Kreisempfang der Südlichen Weinstraße: „Ernste Herausforderungen – neue Chancen“

9. Juni 2016 | Kategorie: Allgemein, Kreis Südliche Weinstraße, Regional
Landrätin Riedmaier und die Beigeordneten Ehrgott, Geißer und Lauerbach (v.r.) konnten sich über viele Gäste freuen. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landrätin Riedmaier und die Beigeordneten Ehrgott, Geißer und Lauerbach (v.r.) konnten sich über viele Gäste freuen.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Noch hat der Kreis die 50 nicht erreicht. Landrätin Riedmaier und die Beigeordneten Ehrgott, Geißer und Lauerbach begrüßten zum 47. Geburtstag des Landkreises Südliche Weinstraße traditionell viele Gäste zum Kreisempfang.

Aufgrund des durchmischten Wetters fand der Empfang im Kreishaus selbst statt. Umrahmt wurde er von der Bläserklasse der Paul-Gillet-Realschule plus in Edenkoben unter Leitung von Dietmar Wiedmann.

Das Ensemble zeige, „wie verzweigt und vielfach die Mitarbeiter sowie die Verantwortlichen der Kreismusikschule Südliche Weinstraße in der musikalischen Bildungslandschaft“ arbeiteten. Die Schule gebe viele Impulse und biete vielen Kindern und Jugendlichen die Teilhabe an Musikkultur, so Riedmaier.

Die Bläserklasse der Paul-Gillet-Realschule-Edenkoben. Foto: Pfalt-Express/Ahme

Die Bläserklasse der Paul-Gillet-Realschule-Edenkoben mit Dirigent Dietmar Wiedmann.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Unter den Gästen befanden sich der Landauer OB Thomas Hirsch, die MdL Alexander Schweitzer und Wolfgang Schwarz, sowie Mitglieder des Kreistags, Bürgermeister der Verbandsgemeinden und Gemeinden, Vertreter von Polizei, Kirchen, der Wirtschaft, Institutionen und der Weinwirtschaft.

„Heute ist uns – im Wissen um die schweren Unwetter und ihre Folgen auch hier im
Landkreis – eher zu einem verhaltenen Feiern zumute aber der Kreisempfang ist ja immer
auch eine Gelegenheit zu Begegnung, Gedankenaustausch, Erneuerung der Kontakte und
Vergewisserung unserer gemeinsamen Verantwortung.

Die Grundüberlegung meiner heutigen Rede zum Kreisempfang ist in der Rückschau auf
das letzte Jahr und der Vorausschau auf das Kommende meine Auffassung, dass wir
ernste Herausforderungen zu bewältigen haben. Wenn wir diese aktiv, gestaltend und klug
annehmen, werden daraus neue Chancen erwachsen“, wandte sich Landrätin Riedmaier an die Gäste.

Herausforderungen: Riedmaier erinnerte aktuell an die Überflutungen in Annweiler: „Was aber gestern Nacht in der Stadt Annweiler zu erleben war, ist außerhalb bisheriger
Erfahrungen, wie auch unser KFI Rudi Götz sagt: Überflutete Straßen, Kanaldeckel durch
Wasserdruck ausgehoben, ein Hangrutsch am Klingelberg, der gewaltige Wassermassen
und Schlammlawinen aus dem Wald stürz lässt, die halbmeterhoch in den Straßen wäl-
zen; Gärten, Keller überfluten.

Die Einsatzkräfte der Feuerwehren, des THW, der Bauhöfe, der Straßenmeisterei, waren
die ganze Nacht hart am Arbeiten. 170 Feuerwehrleute waren ehrenamtlich in einem
schweren Einsatz, der heute Morgen um 5.30 Uhr beendet wurde.

Sicher muss in den Häusern und Gärten das Aufräumen noch weiter gehen – hier sollten
die Betroffenen gewiss auf Hilfe und gute Nachbarschaft bauen dürfen.“

Man habe in den letzten Jahren viel für Hochwasserschutzmaßnahmen getan; Regen-
rückhaltebecken an vielen Orten, der Hochwasserdamm vor Siebeldingen, Maßnahmen
der Verbandsgemeinden für natürliche Bachläufe im Programm „Aktion blau“ und vieles
mehr.

Beim Kreisempfang gab es Gelegenheit, sich auszutauschen. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Beim Kreisempfang gab es Gelegenheit für die Gäste, sich auszutauschen.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Klimaschutz und Naturschutz blieben ernsthafte Herausforderungen, fasste Riedmaier zusammen.

„Schnelles Internet“ sei derzeit wichtigstes, größtes und herausforderndstes kommunalpolitisches Projekt im Landkreis SÜW.

Angestrebt werde ein flächendeckender Ausbau mit zukunftssicherer, leistungsfähiger Breitband-Infrastruktur, sagte die Landrätin.

Der Förderantrag liege seit Ende April beim Bundesministerium; der Antrag für die
ergänzende Landesförderung sei vergangene Woche gestellt worden. „Unser Ziel ist, bis Ende
2018 bei mindestens 95 Prozent 30 MBit-Versorgung und bei mindestens 85 Prozent der Haushalte
im Landkreis Südliche Weinstraße eine 50 MBit-Versorgung zu garantieren.“

In den Förderantrag seien auch die Gewerbegebiete einbezogen worden. Insgesamt rechne man mit einem Finanzvolumen von etwa 12,5 Mio. Euro, wofür man „90 Prozent Fördermittel einwerben könne und wolle.“ Riedmaier sieht in diesem Projekt „eine neue Chance für Standortsicherung und Zukunftsentwicklung der Südlichen Weinstraße.“

Die Landrätin ging natürlich auch auf die Flüchtlingsproblematik ein. Mittlerweile leben etwa 1200 Geflüchtete in den Gemeinden und Städten der Südlichen Weinstraße.

Die Unterbringung konnte vom Kreis dezentral organisiert werden. „Damit haben wir auch die Chancen für eine gelingende Integration: Die Flüchtlingskinder besuchen unsere Kindergärten, unsere
Grundschulen, die Berufsschule und auch die weiterführenden Schulen.

Die Volkshochschulen bieten den Erwachsenen Sprachkurse. Es gibt unglaublich tolle Beispiele nachbarschaftlicher Hilfe. Und wir haben wirklich sehr viele Bürger, die ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe arbeiten.“

Riedmaier schätzt die Zahl der ehrenamtlichen Helfer in diesem Bereich auf mehr als 2000 Aktive: „Das ist wirklich großartig, ermutigend und hoffnungsvoll“.

Frühe Integration sei wichtig um Parallelgesellschaften zu vermeiden. Etwas, was man zu Zeiten der Gastarbeiter in den 60er und 70er Jahren nicht bedacht habe: „Die Männer sind geblieben, ihre Familien sind nachgezogen, ihre Kinder und bereits ihre Enkel sind hier geboren; unser Land, unsere Gesellschaft hat damals nicht begriffen, wie wichtig ihre frühe Integration in unsere Gemeinschaften ist.“

Integration sei die wichtigste gesellschaftspolitische Aufgabe der Gegenwart und der nahen Zukunft. „Das ist eine ernste Herausforderung auch der kommunalen Politik – es ist aber auch die einzige und wirkliche Chance, eine friedliche Gesellschaft in Wohlstand und mit Zukunftsaussichten heranzubilden.“

Wesentliche Leitlinien müssten auf der europäischen Ebene bestimmt, verhandelt und
durchgesetzt werden, erklärt Riedmaier. „Ich teile mit vielen von Ihnen eine gewisse Sorge um Europa.

Stark auseinanderdriftende Kräfte sind gefährlich, weil sie das gemeinsame Verständnis der europäischen Idee und ihrer demokratischen Verfasstheit überschatten und vielleicht sogar bedrohen. EU-Präsident Jean Claude Junker hat zum 100sten Gedenken an Verdun vor wenigen Tagen den bemerkenswerten Satz gesagt (sinngemäß): Allen, die an Europa zweifeln, sei der Besuch der Soldatenfriedhöfe nahegelegt.“

Die Südliche Weinstraße sei eine höchst attraktive Region mit guten wirtschaftlichen Perspektiven, liebenswerten Gemeinden, hoher Kaufkraft und beachtlicher Lebensqualität.

„Unsere Dörfer nehmen eine sehr gute Entwicklung: Ein Beispiel ist Weyher, das sich beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ für die Bundesauszeichnung qualifiziert hat. Klingenmünster ist sogar im Europäischen Wettbewerb dieser Kategorie. Rohrbach hat sich sehr gut behauptet und Niederhorbach hat sich – in enormer ehrenamtlich-bürgerschaftlicher Leistung – ein neues „Festspielhaus“ erbaut“, so Riedmaier.

Die Südliche Weinstrasse kann mit Vielem punkten. Dazu gehören die erfolgreichen Weine, das barrierefreie Vorzeige-Projekt „Tourismus für alle“, der Gastronomiewettbewerb sowie eine steigende Wertschöpfung aus Weinbau und Fremdenverkehr.

Gute Bildung der jungen Generation sei die Grundlage für eine weiter prosperierende Zukunft. Genannt wurde Melina Bentin aus Impflingen, die beim Wettbewerb „Jugend forscht“ erfolgreich war.

„Sie ist in der Kategorie „Arbeitswelt“ bis zum Landesentscheid gekommen – mit einer Untersuchung „Die perfekte Schlagsahne zum Nachmittagskaffee – Stabilität von Sahneschäumen“. Wenn das kein gutes Beispiel für die praktisch-pragmatische Seite unserer Bildungslandschaft ist“, schmunzelte Riedmaier. (desa)

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