliteratur eingedeckt.

Dr. Wolff wurde vor fünf Jahren zum Landauer Ehrenbürger ernannt. Wahrscheinlich wird die Stadt im neuen Jahr einen Empfang für Dr. Wolff ausrichten.

„Es war ein sehr buntes Leben mit viel Glück und einer tollen Familie. Ich bin dankbar dafür und sehr zufrieden (das Interview führte Desirée Ahme).

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